Strategie & Management

Energie- und Umweltmanagement IV

«Der Schlüssel zur Energieeffizienz ist die intelligente Automatisierung»

Die weltweit tätige Sauter-Gruppe bietet Lösungen für Gebäudemanagement und Raum­automation. Dabei ist Nachhaltigkeit Teil des Kerngeschäfts. Im Gespräch mit dem «KMU-Magazin» sagen Dr. Walter Reithofer, Executive Vice President Technology, und Dr. Dirk Bongert, Head of Quality Management, was das konkret bedeutet.
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Herr Dr. Reithofer, Herr Dr. Bongert, nachhaltige Lösungen sind Ihr Geschäft. Wie verhält sich Sauter unternehmensintern in Nachhaltigkeits- und Energiefragen?
Reithofer: Als Produzent von Regel-, Steuer- und Gebäudemanagement-Sys­temen engagiert sich Sauter seit Jahr-zehnten für einen energieeffizienten Betrieb von Gebäuden. Und wir machen das natürlich auch im eigenen Haus. Unser Neubau, 2010 in Betrieb genommen, war das erste multifunktionale Nutzgebäude der Nordwestschweiz, das Verwaltung, Produktion und Logistik beherbergt und das Qualitätssiegel Minergie trägt. Der Neubau ist hoch wärmeeffizient. 30 Prozent der Gesamtenergie konnten eingespart werden. Die Nähe zum Rhein liefert Grundwasser. Im Sommer können wir so das 16 Grad warme Wasser zur Kühlung benutzen. Selbstverständlich sind Wärmepumpen installiert. Überdies existiert eine optimierte Verschattung mit entsprechenden Automatismen der Storen. Dadurch lässt sich die Temperatur mit minimalem Energieaufwand im Komfortfenster halten. Der Schlüssel zur Energieeffizienz ist die intelligente Automatisierung.

Und wie erfolgt dabei die energetische Bewertung?
Reithofer: Eine energetische Bewertung erfolgte unter anderem mittels Simulationsrechnung. Dabei wurden die Gebäude und alle Anlagenkomponenten genau so im Detail abgebildet wie die inneren Wärmequellen durch die tatsächlich anwesenden Personen, die installierte Beleuch­tung und deren Betrieb, die Geräte und Maschinen nach Grösse und Betriebszeit. Resultat: Der Neubau des Sauter Head Office mit Produktion und Lagerhalle weist flächenbezogene Primärenergiebedarfswerte auf, die mit zirka 32 kWh /m₂ pro Jahr noch weit unter 100 kWh /m₂ pro Jahr liegen, dem Grenzwert für hocheffiziente Nichtwohngebäude.

Wie ist die Sauter-Gruppe im Markt positioniert?
Bongert: Unser Hauptabsatzmarkt be­findet sich in Europa. Die Dach-Länder, Frankreich, Italien, Niederlande sowie Spanien, machen den grössten Teil des Geschäfts aus. In diesen Ländern sind wir nach Siemens die Nummer zwei. Darüber hinaus sind wir aber auch in Asien sehr aktiv. Beispielsweise rüsten wir in Shanghai den neuen Novartis-Campus aus.

Mit innovativen Projekten?
Reithofer: Gewiss, zum Beispiel der Roche-Tower in Basel, das höchste Gebäude der Schweiz. Es eröffnet neue Dimensionen bezüglich Arbeitsplatzgestaltung, Energieeffizienz und Bedienungskomfort. Dafür waren spezielle Weiterentwicklungen des Raumbediengeräts mit En-Ocean-Technologie notwendig. Dank Solarzellen ist dieses energieautark, seine Kommunikation mit dem Raumregler erfolgt per Funk, also drahtlos, was die Raumgestaltung für den Nutzer sehr flexibel macht. Gesamtlösungen in der heutigen Gebäudeautomation verlagern sich immer mehr von der Hardware zur Software und zum Service. Die Software ist das, was der Kunde letztlich wahrnimmt. Daher bringen wir ständig neue, innovative Softwareprodukte wie unser Sauter Vision Center auf den Markt. Es handelt sich um eine zu 100 Prozent webbasierte Lösung mit höchstem Anwendungskomfort zur Überwachung, Visualisierung sowie Bedienung der Gebäudeanlagen. Flexible Funktionen und eine intuitive Bedienung erlauben die Abbildung komplexer Prozesse. Und natürlich ist dieses Softwarepaket sowohl in der Cloud als auch lokal nutzbar. Die Gesamtbetrachtung über die Lebensdauer eines Gebäudes wird zunehmend wichtiger, was auch Planer und Behörden berücksichtigen. Es lohnt sich eben, nicht nur die Erstellungskosten, sondern vor allem die Betriebskosten eines Gebäudes über die gesamte Lebensdauer zu evaluieren. Mit intelligenter Automatisierung lassen sich diese massiv senken.

Wo spüren Ihre Kunden die nachhaltige Firmen-Philosophie?
Reithofer: An unseren Sauter-Werten «innovative, responsible und passionate». Wir haben am Markt die innovativsten Lösungen, sind kein Massenlieferant. Wir sind flexibel und passen uns den Bedürfnissen unserer Kunden an. Wir sind verantwortlich gegenüber unseren Kunden, Shareholdern, Mitarbeitern und unserer Umwelt. Und wir sind mit Begeisterung im Einsatz. Die Münchner Projekte «Nu-Office» mit der Bestnote im Gebäudezertifizierungsprogramm LEED und die Highlight Business Towers sind treffende Beispiele dafür.

Was genau investieren Sie in die Nachhaltigkeit?
Bongert: Viel! Vorab natürlich in unsere eigentliche Mission, die mit energieeffizienten Lösungen Lebensräume mit Zukunft schaffen will. Auf dieses Ziel hin werden alle unsere Produkte entwickelt und abgestimmt. Investiert wurde auch in die Öko-Bilanzierung unserer Produkte. Mit der Ökobilanz werden die Auswirkungen aller relevanten Stoff- und Energieströme auf die Umwelt über den gesamten Lebensweg erfasst. Diese Analyse bildet die Grundlage für eine Umweltproduktdeklaration. Dadurch können Produkte mit gleichem Nutzen nach ökologischen Kriterien verglichen werden. Auch hier sind wir Vorreiter.

So viel zu den Produkten. Wie fördern Sie Ihre Mitarbeiter in Sachen Nachhaltigkeit?
Bongert: Natürlich investieren wir auch in das Skill-Management. Mit einer Vielzahl verschiedener Seminare, Web-based Trainings (WBT), Webinaren, Videos, und anderem mehr bieten wir unseren Mitarbeitenden kontinuierliche Wissenserweiterung an. Im «Eco 10-Programm», einem WBT-Lernprogramm mit Test, wird unser Nachhaltigkeits-Approach beschrieben. Jeder Mitarbeiter muss das beherrschen. Der Mensch macht die Qualität. Ganz wichtig ist daher der tägliche, persönliche Kontakt mit den Mitarbeitenden. Dieses «tägliche Qualitäts-Audit» gibt einen sehr genauen Überblick über die aktuelle Situation in unserer Fertigung. Man erhält sofortiges Feedback und kann anstehende Themen gleich im Ansatz schneller und effizienter lösen. Deshalb werden diese Gespräche sehr geschätzt.

Wie hat sich Exzellenz bei Sauter entwickelt?
Bongert: Sauter verkörpert Schweizer Qualität. Das laufend weiterentwickelte Management-System sichert diesen Wert. Die Einführung unseres ersten QM-Systems nach ISO 9001 erfolgte im Jahr 1991 in Basel. Zertifiziert wurden wir 1993 durch die SQS. 1995 folgte unsere Tochtergesellschaft in Deutschland, und im Anschluss daran wurde das Projekt «ISO 9001 International» gestartet, welches die Zertifizierung weiterer Töchter ermöglichte. Im Jahr 2004 erfolgte dann die Integration des Umweltmana­gements nach ISO 14001 und des Arbeitssicherheitsmanagements nach OHSAS 18001 in unser bestehendes QM-System, welche dann ein Jahr später mit den erfolgreichen Zertifizierungen abgeschlossen wurde.

Nun machen Sie mit dem Projekt «Energie-Management ISO 50001» einen weiteren Schritt. Worin besteht hier die Herausforderung?
Bongert: Wir erfüllen schon heute alle notwendigen Voraussetzungen. Diese wollen wir jetzt von einer anerkannten Institution – der SQS – bestätigen lassen. Das Projekt «ISO 50001» ist für uns sozusagen das i-Pünktchen für unsere Wertehaltung im Bereich Energieeffizienz und Nachhaltigkeit.