Strategie & Management

Best Practice: Energiesparprojekt

«Think green, act green» – gilt auch im Hotel

Der Leitsatz «Think green, act green» setzt sich vermehrt auch im Hotel-Business fest. Weil viele Gäste das erwarten, aber auch aus wirtschaftlichen Gründen. Starling Geneva Hotel, das grösste Hotel der Schweiz, gehört zu den Vorreitern der Branche. Mit der SQS-Zertifizierung nach ISO 50001 setzte es zudem eine Benchmark.
PDF Kaufen

Ob sich im Spa viele oder wenige Gäste aufhalten – es kostet. Energie! Ob das Haus zwischenzeitlich voll oder nur teilweise belegt ist – es kostet. Energie für Kühlung, Klima, Küche, Heizung, IT und andere mehr. Hotels zählen zwar nicht zu den extrem energielastigen Branchen, aber sie haben relativ hohe «Bereitschafts-Fixkosten» als Charakteristikum, auch im Energie- und Sicherheitssektor. Die Energiekosten für Hotels bewegen sich gemäss Erhebungen von Hotelleriesuisse zwischen zwei und 4,5 Prozent vom Umsatz. Gemäss einer Studie besteht hier, je nach Typ und Grösse des Hotels, ein Sparpotenzial von bis zu 50 Prozent.

Umsichtig geführte Häuser investieren deshalb im Energie- und Sicherheitssektor gezielt in Optimierungsmassnahmen. Das Starling Geneva Hotel, SQS-zertifiziert nach ISO 9001, 14001 und 50001, setzt «konsequent auf Nachhaltigkeit», wie Generaldirektor Christian Marich im Gespräch mit «KMU-Magazin» erläutert.

Beträchtliches Sparpotenzial

Starling Geneva Hotel stellt sich wichtigen energie- und sicherheitstechnischen Herausforderungen. Das Hotel gehört gemäss Energiegesetz des Kantons Genf zu den Grossverbrauchern. «Klimatisierung und Heizung sind unsere grössten Energiefresser», erklärt Christian Marich und ergänzt: «Hier liegt denn auch das entscheidende Sparpotenzial. Der Wasserverbrauch dagegen fällt nicht so stark ins Gewicht.» Unerlässlich für das Hotel und das Gelände in unmittelbarer Nä­he zum Flughafen ist die Sicherheit. Da­für sorgen unter anderem 132 Überwachungskameras.

Direktor Marich bringt es auf den Punkt: «Kern unseres Bemühens ist unsere Haltung gegenüber Umweltaspekten. Diesen Fokus pflegen wir verstärkt seit 2009. Im selben Jahr haben wir unsere erste SQS-Zertifizierung nach ISO 14001 erlangt.» Um das Potenzial in diesem weiten Feld abzuschöpfen, arbeitet das Hotelmana-gement sehr eng mit der SIG (Service Industriel de Genève) zusammen. Als erstes Unternehmen hat das Hotel bei der SIG im Jahre 2012 ein umfassendes Energiesparprojekt gestartet. Dieses läuft unter der Bezeichnung «CPE – Contrat de Performance Energétique» mit dem Zweck, gemeinsame energetische, aber auch finanzielle Zielsetzungen zu erreichen. Konkret wurden in diesem Vertrag ins­gesamt 32 mögliche Sparmassnahmen ausgelotet. Danach wurden davon 12 Massnahmen ausgewählt und priorisiert. Gemäss Berechnungen der SIG sollten diese 12 Massnahmen eine Rückzahlung der durch die SIG vorfinanzierten Investitionen von 500 000 Franken innerhalb von fünf Jahren möglich machen.

«Nach internen näheren Abklärungen», so Christian Marich, «haben wir uns entschieden, dieses Payback-Ziel um ein Jahr auf vier Jahre zu verkürzen.» Und befindet sich das Projekt auf Kurs? Christian Marich: «Sehr gut! Alle Zwischenergebnisse deuten darauf hin, dass wir den Payback aus dem CPE-Vertrag sogar schon am Ende des dritten Jahres, also Ende 2015, erreicht haben werden.»

Die technischen Massnahmen

Welche technischen Massnahmen machen die Spareffekte möglich? Marich: «Ein ganzes Bündel, abgestimmt auf unsere Ausrichtung als Business- und Kongresshotel mit einer grossen Wellnesszone, Fitness- und Physiotherapie, drei Restaurants – darunter das in Genf sehr bekannte Olivo. Die Massnahmen berücksichtigen speziell auch, dass wir regelmäs­sig Kongresse mit Bankett für bis zu 1000 Personen bewältigen. Daneben beherbergen wir für Aussteller während Palexpo-Messen ein dichtes Konferenz- und Bankett-Programm. Hochbetrieb herrscht insbesondere auch während des Genfer Autosalons. Alle diese Aktivitäten führen zu Spitzenauslastungen, welche mit dem Normalbetrieb in Balance gehalten werden müssen, auch energiemässig.»

Das Hotel investierte also einerseits in technische Anlagen, andererseits aber auch in Software für die Systemsteuerung. Dazu drei praktische Beispiele: Anlageseitig wurde die Beleuchtung schrittweise auf LED umgestellt. Weiter wurden, um Licht zu sparen, gezielt Anwesenheitsmelder und Dämmerungslichtsensoren installiert, Letztere an Orten, die nach Einbruch der Dunkelheit unbedingt beleuchtet sein müssen. Die Steuerungsmöglichkeit der zahlreichen Optimierungen im Energiebereich des Hotels erfolgt zentral von der Reception aus von Hand, speziell auch für die Zimmer. Das Fein­tuning im Zimmer liegt dann in den Händen des Gastes.

Einstweilen ist es dem Hotel aus logistischen Überlegungen noch nicht möglich, auch den Umstieg in die Elektromobili­tät zu vollziehen. Das hat seinen besonderen Grund. «Da unser komfortabler Shuttle-Service zum Flughafen jährlich über 100 000 Personen zu befördern hat, prüften wir auch den Einsatz von Elektromobilen. Derzeit sind aber noch keine Fahrzeuge auf dem Markt, welche die erforderliche Transportkapazität von 8 bis 12 Personen bereitstellen», sagt Marich.

Mitarbeitende am Hebel

Können die Starling-Mitarbeitenden dieser Dynamik punkto Energieeffizienz und Nachhaltigkeit überhaupt folgen? Generaldirektor Marich spontan: «Ja, sie sind sehr engagiert, sie tragen das Ganze mit. Um das ambitiöse Sparziel im Rahmen unseres integrierten Management-Systems zu erreichen, haben wir hausintern ein ‹Komitee für Umwelt und Energie› geschaffen, in dem jedes Hoteldepartement eine Vertretung delegiert hat. In diesem Gremium von zehn Personen legen wir die Ziele fest und kontrollieren periodisch den Erreichungsgrad. Das funktioniert gut. Ein Beispiel: Wir begannen mit einer Recycling-Quote von 56 Prozent, heute haben wir bereits eine solche von 70 Prozent erreicht.»

Gemäss Christian Marich werden ausserdem alle Mitarbeitenden regelmässig für die Sache sensibilisiert – «on-the-job», aber auch mit dem hausinternen Newsletter «Eco News». Zusätzlich findet jedes Jahr ein spezieller Event für das gesamte Personal statt, an welchem die diversen Umweltanliegen unkonventionell und unterhaltend präsentiert werden – etwa in Form von filmischen Sketches mit hauseigenen «Schauspielern» oder mit einer Truppe aus Paris. Der Hoteldirektor ist über das Mitziehen des Personals erfreut: «Ja, das Engagement der Mitarbeitenden in Umwelt- und Energiefragen ist deutlich spürbar. Unsere Kontrollresultate belegen das. Das macht uns stolz.»

Porträt