Schuler empfiehlt für ein gut strukturiertes Interview acht verschiedene Elemente (Schuler 2002). Dies sind:
1. Gesprächsbeginn (Begrüssung, «Small Talk» und Vorstellen des Verfahrens).
2. Selbstvorstellung der Bewerberinnen und Bewerber (beruflicher und persönlicher Hintergrund, Informationen über Ausdrucksweise und Einstellungen).
3. Freier Gesprächsteil (offene Anschlussfragen an die bisher im Interview erhaltenen Informationen oder Fragen zu den von den Bewerbenden eingereichten Unterlagen).
4. Berufsinteressen (Fragen zu den Interessen an der künftigen Tätigkeit, zum Fachwissen, zur Berufserfahrung sowie zu den Beweggründen für den Stellenwechsel).
5. Biografiebezogene Fragen (Fragen zu vergangenem Verhalten, zu den beruflichen Erfolgen und zu persönlichen Eigenschaften).
6. Realistische Tätigkeitsinformation (Informationen zu den Tätigkeiten, zum Betriebsklima und zur möglichen Weiterentwicklung).
7. Situative Fragen (Fragen zum Verhalten in einer erfolgskritischen Situation).
8. Gesprächsabschluss (Beantworten von Fragen der Kandidatinnen und Kandidaten sowie Festlegen des weiteren Vorgehens).
Im Wesentlichen folgt die Struktur des Interviews dem trimodalen Ansatz, welcher die theoretische Grundlage bildet (Schuler 2002). Wie das Wort «trimodal» bereits sagt, handelt es sich dabei um drei verschiedene Ansätze, die aus der Berufseignungsdiagnostik stammen. Dies sind: «Persönliche Eigenschaften», «Verhalten» und die «erzielten Ergebnisse» der Kandidaten und Kandidatinnen. Durch diese Kombination von verschiedenen Ansätzen erfährt das Interview eine höhere Validität. Unter Validität wird in der Eignungsdiagnostik die Gültigkeit von Ergebnissen verstanden.
Die von Schuler (2002) empfohlene Struktur beinhaltet zudem im Teil der biografiebezogenen Fragen die Technik des «Behaviour Description Interviewing», abgekürzt BDI (Janz 1982). Mit dieser Technik werden den Kandidaten konkrete Fragen zu vergangenem Verhalten in unterschiedlichen Situationen gestellt. Dies können Fragen zum Arbeiten unter Zeitdruck, zu einem Projekt mit Zeitverzug oder auch Fragen zu einer Konfliktsituation am Arbeitsplatz sein. Damit können Erkenntnisse darüber gewonnen werden, wie sich Kandidaten typischerweise verhalten. Vergangenes Verhalten sagt viel über künftiges aus, denn vergangenes Verhalten ist eine der besten Vorhersagen über künftiges Verhalten (Janz 1982).
Situative Fragen (Situational Interview nach Latham, Saari, Pursell & Campion 1980) im Teil 6 des strukturierten Interviews basieren auf einer kurzen Schilderung einer erfolgskritischen Situation durch die interviewführende Person. Dabei kann es sich durchwegs um eine hypothetische Situation handeln. Die Kandidaten werden dann gezielt gefragt, wie sie sich in einer solchen Situation konkret verhalten würden. Ein Beispiel für eine solche Frage ist: «Sie sind verantwortlicher Projektmanager in einem ERP-Projekt. Es ist abends um 18.00 Uhr. Sie haben gerade einen Anruf des Geschäftsführers der Firma Ihres Kunden erhalten, dass die Produktpreise nicht stimmen und somit das Verkaufspersonal am nächsten Morgen nicht arbeiten kann. Ihr zuständiger IT-Mitarbeiter hat ab heute Abend drei Tage frei. Wie lösen Sie das Problem für Ihren Kunden?»