Herr Dr. Reithofer, Herr Dr. Bongert, nachhaltige Lösungen sind Ihr Geschäft. Wie verhält sich Sauter unternehmensintern in Nachhaltigkeits- und Energiefragen?
Reithofer: Als Produzent von Regel-, Steuer- und Gebäudemanagement-Systemen engagiert sich Sauter seit Jahr-zehnten für einen energieeffizienten Betrieb von Gebäuden. Und wir machen das natürlich auch im eigenen Haus. Unser Neubau, 2010 in Betrieb genommen, war das erste multifunktionale Nutzgebäude der Nordwestschweiz, das Verwaltung, Produktion und Logistik beherbergt und das Qualitätssiegel Minergie trägt. Der Neubau ist hoch wärmeeffizient. 30 Prozent der Gesamtenergie konnten eingespart werden. Die Nähe zum Rhein liefert Grundwasser. Im Sommer können wir so das 16 Grad warme Wasser zur Kühlung benutzen. Selbstverständlich sind Wärmepumpen installiert. Überdies existiert eine optimierte Verschattung mit entsprechenden Automatismen der Storen. Dadurch lässt sich die Temperatur mit minimalem Energieaufwand im Komfortfenster halten. Der Schlüssel zur Energieeffizienz ist die intelligente Automatisierung.
Und wie erfolgt dabei die energetische Bewertung?
Reithofer: Eine energetische Bewertung erfolgte unter anderem mittels Simulationsrechnung. Dabei wurden die Gebäude und alle Anlagenkomponenten genau so im Detail abgebildet wie die inneren Wärmequellen durch die tatsächlich anwesenden Personen, die installierte Beleuchtung und deren Betrieb, die Geräte und Maschinen nach Grösse und Betriebszeit. Resultat: Der Neubau des Sauter Head Office mit Produktion und Lagerhalle weist flächenbezogene Primärenergiebedarfswerte auf, die mit zirka 32 kWh /m₂ pro Jahr noch weit unter 100 kWh /m₂ pro Jahr liegen, dem Grenzwert für hocheffiziente Nichtwohngebäude.
Wie ist die Sauter-Gruppe im Markt positioniert?
Bongert: Unser Hauptabsatzmarkt befindet sich in Europa. Die Dach-Länder, Frankreich, Italien, Niederlande sowie Spanien, machen den grössten Teil des Geschäfts aus. In diesen Ländern sind wir nach Siemens die Nummer zwei. Darüber hinaus sind wir aber auch in Asien sehr aktiv. Beispielsweise rüsten wir in Shanghai den neuen Novartis-Campus aus.
Mit innovativen Projekten?
Reithofer: Gewiss, zum Beispiel der Roche-Tower in Basel, das höchste Gebäude der Schweiz. Es eröffnet neue Dimensionen bezüglich Arbeitsplatzgestaltung, Energieeffizienz und Bedienungskomfort. Dafür waren spezielle Weiterentwicklungen des Raumbediengeräts mit En-Ocean-Technologie notwendig. Dank Solarzellen ist dieses energieautark, seine Kommunikation mit dem Raumregler erfolgt per Funk, also drahtlos, was die Raumgestaltung für den Nutzer sehr flexibel macht. Gesamtlösungen in der heutigen Gebäudeautomation verlagern sich immer mehr von der Hardware zur Software und zum Service. Die Software ist das, was der Kunde letztlich wahrnimmt. Daher bringen wir ständig neue, innovative Softwareprodukte wie unser Sauter Vision Center auf den Markt. Es handelt sich um eine zu 100 Prozent webbasierte Lösung mit höchstem Anwendungskomfort zur Überwachung, Visualisierung sowie Bedienung der Gebäudeanlagen. Flexible Funktionen und eine intuitive Bedienung erlauben die Abbildung komplexer Prozesse. Und natürlich ist dieses Softwarepaket sowohl in der Cloud als auch lokal nutzbar. Die Gesamtbetrachtung über die Lebensdauer eines Gebäudes wird zunehmend wichtiger, was auch Planer und Behörden berücksichtigen. Es lohnt sich eben, nicht nur die Erstellungskosten, sondern vor allem die Betriebskosten eines Gebäudes über die gesamte Lebensdauer zu evaluieren. Mit intelligenter Automatisierung lassen sich diese massiv senken.