Für Personaler gestaltet sich die Suche nach der richtigen Nachwuchsführungskraft immer schwieriger. Auch wenn viele es sich zum Ziel gesetzt haben, im Laufe ihrer Karriere eine Executive-Position einzunehmen, verwirklichen nur wenige dieses Ziel, da die Anforderungen oft unterschätzt werden. Laut dem Businessmagazin Forbes scheitern 40 Prozent der neuen Führungskräfte innerhalb der ersten 18 Monate.
Hohes Risiko
Daher machen viele Unternehmen aus der Not eine Tugend und versuchen, ihre künftigen Manager aus den eigenen Reihen zu rekrutieren. Die frisch Beförderten stehen dann vor der Herausforderung, wie sie ihre neue Führungstätigkeit möglichst schnell und effizient ausfüllen können. Denn in der Regel werden sie darauf gar nicht oder nur unzureichend vorbereitet. Dabei sind diese Übergänge mit einem hohen Risiko verbunden. Der betroffenen Führungskraft droht bei einem Scheitern ein Karriereknick. Unternehmen hingegen müssen mit hohen Kosten, Wertvernichtungen, Verzögerungen und Irritationen inner- wie ausserhalb des Unternehmens rechnen, wenn die Neubesetzung einer Führungsposition misslingt. Um aus erfolgreichen Experten ebenso erfolgreiche Führungskräfte zu machen, sind drei Dinge notwendig. Primär ist es wichtig, dass Führungsnovizen die Besonderheiten des Übergangs vom Experten zur Führungskraft kennen und entsprechend nachvollziehen können. Dabei ist es ebenso wichtig, dass sie eine angemessene Form der Unterstützung und Qualifizierung erhalten und sehr die unterschiedlichen Anforderungen der Management-Levels und die Besonderheiten des Übergangs beherrschen.
Besonderheiten
Der erste Übergang vom Experten / Sachbearbeiter zur Führungskraft ist für viele Jung-Manager der schwierigste, da er einen umfassenden Wandel ihrer Tätigkeit erforderlich macht. Die vermutlich tiefgreifendste Veränderung besteht darin, dass sie die Arbeitsergebnisse nicht mehr selbst erbringen, sondern an ihre Mitarbeiter delegieren müssen. Ein Fachexperte, der es gewohnt ist, Aufgaben mit hoher Qualität selbst zu erledigen, hat häufig Probleme damit, sich aus dem operativen Tun zurückzuziehen und andere zu führen. Vielen Nachwuchschefs mangelt es an Zeit für wichtige Führungsaufgaben, da sie überzeugt sind, den besten Beitrag zu liefern, wenn sie die schwierigsten Projekte weiterhin selbst übernehmen.
Führungsnovizen sollten daher folgende Skills beherrschen: wirksame Mitarbeiter- und Teamführung, Definition und Kontrolle von Leistung (z.B. Kundenzufriedenheit, Effizienz und Qualität), teaminternes und -übergreifendes Konfliktmanagement sowie die Definition und Optimierung von Arbeitsprozessen und Standards. Besonders sollten sie sich Zeit für Mitarbeitergespräche (Feedback, Beurteilung, Entwicklung), systematische Planung und Kontrolle von Budgets und Personal, Leistungsanalysen im Team und Kommunikation im Unternehmen und mit Kunden nehmen.
Hinzukommt auch, dass sich Jung-Manager neue Werte aneignen sollten, wie zum Beispiel konsequentes Wahren der Interessen des Unternehmens gegenüber den Mitarbeitern, Fordern und Fördern von Mitarbeitern, indem eine effektivere Arbeitsmethodik definiert und eingefordert wird und die Konfrontation von Minderleistung, etwa durch das Herausholen einzelner Mitarbeiter aus ihrer Komfortzone. Ob ein frisch Beförderter den Übergang bewältigt hat, zeigt sich beispielsweise daran, ob er weiterhin selbst Sachaufgaben mit hoher Priorität bearbeitet oder ob er formale Führungsaufgaben wie regelmässige Mitarbeitergespräche, Leistungsbeurteilungen oder Budgetplanungen als bürokratisch empfindet und vermeidet.