Gesichter wie sieben Tage Regenwetter und keine Wetterbesserung in Sicht – wenn das Klima in kleinen und mittelständischen Unternehmen aus unerklärlichen Gründen schlecht ist, dann sollten Unternehmer ganz genau hinschauen, denn die Folgen können unter anderem ein höherer Krankenstand, mehr Fluktuation und eine abnehmende Zufriedenheit der Mitarbeitenden sein. Um festzustellen, wie es um die Stimmung im eigenen Unternehmen bestellt ist, hilft das Modell der vier Klimazonen.
Stimmungsbarometer
Das Betriebsklima wird durch die folgenden vier Zonen geprägt:
- die unternehmerische,
 - die räumliche,
 - die soziale und
 - die atmosphärische Klimazone.
 
Die vier Zonen und die Parameter, die sie beinhalten, sind nicht streng getrennt, sondern beeinflussen sich gegenseitig. Trotzdem ergibt es Sinn, sich die Bereiche nach und nach anzusehen und zu analysieren, ob sich eventuell eine Klimakrise anbahnt und wo wir gegensteuern sollten. Anders als das schwer veränderbare Weltklima, lässt sich das Klima im Betrieb kurz- bis mittelfristig verbessern – durch individuelle Handlungs- und Kommunikationsmassnahmen. Schauen wir dazu einmal in die verschiedenen Klimazonen hinein.
Unternehmerische Klimazone
Zu dieser Zone gehören grundlegende Parameter wie Zielvorgaben, KPIs (Key Performance Indicators), Gehaltsmodelle, das Unternehmensleitbild usw. Wäre das Betriebsklima ein Haus, dann bildete die unternehmerische Klimazone also das Fundament, auf dem alles andere aufbaut. Auch Arbeitszeiten und das Führungscredo, das als Massstab für den Umgang mit Mitarbeitenden gilt, gehören zu diesem Bereich. Sie haben einen enormen Einfluss auf das Betriebsklima. Hier können schon kleine Veränderungen einen grossen Effekt haben:
Arbeitszeitmodelle überdenken
«Wer lange bleibt, hat mehr geleistet.» Das glaubt heute kaum noch jemand. Was spricht also dagegen, orts- und zeitunabhängige Arbeiten auch zwischen 18 Uhr und 8 Uhr oder am Wochenende zu erledigen, wenn es zum Lebensalltag des Arbeitnehmenden passt? Unserer Erfahrung nach sind Menschen leistungsfähiger und motivierter, wenn sie entsprechend ihrem Biorhythmus arbeiten können. Warum also nicht mit herkömmlichen Arbeitszeiten brechen und den Mitarbeitenden zutrauen, dass sie ihre Arbeitszeit eigenverantwortlich und effizient gestalten? Gleitzeitmodelle oder das Konzept der Vertrauensarbeit, gepaart mit flexiblen Homeoffice-Zeiten, können einen enormen Unterschied machen.
Durch Führungsleitlinien eine gemeinsame «Marschroute» festlegen
Mitarbeitende verlassen in den seltensten Fällen das Unternehmen, sondern meistens ihre Führungskraft. In jedem Unternehmen sollte daher eine einheitliche Führungsphilosophie erarbeitet und etabliert werden, an der sich Führungskräfte und Mitarbeitende orientieren können. Das Führungscredo vereint die Idee von guter Führung und der Absicht des Führens. Bei seiner Festlegung geht es zum einen um die Werte, die das Unternehmen vertritt. Zum anderen beschreibt es das Führungsverhalten, das für die Mitarbeitenden spürbar ist und ihnen als Orientierung dient. Im Führungscredo sollte zum Beispiel manifestiert sein, wie miteinander kommuniziert und interagiert wird, welche Vorstellungen das Unternehmen von guter Zusammenarbeit hat, wie mit Fehlern und Konflikten umgegangen wird und Innovationen gefördert werden.
Die räumliche Klimazone
Alles, was den tatsächlichen Arbeitsraum betrifft, gehört zur räumlichen Klimazone: Von wo arbeitet wer? Im Einzel-, Grossraum- oder gar heimischen Büro? Welche Ausstattung finden wir dort vor? Wie modern, bunt, trist oder renovierungsbedürftig ist der Firmensitz? Damit der Arbeitsraum einen positiven Einfluss auf das Betriebsklima nehmen kann, ist es wichtig, die Perspektive zu wechseln und offen zu sein für neue Arbeitsplatzmodelle. Zwei essenzielle Parameter innerhalb der räumlichen Klimazone sind der «analoge» Arbeitsplatz und der virtuelle Raum.
Arbeitsplatz sinnvoll gestalten
Eine produktive und angenehme Arbeitsatmosphäre entsteht erst, wenn die Umgebung der Komplexität des Arbeitsalltags gerecht wird. Dafür braucht es Büros, die den Wechsel zwischen Stillarbeit, Austausch, Konzentrationsphase, Gruppenarbeit und allen anderen Formen der Arbeit erleichtern und eine angenehme Arbeitsatmosphäre schaffen. Immer mehr Unternehmen entwickeln daher ein individuelles Arbeitsplatzangebot für ihre Mitarbeitenden – weg vom klassischen Schreibtisch, hin zu Sofaecken, Besprechungsinseln, Kreativräumen, Rückzugsorten, Entspannungsplätzen und vielem mehr. Es gibt eine Vielzahl an Ideen rund um die Gestaltung von Besprechungs- und Social-Räumen. Vielleicht arbeiten im Unternehmen auch Menschen mit einem Händchen für Inneneinrichtung? Und falls nicht, dann finden sich genügend externe Profis, die das übernehmen können.
Virtueller Raum – Digitalität gestalten
Der Grat zwischen der digitalen und analogen Arbeitswelt ist schmaler geworden. Sie bilden Synergien, überschneiden und ergänzen sich. Es gilt, beide Welten bestmöglich zu gestalten und die Vor- und Nachteile sinnvoll zu nutzen. In virtuellen Räumen ist arbeitstechnisch (fast) alles möglich – vorausgesetzt, die Mitarbeitenden öffnen sich dem Thema und überwinden mögliche innere Barrieren. Mithilfe moderner Tools und Methoden können Online-Begegnungen attraktiv gestaltet werden. Dafür müssen aber erst einmal alle Mitarbeitenden ins Boot geholt werden. Jeder Einzelne sollte intensiv im Umgang mit den Tools geschult werden. Am besten erst einmal «spielen und experimentieren», um Ressentiments, Befürchtungen und Scham vor Fehlbarkeiten abzubauen.