Wer hätte sich das vor zehn Jahren ausmalen können? Milliarden Menschen weltweit rennen direkt in die Arme einer berühmten amerikanischen Volkszählungs-Initiative (ihr Name beginnt mit «Face» und endet auf «book»). Indem die Menschen sich dort registrieren, verkaufen all jene ihre digitale Identität. Freiwillig. Und das, obwohl bis anhin die Verschlüsselung von Daten (also der Schutz der Privatsphäre) als weitaus wichtiger angesehen wird als die Sicherstellung der Authentisierung von Daten (also der Schutz vor unerlaubter Veränderung und vor falscher Identität).
Schutz unserer Daten
Nicht nur die Forschung konzentriert sich seit vielen Jahrzehnten auf innovative Methoden und Algorithmen zur Verschlüsselung von Daten. Auch Unternehmen (KMU und internationale Konzerne) und Privatpersonen investieren in die Verschlüsselung von E-Mails, Unternehmenskommunikation, HTTP(S)-Verbindungen, Datenbanken und Festplatten.Bevor es aber darum geht, warum eine gute Reputation und eine verifizierte Herkunft von Daten in Zukunft wichtiger sein werden als die Verschlüsselung der Daten, machen wir zunächst einen kurzen Ausflug in die Begrifflichkeiten: Traditionell betrachtet man in der Kryptografie zwei auf den ersten Blick unabhängige Eigenschaften von Daten:
- Sind die Daten verschlüsselt, also vor dem Lesezugriff von nichtberechtigten Dritten geschützt? Dieser Schutz geschieht üblicherweise mit Passwörtern oder kryptografischen Schlüsseln, die nur die Berechtigten kennen.
- Sind die Daten authentisiert, das heisst stammen die Daten unverändert von der als Urheber oder Absender angegebenen Quelle? Dieser Schutz wird technisch in aller Regel mit digitalen Unterschriften realisiert, die auch wiederum Passwörter und kryptografische Schlüssel benötigen.
In der sogenannten Public-Key-Kryptografie braucht jeder beteiligte Benutzer ein Schlüsselpaar, bestehend aus zwei Schlüsseln: einem öffentlichen Schlüssel, den die ganze Welt kennen kann (ja sogar kennen soll), sowie einem privaten Schlüssel, der nur dem Eigentümer des Schlüssels selbst bekannt sein darf. Mit dem öffentlichen Schlüssel des Empfängers einer Nachricht wird die Nachricht verschlüsselt. Mit dem dazugehörigen privaten Schlüssel kann der Empfänger die Verschlüsselung der Nachricht wieder öffnen. Bei der Authentisierung ist es genau anders herum: Mit dem privaten Schlüssel des Absenders wird digital unterschrieben, und mit Hilfe des dazugehörigen öffentlichen Schlüssels kann sich jeder von der Echtheit der digitalen Unterschrift überzeugen. Verschlüsselung und Authentisierung sind also komplementär zueinander.
Es besteht jedoch eine Verbindung zwischen der Verschlüsselung und der Authentisierung. Wie erwähnt, wird zur Verschlüsselung der öffentliche Schlüssel des Empfängers verwendet. Zum Beispiel geschieht dies beim Onlinebanking: Die Verbindung, die ein Mitarbeiter zum KMU-Server aufbaut, wird verschlüsselt – und zwar mit dem öffentlichen Schlüssel des KMU. Glücklicherweise ist dieser Schlüssel öffentlich, denn andernfalls müsste sich jeder Mitarbeiter und jeder externe Partner zuvor mit einem Vertreter der IT des jeweiligen KMU treffen und um den Schlüssel des KMU bitten. Das wäre nicht nur sehr umständlich, sondern auch enorm fehleranfällig. Stellen wir uns nur einmal den Fall vor, dass der Schlüssel des KMU-Servers geändert werden muss; der Aufwand wäre hierfür immens.