Bereits sieben Spiele vor Ende der Saison 2020 war klar, dass die Reds aus Liverpool nach 30-jähriger Durststrecke die englische Premier League gewinnen würden. Über den Grund für diesen aussergewöhnlichen Erfolg waren sich internationale Fussball-Experten schnell einig: der 53-jährige Headcoach Jürgen Klopp. Der Deutsche ist eine Ausnahmeerscheinung im Fussball, der viel mehr ist als nur ein Coach: Er ist Führungskraft in Reinkultur. Die sechs wichtigsten Führungsstärken und was sich Führungskräfte vom Star-Trainer abschauen können:
Jürgen Klopp hat Selbstvertrauen und Charisma
Im Fussball geht es um Talent, Können und harte Arbeit, um erfolgreich zu sein. Für Jürgen Klopp braucht es aber vor allem noch etwas: Selbstvertrauen. Eine Mannschaft muss an sich glauben, an die eigenen Fähigkeiten und an die Möglichkeit, über sich hinauswachsen zu können. Klopp selbst bringt genau das mit, jeden einzelnen Tag: dieses Selbstvertrauen, diese Aura und die Überzeugung, die es braucht, um ein Spitzentrainer von Weltformat zu sein. Er selbst sieht dies stark in seiner Kindheit begründet. In einem Online-Interview für die Wohltätigkeitsorganisation Kick It Out sagte er: «Ich war als Kind schon voller Selbstvertrauen. Was auch immer ich gemacht habe, meine Mutter sagte: ‹Brillant›. Mein Vater sagte: ‹Sensationell›. Ich wurde mit Liebe erfüllt.» Diese innere Stärke spürt man nicht nur, wenn er zur Tür hereinkommt, sie überträgt sich auch auf die Spieler.
Leadership-Learning: Charismatische Führung hat auch in Unternehmen erhebliche Bedeutung. Studien zeigen, dass durch charismatische Führungskräfte nicht nur der Zusammenhalt in Teams und das Vertrauen gesteigert werden können, sondern insgesamt die objektive Leistung von Teams positiv beeinflusst wird. Besonders wichtig ist zudem, dass ein charismatischer Führungsstil auch erlernt werden kann – ein bisschen Klopp sein kann also mit der entsprechenden Übung jeder.
Jürgen Klopp zeigt seine Leidenschaft – und überträgt sie auf das Umfeld
Kaum ein anderer Trainer im Profi-Fussball hat es verstanden, die Leidenschaft seiner Spieler so zu entfachen wie Jürgen Klopp. Denn er weiss: Um im Fussball ganz nach oben zu kommen, ist es notwendig, die Gefühle und Emotionen der Spieler zu erreichen, sie für jedes einzelne Spiel brennen zu lassen. Nur so können sie gemeinsam Dinge erreichen, die eigentlich unmöglich erscheinen. Wenn Klopp am Spielfeldrand mit geballter Faust zum Jubelsprung ansetzt, dann scheint plötzlich alles möglich: für die Spieler und die Fans. Er lebt seinen Spielern damit vor, was er auch von ihnen erwartet: den absoluten Willen zum Sieg. «Ich gebe alles. Ich erwarte, dass meine Spieler alles geben. Dann sehen wir, was dabei rauskommt. Das kreiert die Mentalität des Teams», zitiert ihn der Guardian.
Leadership-Learning: Aktuelle Studien belegen, dass Führungskräfte, die mit Leidenschaft arbeiten und führen, nicht nur selbst glücklicher und zufriedener sind – die Leidenschaft kann auch bei ihren Mitarbeitern zu mehr Motivation und Leistung führen. Wichtig ist aber sowohl für Führungskräfte als auch für Mitarbeiter: Leidenschaft kann kein Dauerzustand sein. Ähnlich wie beim Fussball muss es zwischendurch auch Pausen geben, um den emotionalen Tank wieder aufzuladen.
Klopp vertraut seinem Team und sieht nicht nur die Spieler, sondern vor allem auch die Menschen – dafür gehen sie für ihn durchs Feuer
Eine Eigenschaft, die Jürgen Klopp ganz besonders auszeichnet, ist, dass er bedingungslos zu seinen Spielern steht. Auch in schlechten Zeiten – dann, wenn die Vereinsleitung, wichtige Funktionäre oder die Fans Konsequenzen für Spieler fordern, die gepatzt haben oder nicht immer Top-Leistungen abrufen können. Er versteht seine Spieler, ist ehrlich zu ihnen und bemüht sich, sich in jeden einzelnen hineinzuversetzen – egal ob Talent, Routinier oder Ersatzspieler. Dabei sucht er häufig das direkte Gespräch, umarmt seine Spieler, spricht ihnen Mut zu, interessiert sich für ihre Hoffnungen und ihre Ängste. Dabei ist er absolut offen und unvoreingenommen. Seine Spieler sind auch deshalb bereit, für ihren Trainer durchs Feuer zu gehen. Er ist gleichzeitig Coach und Vater für die Mannschaft, den sie respektieren und dem sie blind vertrauen.
Leadership-Learning: Gutes Leadership heisst auch, in aussergewöhnlichen Situationen aussergewöhnliche Lösungen zuzulassen oder zu entwickeln. Mitarbeiter in Unternehmen sind ebenso wenig Maschinen, wie professionelle Fussballer es sind. Auf aussergewöhnliche, temporäre Bedürfnisse von Mitarbeitern einzugehen, erzeugt ein Klima der Wertschätzung und des Vertrauens – und so die Bereitschaft bei den Mitarbeitern, in aussergewöhnlichen Situationen ebenfalls aussergewöhnliche Leistungen abzurufen.