Viele Hauptaktionäre vertreten bei Nachfolgeprojekten die Meinung, das Management-Team sei fachlich zwar ausgezeichnet, verfüge jedoch bei Weitem nicht über die finanziellen Mittel, um das Unternehmen zu erwerben. Bei der Beurteilung der Nachfolgefähigkeit des Managements spielen die unternehmerischen Fähigkeiten jedoch eine viel entscheidendere Rolle als die finanziellen Möglichkeiten.
Das Management-Team muss an die Erfolgschancen des Unternehmens glauben, eine längerfristige Perspektive zum Verbleib im Unternehmen einnehmen und ein den finanziellen Verhältnissen nach zumutbares Risiko in Form einer Beteiligung eingehen. Den Rest bestreiten Finanzinvestoren sowie Banken, die im Vergleich über viel mehr Mittel verfügen, aber auf das Know-how des Managements angewiesen sind. Investor, Management und Bank bilden so ein starkes Team auf Zeit.
Alle Beteiligten an einem Tisch
Geeignete Situationen für einen Management-Buy-out sind der Verkauf nichtstrategischer Konzernbereiche oder ausserfamiliäre Nachfolgeregelungen in privaten Unternehmen. Ist eine solche Situation gegeben, beauftragt das Management-Team bestenfalls vor dem Start des MBO-Projektes einen erfahrenen Berater, welcher durch das relativ komplexe Projekt mit vier Parteien führt. Hierzu gehören der aktuelle Eigentümer und Verkäufer, das Management-Team als Käufer einer Minderheitsposition, der externe Investor als Käufer einer Mehrheits- oder Minderheitsposition und die finanzierende Bank. Dadurch ergibt sich eine enge Verzahnung von Unternehmens-, Investoren-, Banken- und Management-Interessen, wobei deren Differenzierung wichtig ist.
Aus Sicht des verkaufenden Unternehmers ist es wichtig zu verstehen, dass mit einem MBO normalerweise nicht der höchste Preis erzielt wird. Die Chance ist jedoch gross, dass die vom Eigentümer langjährig geförderten Manager das Unternehmen in seinem Sinne und mit den bestehenden Mitarbeitern weiterführen. Allzu gross darf die Differenz des Kaufpreises zum Marktwert des Unternehmens jedoch nicht sein.
Der Finanzinvestor und das Management sind Käufer, wobei das Management normalerweise einen deutlich längeren Investitionszeitraum vorsieht. Der Finanzinvestor ist auf die fortgesetzte Mitarbeit des Managements angewiesen und erwartet von ihm eine Mindestinvestition, die dazu motiviert, das Unternehmen langfristig zum Erfolg zu führen und bei einem Verlust schmerzt, jedoch nicht in eine existenzielle Sackgasse führen würde. Vorbei sind die Zeiten, in denen von Management-Mitgliedern verlangt wird, dass sie sich hoch verschulden, um einen MBO zu realisieren.
Trotz der heute tieferen Hürde für einen MBO ist es unabdingbar, dass alle beteiligten Management-Mitglieder das moralische Einverständnis ihrer Lebenspartner abholen. Diese müssen sich mit dem Gedanken anfreunden können, dass sich der Partner verschuldet, um sich am Unternehmen zu beteiligen.
Initiierung des MBO-Prozesses
Erfahrungsgemäss ist für den weiteren Projektverlauf eine gute Basis gelegt, wenn das Management-Team beim Verkäufer die Erlaubnis einholt, konkrete Überlegungen zu einem MBO anstossen zu dürfen und in Erfahrung bringt, welche Grundkriterien dabei gelten. Dies beinhaltet auch die Möglichkeit, vertrauliche Informationen an Investoren und Banken abgeben zu dürfen. Ohne dieses Einverständnis des Eigentümers sollte auf keinen Fall ein MBO initiiert werden, da die meisten Arbeitsverträge Loyalitäts- und Vertraulichkeitsklauseln beinhalten. Kommt die Transaktion nicht zustande, enden Verletzungen dieser Klauseln oft vor dem Arbeitsgericht.
Was die Vorbereitung von Grundlagen angeht, unterscheidet sich ein MBO nicht merklich von einem Verkaufsprozess an einen Dritten. Das Management-Team muss einen belastbaren Businessplan aufstellen. Dieser dient allen Parteien zur Beurteilung der Marktposition des Unternehmens und dessen Weiterentwicklung. Zentral ist eine kritische Auseinandersetzung mit der Zukunft des Unternehmens und mit dem zu erzielenden Cashflow. Um die Nachhaltigkeit und Glaubwürdigkeit des vorgestellten Businessplans näher beurteilen zu können, führen die Investoren und Banken persönliche Gespräche mit dem Management-Team. Dadurch erlangen sie nebst den kommerziellen Erkenntnissen auch Eindrücke über die Führungsqualität des MBO-Teams.