Strategie & Management

Nachhaltiges Management

Warum es mehr braucht als Leadership-Kompetenzen

Nachhaltiges Management kann im Unternehmen nur Fuss fassen, wenn auch elaborierte Leadership-Kompetenzen vorhanden sind. Umgekehrt verhält es sich ganz ähnlich: Wenn eine grossartige Führungsperson keine Grundlagen und Entscheidungshilfen hat, an denen sie sich orientieren kann, kann sie ihre Ziele nicht erreichen.
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Höhere Löhne und konkurrenzfähigere Preise? Transparenz und Persönlichkeitsschutz? In Bildung oder Energiesparmassnahmen investieren? Ja zu quasi unbegrenzten Kommunikationsmöglichkeiten, Nein zu Smombies («Smartphone-Zombies»)? Die stetig neuen Entwicklungen stellen Unternehmen regelmässig vor Herausforderungen. Sie führen dazu, sich intensiv mit den jeweils eigenen Zielen auseinanderzusetzen. Dabei kann der Fokus auf ganz unterschiedliche Aspekte gelegt werden: Auf Wirtschaftlichkeit, Umweltschutz oder soziale Verantwortung, auf kurz- oder langfristigen Nutzen, lokale, regionale oder globale Auswirkungen. Damit Führungspersonen den passenden Weg in diesem Labyrinth aus Optionen einschlagen können, braucht es ein nachhaltiges Management-System und die Kompetenzen dieses erfolgreich umzusetzen. 

Zunehmende externe Einflüsse

Die starke Vernetzung über den gesamten Globus und unterschiedlichste Themenfelder ermöglichen einen niemals abreis­sen wollenden Fluss von neuen Entwicklungen. Aus allen Richtungen kommen Neuerungen auf eine Organisation zu – teils zögerlich und nur als einzelne Tröpfchen, teils als reissender Fluss. Damit ein Unternehmen von diesen Strömungen nicht hin- und hergerissen oder an einem Hindernis zerschmettert werden, braucht es eine starke Verankerung. Stichhaltige Grundsätze dienen einem nachhaltigen Management als Ankerhaken und er­möglichen ihm somit, allen Wettern zu trotzen. Zu diesen gehören ein kontinuierlicher Verbesserungsprozess, bereichsübergreifende Bestandsaufnahmen, Visionen, Ziele, treffende Entscheidungen und mass­geschneidertes Controlling.

Zum Erhalt des Qualitätsstandards und eines reibungslosen Einsatzes der verschiedenen Instrumente wird ein funktionierender Management-Prozess benötigt. Darin sollte an möglichst früher Stelle eine Nachhaltigkeitsbeurteilung eingeplant sein. Wird diese rechtzeitig und gewissenhaft durchgeführt, lassen sich Herausforderungen antizipieren, Lösungen erarbeiten und mühsame Kor­rekturen vorbeugen. In Hinblick auf die Nachhaltigkeit gilt es jeweils die drei Dimensionen zu beachten: Ökologie, Wirtschaft und Gesellschaft. Management-Ansätze sollten alle drei Themenfelder berücksichtigen, um ihre volle Wirkung zu entfalten. Dabei ist eine langfristige, globale Perspektive einzunehmen. Geht es darum, Entscheidungen zu fällen, sei speziell erwähnt, dass nicht allen drei Dimensionen der Nachhaltigkeit dieselbe Priorität eingeräumt werden darf. Die verschiedenen Aspekte sollten vorsichtig analysiert und gewichtet werden. Nur so kann ein klares Ziel verfolgt werden. 

Schlachtfeld Zielkonflikte

Mehr Effizienz, höhere Präzision, weniger Streuverlust – die Versprechen, welche neue Innovationen machen, sind vielfältig. Auf jedes Bedürfnis wird eingegangen, jede Zielgruppe bedient – oder eben nicht. Denn wenn die Interessen aller Interessengruppen gleichzeitig be­friedigt werden sollen, gerät man in eine Zwickmühle: Eine Anforderung schliesst die andere aus und Massnahmen, um dies zu umgehen, schränken ein anderes Bedürfnis ein. Einigkeit ist in weiter Ferne. Führungspersonen stehen vor der schwierigen Aufgabe, die Wünsche zu priorisieren, Kompromisse zu finden und möglichst vielen Ansprüchen gerecht zu werden. Gleichzeitig muss das Unternehmen natürlich konkurrenzfähig bleiben sowie finanziell gesund dastehen. Ein­deutige Entscheide zu treffen und diese bei allen Involvierten durchzu­bringen, wird so zur Monsteraufgabe. Als Leader müssen in dieser Situation sowohl die eigene Strategie, Businesspläne und das Stakeholdermanagement als auch ökologische Auswirkungen unter Kontrolle sein. Mit dem nötigen Fingerspitzengefühl und kommunikativen Fähigkeiten gilt es dann, die Betroffenen zu infor­mieren, zu motivieren und möglicherweise auch zu mobilisieren. 

Komplexität vermeiden

Der Mensch neigt dazu, bei komplizierten Thematiken komplett in dieser verwinkelten Gedankenwelt hängen zu bleiben. Werkzeuge, die so komplex sind wie die Problematik selbst, sind eigentlich kaum jemals notwendig. Stattdessen sollten wir uns auf simplere Ansätze besinnen. Etwa wenn ein verschachtelter Satz übersetzt werden soll: Hier beginnen wir mit einzelnen Teilsätzen und fügen diese nach und nach zu einem ganzen Bild zusammen. Für ein nachhaltiges Management be­stehen bereits einige Tools, die simpel an­zuwenden und auszuwerten sind – ausserdem sind sie weniger aufwendig und kostenintensiv als viele Softwares und Expertenberichte. Stattdessen kann beispielsweise auf die Umweltrelevanz­matrix zurückgegriffen werden. Diese identifiziert die relevantesten Auswirkungen einer Tätigkeit auf die Umwelt. Daraus lassen sich Massnahmen zur Antizi­pation und Reaktion ableiten. Für die betriebswirtschaftlichen Aspekte eignet sich eine Balanced Scorecard besonders gut. Sie veranschaulicht die wichtigsten Kennzahlen mit Blick auf die Strategie. 

Leader-Kompetenzen 

Ein nachhaltiges Management mit den richtigen Tools dient als Grundlage, um zukunftsweisende Entscheidungen zu treffen. Das Fällen dieses Entscheides und seine Realisierung liegen jedoch in den Händen der Unternehmensführung. Zwei Dinge müssen gegeben sein, damit ein nachhaltiges Management effektiv umgesetzt werden kann: Einerseits muss eine Unternehmenskultur etabliert sein, welche das Denken und Handeln im Sinne der Nachhaltigkeit in einem komplexen Umfeld befürwortet. Andererseits müssen die Stakeholder mitziehen. Empathie, Transparenz, angepasste Kommunikationsweisen und weitere Soft Skills entscheiden, ob die Interessengruppen zur Mitarbeit bewegt werden können. Besonders jene Parteien, die mit den Neue­rungen ver­lieren zu glauben, müssen von der Führung ernstgenommen und glaubwürdig beruhigt werden. Es wird deutlich, dass nachhaltiges Management im Unternehmen nur Fuss fassen kann, wenn auch elaborierte Leadership-Kompetenzen vorhanden sind. Umgekehrt verhält es sich ganz ähnlich: Wenn eine grossartige Führungsperson keine Grundlagen und Entscheidungshilfen hat, an denen sie sich orientieren kann, führt alles nicht zum Ziel. Der langfristige Erfolg wird erst durch die Kombination beider Aspekte greifbar. Veranschaulichen lässt sich dies sehr gut an der Schifffahrt: Nach der Beobachtung von Winden, Meeresströmungen und Felsen legt der Captain die Route fest. So kann er Gefahren eruieren und eine geeignete Route bestimmen. Hört er stattdessen nur auf sein Bauchgefühl, ohne geeignete Werkzeuge zur Hand zu nehmen, bringt er sich und das ganze Team in eine gefährliche Situation. Doch auch mit den richtigen Tools wird das Schiff nicht an seine Destination gelangen, wenn das Team nicht mitzieht. Der Captain muss seine Mannschaft dazu bringen, gemeinsam in eine Richtung zu rudern. Die Erfahrung zeigt, dass sowohl mit einem zu komplizierten oder nicht steuerbaren System, als auch wenn gar kein System angewendet wird, ein grosses Risiko besteht, das angepeilte Ziel zu verpassen. Darum: Gutes Management bedingt gutes Leadership, und umgekehrt.

Porträt