Industrie 4.0, M2M und das Internet der Dinge (IoT) sind unterschiedliche Themen mit gleichem Hintergrund: Bessere Vernetzung, zunehmende Miniaturisierung und fallende Hardwarekosten bereiten den Boden für sich selbst verwaltende Systeme. Oft spricht man heutzutage von Disruption, im gleichen Atemzug wie man Industrie 4.0 oder IoT erwähnt. Eine disruptive Technologie (engl. disrupt für unterbrechen, zerreissen) ist eine Innovation, welche eine bestehende Technologie, eine bestehende Dienstleistung beziehungsweise ein bestehendes Produkt womöglich vollständig verdrängt.
Neue Geschäftsmodelle
Also gemäss dem Wirtschaftstheoretiker Schumpeter: Zerstörung des Bekannten und Aufbau des Neuen. Für die Schweizer Wirtschaft und ihre Spieler kann das zu folgenden, strategischen Fragen führen: Bleiben Produkte in der «Betreuungshoheit» des Produzenten (wie bei Open-Source-Software und Bitcoin)? Erwerben die Kunden nicht mehr das Produkt, sondern ein Nutzungsrecht (wie bei Spotify und Netflix)? Werden Hersteller zu Dienstleistern (wie Mercedes mit Car2Go)? Welche Bedeutung wird die «Share Economy» bekommen (die Uberisierung des Alltags)? Wer an Disruption denkt, wird vermutlich keinen Stein auf dem anderen lassen wollen. Aber was bedeutet das nun für Firmen, vornehmlich KMU, in der Schweiz? Müssen sie anfangen, alles zu roboterisieren? Nein, auch wenn viele denken, dass eine einfache Roboterisierung genügt und dass ein paar Sensoren der Sache Leben einhauchen. Wie allerdings einführend erwähnt, geht es um Abläufe und Prozesse. Denn die Möglichkeit, Daten, Dienste und entsprechendes Wissen miteinander zu kombinieren, kann zu neuen, innovativen Geschäftsmodellen führen, die die neuen Kundenbedürfnisse bedienen können. Die Integration von Kunden und Geschäftspartnern in Geschäfts- und Wertschöpfungsprozessen gewinnt durch Automatisierung sowie Optimierung eine höhere Bedeutung in Industrieunternehmen, ähnlich einer vertikalen Integration in der Wertschöpfung.
Die Wertschöpfungskette einer IoT-Lösung besteht aus fünf Elementen: dem physischen Produkt, Sensoren, Connectivity-Technologien, einem Cloud-Back-end für Analytics und dem digitalen Service. Der Mehrwert für den Kunden wird durch die intelligente Aggregation der Daten erzeugt. Zum Beispiel kann durch die Analyse von Beleuchtungsdaten im Haushalt eine Glühbirne über eine App als Alarmanlage dienen. Um eine werthaltige IoT-Lösung zu entwickeln, müssen alle Ebenen betrachtet werden.
Die Chancen
Daneben bieten sich auch zahlreiche Chancen dank Optimierung und Individualisierung. Durch eine Reduktion der Komplexität kann ein kundenspezifisches, individuelles Produkt geschaffen werden, das identifizierbare Eigenschaften besitzt und die eigene Fertigung unterstützt. Des Weiteren kann eine Echtzeitsteuerung der Produktionsprozesse gezielte Optimierungen der gesamten Wertschöpfungskette ermöglichen, was zu fehler- und ausfallrobusten Systemen führt, die virtuell und ad hoc organisiert werden können. Auch für die Ressourceneffizienz gibt es positive Auswirkungen. Die virtuelle Steuerung und Überwachung der Produktionsdaten ermöglicht, den Ressourcenverbrauch zu optimieren und schnell anzupassen. Die Chancen kann man so zusammenfassen:
- Wirtschaftliche und flexible Produktion (Adaption)
- Steigerung der Maschinenverfügbarkeit (Produktionsmaximierung)
- Steigerung der Ressourceneffizienz (Ressourcen sparen)
- Effizientere Steuerung von Abläufen (Prozessoptimierung)
- Adaptivere Inbetriebnahme von Maschinen und Anlagen (Flexibilität)
- Integration von Partnern (Vertikalisierung)
- Fehlerursachenanalysen und automatische Korrekturen (Optimierung)
- Vernetzung und kontinuierliches Lernen und Verbessern (Intelligenz)
- Das Schaffen von neuen Geschäftsmodellen