Industrie 4.0, Internet of Things, Cloud – diese Begriffe sind momentan in aller Munde. Meist fehlt jedoch noch ein einheitliches Verständnis darüber, was sie bedeuten, wie sie in der Industrie umzusetzen sind und vor allem, welchen Nutzen die Anwender davon haben. Was fehlt, sind konkrete Wissensblöcke und Anweisungen. Wir versuchen hier etwas Abhilfe zu schaffen. Um die Unternehmen beim digitalen Wandel im Rahmen einer Wirtschafts-Transformation zu begleiten, haben die Branchenverbände Swissmem, Electrosuisse, Asut und Swiss-T.net letztes Jahr die Initiative «Industrie 2025» lanciert. Ziel der Initiative ist es, Wissen über die Industrie 4.0 zu vermitteln, Konzepte in die Industrie zu tragen, Akteure zu vernetzen und sie in der konkreten Umsetzung zu unterstützen.
Entwicklungen
Für die einen ist es eine Revolution, für die anderen eine logische Konsequenz der Digitalisierung und der Vernetzung durch das Internet. Ende des 18. Jahrhunderts machten Wasserkraft und Dampfmaschine eine mechanische Produktion möglich. Dann folgte im 19. Jahrhundert die Elektrizität und mit dem Fliessband die Massenproduktion. Mitte der 1970er-Jahre begann die Automatisierung, als Computer und Industrieroboter Einzug in die Fabriken hielten. Und die vierte industrielle Revolution startete Ende der 90er-Jahre mit dem Durchbruch des Internets.
Neue Dimensionen
Die Einführung von Internetfunktionen in die Arbeitsprozesse der Produktion ermöglichte völlig neue Dimensionen: Physische und virtuelle Systeme konnten miteinander verbunden werden. Vernetzte Systeme lassen bereits heute die Maschinen direkt miteinander kommunizieren und selbstlernende Software optimiert auch komplexe Abläufe. Es ist also weniger ein Modebegriff als bereits schon vielerorts Realität. Der Begriff Industrie 4.0 steht jedoch für die vollständig digitalisierte Wertschöpfungskette einer Unternehmung. Die Geräte, Maschinen und Materialien kommunizieren miteinander und ermöglichen so einen reibungslosen Ablauf, und das auf intelligente Weise: lernfähig und ohne die Einflussnahme des Menschen.
Der grosse Unterschied von den Anfängen in den 2000er-Jahren bis heute ist, dass dies, ähnlich wie damals bei der Einführung von Computern, oft nur grossen Firmen mit ebenso grossen Budgets vorbehalten war. Seit einigen Jahren mehren sich jedoch die Möglichkeiten für den Bezug von günstigen Komponenten und die Verbindung von bestehender Basissoftware. Und intelligente Systeme im Haushalt, Verkehr und Logistik schleichen sich in den Alltag.
Das Internet der Dinge
Laut einer aktuellen Prognose des US-Netzwerkspezialisten Cisco wird sich die Anzahl aller am Internet verbundenen Geräte innerhalb von nur fünf Jahren verdoppeln. So soll das Internet der Dinge im Jahr 2020 schon insgesamt 50 Milliarden Smartphones, PCs, Wearables, Sensoren und sonstige Geräte umfassen. Durch deren Verknüpfung werden diese Dinge intelligent und deswegen spricht man vom «Internet of Things» (IoT). Analog sind die physischen und digitalen Komponenten in einem Netz mit logischer Architektur verbunden. Man kann sich das Internet of Things als die intelligente Version einer Machine-to-Machine-Kommunikation (M2M) vorstellen, die mit einer sensorbasierten Datenerfassung und einer prozessorbasierten Entscheidungsfindung gekoppelt ist.
Neue Netzwerke
Damit diese Kommunikation stattfinden kann, braucht es dazu die nötige Kommunikationsbandbreite. Und damit die vielen Geräte das Mobilnetz nicht belasten, arbeitet zum Beispiel die Swisscom daran, ein eigenes IoT-Netz aufzubauen. Das sogenannte Low Power Network (LPN) soll die Kommunikation unter Maschinen auf Mobilfunkbasis möglich machen. Findet eine flächendeckende Vernetzung statt, spricht man von Smart Connections oder von Verbünden.
Die Industrie 4.0 ist eigentlich nur die konsequente Anwendung des IoT in der industriellen Fertigung. Wer sich mit dem Einstieg in die Industrie 4.0 beschäftigt, sollte sich nicht von abstrakten Visionen leiten lassen. Grundsätzlich geht es primär um die Implementierung von Prozessverbesserungen sowie Produktivitätssteigerungen und nicht um den Einsatz von revolutionären Technologien an sich. Ein Unternehmen muss nach der Identifikation von Prozessschwachstellen prüfen, ob bei der Optimierung ein Nutzen durch den Einsatz von ICT-Technologien und Vernetzungskonzepten erzielt werden kann, wobei die Kosten/Nutzen-Frage zu beachten ist. So kann man heutzutage zum Beispiel mit RFID spannende und effiziente Logistiklösungen bauen, jedoch sind die Kosteneinsparungen in der Praxis noch zu wenig attraktiv.