Automatisierte Techniken
Die Norm SAE J3016 beschreibt die verschiedenen Stufen des automatisierten Fahrens, von nicht automatisiert bis hoch- und sogar vollautomatisiert. Schon heute führen teilautomatisierte Systeme beim Parken sowohl das Lenken als auch das Beschleunigen und das Bremsen automatisch durch, sodass der Lenker diese nur noch überwachen muss.
Eine Weiterentwicklung dieses Systems ist das sogenannte Valet-Parking, damit kann man am Fahrtziel das Fahrzeug verlassen und es an einem vorgegebenen Parkplatz eigenständig einparken lassen. Mit einer weiterentwickelten Technik des autonomen Fahrens gelangt das Fahrzeug zu einem beliebigen freien Parkfeld in der Nähe des Zielortes und holt den Fahrer von dort aus auch wieder ab.
Autos könnten die kompletten Fahrfunktionen auf den Autobahnen übernehmen, sodass der Fahrer nur noch dann eine Kontrollfunktion wahrnehmen muss, wenn das System ihn mit einer ausreichenden Zeitreserve dazu auffordert. Wäre er dazu nicht in der Lage, zum Beispiel eingeschlafen, nimmt das Fahrzeug einen sicheren Zustand ein. In einer weiteren Entwicklungsstufe wäre eine Kontrollfunktion durch den Fahrer erst am Ende der Autobahn oder in kritischen Situationen nötig. Ist dies nicht möglich, führt das System das Fahrzeug an einen sicheren Ort und bringt es dort eigenständig zum Stehen. Die höchste Stufe der Entwicklung sind Fahrzeuge, Auto, Bus, Lastwagen, die jederzeit alle Fahrfunktionen übernehmen: Sie fahren, parkieren und beschaffen selber die notwendige Energiezufuhr.
Apropos Energiezufuhr, dazu präsentiert die 2020 gegründete Firma «sun2wheel AG» intelligente Lade- und Speicherlösungen für Elektroautos. Viele Elektrofahrzeuge stehen viele Stunden in Garagen. Die riesigen Akkus dieser Fahrzeuge haben eine weitaus grössere Speicherkapazität, als im Normalfall für die tägliche Mobilität benötigt wird.
Die Gründer von «sun2wheel» haben es sich zum Ziel gesetzt, dieses Potenzial nutzbar zu machen. Es wurde ein System namens bidirektionales Laden entwickelt. Damit kann der vor Ort produzierte Strom, zum Beispiel von der Photovoltaikanlage vom Dach, im Elektroauto in der Garage gespeichert und direkt im Gebäude wieder genutzt werden (V2H). Auch heute ist es noch nicht so einfach, Energie zu speichern. Es ist sinnvoll, Autobatterien dazu zu verwenden.
Mobile Paketstationen
Schon 2017 präsentierte die Rinspeed AG «Oasis», ein selbstfahrendes E-Mobil für Stadt und Umland. Rinspeeds modulares Fahrzeug «CitySnap», eine mobile Paketstation, wurde 2021 in vierter Generation entwickelt. Die Studie einer der weltweit führenden Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaften hat das Rinspeed «CitySnap»-Auslieferungskonzept im Kontext der wachsenden Logistiknachfrage und der Entwicklungen im urbanen Raum beleuchtet.
Der weltweite Online-Handel hat in den vergangenen fünfzehn Monaten um 30 Prozent zugenommen. In jeder Sekunde werden heute weltweit ungefähr 3250 Pakete versandt. Ein Ende des exponentiellen Wachstums ist nicht abzusehen. Eine zeitgemässe Zustelllösung sollte kontaktlos und hygienisch sein. Der Einsatz der automatischen Lieferfahrzeuge könnte die Anzahl der benötigten Lieferfahrzeuge um bis zu 50 Prozent verringern.
Schon 2016 hatte die Schweizer Post ein ähnliches Experiment mit selbstfahrenden Lieferrobotern durchgeführt, um deren Eignung für die Warenzustellung auf der letzten Meile zu prüfen. Die Lieferroboter fuhren auf Gehsteigen und in Fussgängerzonen im Schritttempo und sollten autonom zu ihrem Ziel navigieren und Hindernissen und Gefahrenstellen automatisch ausweichen. Auf den Testfahrten werden die Lieferroboter durchgehend von einer Person begleitet und überwacht.
Das Experiment wurde aufgegeben. Grund war laut eines Berichtes der Handelszeitung eine Vorschrift, wonach die Roboter nur in Begleitung eines menschlichen Aufpassers durch die Stadt fahren dürfen, was natürlich nicht der Sinn der Sache ist.
Vernetzung von Fahrzeugen
Der Fahrzeugnutzer kann sich mittels Vernetzungstechniken (Connected Car) zusätzliche Komfortfunktionen wie Kartenaktualisierungen, Netflix-Abonnements oder Sprachsteuerung freischalten lassen. Weiter können Sicherheitslücken an Steuergeräten geschlossen werden oder die neuesten Versionen des Infotainmentsystems (Zusammenführung von Autoradio, Navigationssystem, Freisprecheinrichtung, Fahrerassistenzsysteme und weiterer Funktionen in einer zentralen Bedieneinheit) installiert werden. Wie alles hat auch die Vernetzung der Fahrzeuge Vor- und Nachteile.
Das Infotainmentsystem ist normalerweise mit der Firma des Herstellers verbunden. Diese können zum Beispiel über das Display des Infotainmentsystems die Autofahrer auf eine notwendige Wartung aufmerksam machen und sie mittels Navigationsgerät zur nächsten Vertragswerkstatt lotsen. Dazu erfahren Hersteller durch die Vernetzung Informationen über das Nutzerverhalten.
Die Begründung der Firmen für solche Systeme ist regelmässig, dass man die Kundenkommunikation und die Angebote verbessern will. Wünscht ein Kunde das nicht, muss er darauf achten, dass man den Kontakt zum Hersteller und/oder anderen Firmen blockieren kann. Jedenfalls sollte man immer die Datenbestimmungen der Anbieter studieren. Weitere Möglichkeiten:
- Bei den neuen Connected Cars – Autos, deren SIM-Karte dauerhaft aktiv und mit dem Internet verbunden ist, lassen sich zum Beispiel im Falle eines Diebstahls jederzeit Informationen zur aktuellen Position ermitteln.
- Fahrzeuge mit einem einheitlichen Kommunikationsstandard können miteinander vernetzt werden, was «Platooning» genannt wird. Diese Fahrzeuge folgen einander in minimalem Abstand und werden vom Fahrzeug an der Spitze gesteuert. Das wäre für den strassengebundenen Personenverkehr sinnvoll und für den Gütertransport wirtschaftlich.
- Durch den Austausch sicherheitsrelevanter Daten zwischen allen Fahrzeugen, beispielsweise über Bremsvorgänge, könnte die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer noch einmal substanziell erhöht werden. Die Abstände zwischen den Fahrzeugen könnten minimiert und so die Kapazität einer Strasse verbessert werden.
- Durch die Kommunikation mit Wlan zwischen Fahrzeug und Infrastruktur könnten die bestehenden Strassen effizienter genutzt werden.
- Fahrzeuge könnten automatisch über freie Parkfelder informiert werden.
Nicht nur die Autofirmen bieten Vernetzungsmöglichkeiten an, sondern auch andere, zum Beispiel die Firma Autosense AG. Zu ihren Produkten gehört die Autosense-App, mit der man Tankvorgänge komplett digital abwickeln kann. Der Vorgang ist ganz einfach: App runterladen, registrieren, Kreditkarte hinterlegen. Die Autosense-App kann an rund 307 Migrol-Tankstellen eingesetzt werden. Weitere Apps dienen unter anderem zum Wartungsmanagement, als digitales Fahrtenbuch oder für Kontakte zu Partnerfirmen.
Individuell nutzbarer ÖV
Selbstfahrende Fahrzeuge in Kombination mit weiteren Aspekten der digitalen Welt ermöglichen eine flexiblere und individuellere Ausgestaltung der ÖV-Angebote. Das Prinzip der intermodalen Mobilität zielt darauf ab, Mobilität als abrufbare Dienstleistung (Mobility as a Service = MaaS) zu etablieren.
Der Sinn besteht zum einen darin, den Verkehr effizienter zu machen, und zum anderen darin, die Klimabelastung durch CO₂-Emissionen zu verringern. Damit das Modell MaaS aber in unserer Gesellschaft akzeptiert wird, sollte es drei wesentliche Voraussetzungen erfüllen: Es muss komfortabel und vernetzt sein und der Wechsel von einem Verkehrsmittel zum anderen soll unkompliziert sein.
Es ist denkbar, dass zukünftig fahrerlose Fahrzeuge ohne fixen Fahrplan und ohne vordefiniertes Liniennetz verkehren werden. Die in Echtzeit eingegangenen Bestellungen der Nutzer bestimmen den Zeitpunkt und die Route der Fahrt. Diese werden von einem übergeordneten Rechner koordiniert, optimiert und gesteuert. Auch das Teilen von Autos (Car-Sharing und Car-Pooling) könnte durch die Kombination von fahrerlosen Fahrzeugen noch attraktiver werden.
Das Mobility Hub
Ein Mobility Hub, auch «Mobilpunkt» oder «Mobilitätsstation» genannt, ist nach einhelliger Definition ein Ort, an dem verschiedene Verkehrsmittel und Mobilitätsservices räumlich zusammenkommen. Der Reisende soll ankommen, bequem auf ein anderes, geeigneteres Verkehrsmittel umsteigen und weiterfahren können. Üblicherweise weist eine Mobilitätsstation folgende Komponenten auf:
- Abstellmöglichkeiten für Individualverkehrsmittel, insbesondere für Autos und Fahrräder
- Infrastruktur für Elektrofahrzeuge zum Aufladen der Batterien
- Angebote für die Nutzung von Sharing-Mobility (Car-/Bike-Sharing) und von Leihfahrzeugen, Fahrrädern, E-Rollern usw.
- Zugang zu öffentlichen Verkehrsmitteln, zum Beispiel ein sogenannter Park&Ride-Parkplatz
- Allenfalls auch Läden, Restaurants usw.