Der Einsatz von digitalen Lernapplikationen mit darin aufbereiteten Lernangeboten bietet im Unterschied zu fix terminierten Trainings vor Ort eine hohe Flexibilität für das Lernen. So kann etwa eine Produkt- oder Qualitätsschulung in Form eines asynchronen Online-Kurses orts- und zeitunabhängig oder mithilfe mobiler Endgeräte sogar von unterwegs absolviert werden. Ebenfalls lassen sich Lernsequenzen individueller bestreiten: Lernende können sowohl das Lerntempo als auch den Lernweg besser ihren eigenen Präferenzen und Vorbedingungen entsprechend wählen.
«Blended Learning» verbindet
Während für die eine Person eine Wiederholung gewisser Lerninhalte notwendig sein mag, kann eine andere Person gegebenenfalls bestimmte Lerneinheiten überspringen. Durch das digitale Format lassen sich Daten zudem im Lernprozess auswerten, um dadurch Rückschlüsse über das Lernen einer Person zu gewinnen und ihr – durch ein System oder eine Person – Empfehlungen und Hilfestellungen für ihr Lernen geben zu können. Nicht zuletzt aufgrund all dessen steht digitales Lernen für ein bedarfsgerechtes Lernen nahe am Arbeitsplatz.
Zweifelsohne punkten auch Präsenztrainings – insbesondere in Situationen, in denen die physische oder unmittelbar soziale Anwesenheit tatsächlich entscheidend ist: Die Bedienung einer Maschine wird sinnvollerweise an der Maschine selbst trainiert. Oder ein Verkaufsgespräch übt man am effektivsten im direkten Kontakt mit einer realen Person in einer dem gegebenen Kontext entsprechenden Umgebung.
Letztlich entscheidet sich der Erfolg von Lernen nicht in der Frage von «digital versus nicht digital», sondern im jeweils passenden Einsatz wirkungsvoller Lernformen. Nicht selten resultiert daraus eine didaktisch aufeinander abgestimmte Kombination von digitalem Lernen und Präsenz – also das sogenannte «Blended Learning». Auf diese Weise werden die Vorteile beider Welten miteinander vereint und genutzt.
Auch für KMU
Oftmals wird der Einsatz von digitalem Lernen in erster Linie mit Grossunternehmen in Verbindung gebracht, die aufgrund ihrer Ressourcen sowie der möglichen Skalierbarkeit eher eigene digitale Lernwelten betreiben können. Die Flexibilität, welche digitales Lernen bietet, kommt aber gerade auch den Anforderungen von KMU besonders entgegen: Während ein Bedarf nach Weiterbildung unbestritten sein dürfte, macht es eine geringe Personaldichte oft schwierig, Mitarbeitende zu bestimmten Zeiten für Weiterbildungsaktivitäten zu entbinden. Digitales Lernen hilft hier, das Lernen zeitlich und örtlich besser auf den durch die Auftragslage vorgegebenen Arbeitsalltag der Mitarbeitenden abzustimmen.
KMU können digitales Lernen dabei unterschiedlich angehen. Sie können die Nutzung auf dem «Markt» bereits vorhandener digitaler Lernangebote vorantreiben. Über das Internet ist eine Fülle kostenloser wie auch kostenpflichtiger Lerninhalte – von Lernhäppchen bis hin zu kompletten Lehrgängen – zu einer Vielzahl von Themen zugänglich. Dazu muss im Unternehmen ein Bewusstsein dafür geschaffen werden, die Mitarbeitenden müssen hierfür gewonnen und zu deren Nutzung beziehungsweise zum aktiven Lernen mit solchen Lernangeboten befähigt werden.
Es gilt also, entsprechende Lern- und digitale Kompetenzen aufzubauen und zu fördern. Keinesfalls soll damit aber die Personalentwicklung einfach an die einzelnen Mitarbeitenden «ausgelagert» werden. Ihre Weiterentwicklung ist durch das Unternehmen gemeinsam mit ihnen aktiv zu gestalten und sie sind dabei proaktiv zu begleiten. Die hierzu notwendigen Kompetenzen der Personalentwicklung können entweder unternehmensintern aufgebaut oder eingekauft werden.
Solche externen digitalen Lernangebote stehen, wie bereits erwähnt, für viele, aber selbstverständlich nicht für alle benötigten Themen zur Verfügung. Branchen- und unternehmensspezifische Inhalte müssen je nachdem über andere Wege abgedeckt werden. Aber auch in diesem Fall kann es gerade für KMU aufgrund der Ressourcen spannend oder notwendig sein, das Rad nicht immer und nicht allein neu erfinden zu wollen.
Digitale Weiterbildungsmassnahmen können in Kooperationen oder Partnerschaften gemeinsam angestrebt und realisiert werden – sei dies beispielsweise im Rahmen von Berufsverbänden oder etwa mit Partnerunternehmen innerhalb einer Lieferkette. Natürlich ist hierbei entscheidend, die eigene Marktposition dadurch nicht zu schwächen oder gar zu gefährden.
Massgeschneiderte Systeme
Mit zunehmender Unternehmensgrösse kommt der Einsatz eigener digitaler Lernsysteme beziehungsweise Lernangebote immer mehr in Frage. Vielleicht noch nicht für Kleinst- und Kleinunternehmen, jedoch durchaus für mittelgrosse Unternehmen sind stärker massgeschneiderte Lösungen denkbar. So können zum Beispiel bestimmte Teile des wiederkehrenden Onboardings neuer Mitarbeitender oder die Sicherheitsschulung für die gesamte Belegschaft flexibel über digitale Lernangebote erfolgen.
Natürlich kann hier in der Regel nicht mit der gleich grossen Investitionskelle angerichtet werden, wie dies Grossunternehmen mit Tausenden von Mitarbeitenden können. Für ein erfolgreiches digitales Lernen ist dies allerdings auch nicht erforderlich. Mit einer klaren Strategie für das digitale Lernen sowie effektiven und effizienten Umsetzungen lassen sich wichtige Schritte im Hinblick auf Qualifizierung und Weiterbildung erreichen. Dabei ist eine Reduktion auf das Wesentliche oft hilfreich: Nicht alles zu wollen, was digital möglich ist, und im Gegenzug das, was man in Angriff nimmt, auch gewinnbringend zu tun.
Auch können KMU digitales Lernen als Anbieter von eigenen Bildungsmassnahmen einsetzen. Wenn ein KMU beispielsweise für seine Produkte Schulungen einer grösseren und/oder sich fortwährend erneuernden Kundschaft anbieten will, sind digitale Lernangebote eine gute Möglichkeit hierzu. Oder KMU, die selbst Bildungsinstitutionen sind, können dank digitalem Lernen ihren Kunden flexible und innovative Aus- und Weiterbildungen bieten.
Digitales Lernen ist längst nichts Aussergewöhnliches mehr. Es bietet nicht nur für Grossunternehmen Vorteile und Chancen, sondern auch für KMU. Bei Letzteren ist das Bewusstsein dafür, dass digitales Lernen auch für sie in der einen oder anderen Form durchaus machbar und sinnvoll sein kann, noch nicht ausgeschöpft. Es lohnt sich deshalb, als KMU die Möglichkeiten digitalen Lernens genau zu prüfen und die damit verbundenen Chancen auszuloten.