Im ersten Teil des Beitrags («KMU-Magazin», Ausgabe 10/11) wurden Zielkonflikte, sogenannte «Dilemmata» oder «Trade-offs» als eine aktuelle Herausforderung in KMU aufgezeigt. Unternehmen und einzelne Mitarbeiter sollen gleichzeitig effizient und innovativ sein, kurzfristig Gewinn maximieren und langfristige Wettbewerbsvorteile aufbauen. Solche Ziele sind aber nicht einfach zu vereinen, denn sie stehen einerseits in Konflikt um die gleichen Ressourcen oder brauchen teilweise gegensätzliche Rahmenbedingungen. Andererseits sind sie aber auch gleich bedeutsam und können daher nicht generell vernachlässigt werden.
Ungelöste Herausforderung
In Unternehmen geht man von rational eindeutig lösbaren und strukturell beherrschbaren Zielkonflikten und Entscheidungen aus und versucht, diese anhand etablierter Handlungsmuster zu lösen. Dies führt zu keinen nachhaltigen Lösungen, sondern verlagert die Bearbeitung des Zielkonfliktes weiter in die Zukunft, wo sie schliesslich als krisenartige Ereignisse nicht mehr ignoriert werden können. Durch die entstandene Dringlichkeit werden Sie dann aber oft nicht mehr im Kern angepackt und gelöst. Traditionelle Handlungsmuster werden den zunehmend komplexen Herausforderungen mit unwägbaren Konsequenzen künftig also immer weniger gerecht.
Traditionelle Handlungsmuster
Trotz zahlreicher Zielkonflikte und der angeschnittenen Tiefe der Problematik müssen Unternehmen aktuell handlungsfähig sein und Individuen müssen kontinuierlich Entscheidungen treffen. Ein Umsteuern in der Handlungsweise kann daher nur schrittweise erfolgen und setzt in einem ersten Schritt bei der Reflexion der Art und Weise des Entscheidens und Handelns an. Typische bestehende Muster im Umgang mit Zielkonflikten, die es zu hinterfragen gilt, sind dabei:
Weitermachen wie bisher
Aus Mangel an verfügbaren oder angemessenen Handlungsoptionen werden die bisherigen Handlungsmuster oft einfach weitergeführt oder keine bewussten neuen Aktivitäten ergriffen. Bereits erzielte Erfolge scheinen dieses Festhalten an den Erfolgsrezepten der Vergangenheit zu rechtfertigen. Unerkannt bleibt, dass sie nicht mehr zu den neuen Herausforderungen passen, so dass neuartigen Erfolgen von vorneherein gar keine Chance gegeben wird. Beispielsweise verhindern traditionelle starre Organisationsstrukturen und Hierarchien die heute notwendige Generierung von Ideen in Unternehmen. Angemessener sind flexible, informelle Strukturen, welche den Mitarbeitern mehr Freiheiten für eigene Initiativen geben.
Solche Strukturen erscheinen weniger kontrollier- und beherrschbar, nicht zuletzt, da sie bislang als richtig anerkannte Verhaltensweisen widersprechen. Viele Unternehmen zögern daher, sie aufzugreifen und konsequent umzusetzen. Ähnliches gilt für Anreizsysteme, die in Form variabler Vergütung zwar für einfache Tätigkeiten hoch wirksam sein können, sich aber mit zunehmendem kognitiven Anspruch einer Aufgabe als Risiko für ihr Ergebnis erweisen. Eine Veränderung geht deshalb mit einer Anpassung der grundlegenden Annahmen über das Verhältnis von Unternehmensführung und Mitarbeitern einher.