Eine Führungskraft sollte akzeptieren, dass ihr Team aus sehr unterschiedlichen Persönlichkeiten besteht – und dass es bei der Leistungsfähigkeit eine Bandbreite gibt. Das muss nicht von Nachteil sein, solange es gelingt, aus den High Performern und den Low Performern eine Truppe zu bilden, die ihren Beitrag leistet, die Unternehmensziele zu erreichen. Aber natürlich darf die Führungskraft die Augen vor der Realität nicht verschliessen:
- Es gibt Mitarbeiter, deren Leistungsschwäche sich selbst durch die entsprechenden Qualifikationsmassnahmen nicht kompensieren lässt. Hier ist die Überlegung angebracht, ob eine Trennung nicht angemessener wäre.
- Low Performer können sich meistens selbst gut einschätzen – sie wissen, dass es Kollegen gibt, die bessere Arbeitsergebnisse erzielen. Das hemmt sie und treibt sie zuweilen in eine Negativspirale. Pointiert ausgerückt: Schwächere Leistungen rufen noch schwächere Leistungen hervor.
- Umgekehrt gilt: Leistungsträger fühlen sich im Team von den Low Performern manchmal blockiert. Sie befürchten, die leistungsschwächeren Kollegen könnten das Teamergebnis negativ beeinflussen. Und darum schöpfen sie ihr Leistungspotenzial bewusst nicht voll aus. Mit fatalen Folgen: Die Qualität des gesamten Teams sinkt.
Massnahmen zur Teambildung
Wie kann die Führungskraft den gordischen Knoten durchschlagen? Fünf Massnahmen können dabei unterstützen.
Massnahme 1: Mit Fingerspitzengefühl führen
Die Bewältigung dieser Herausforderung erfordert ein Höchstmass an Sensibilität. Und das beginnt bereits bei der Sprache: Die Führungskraft darf den leistungsschwächeren Mitarbeitenden auf keinen Fall als Minderleister oder C-Mitarbeiter bezeichnen. Erst recht nicht in einem Gespräch mit anderen Führungskräften, der Geschäftsleitung oder mit anderen Mitarbeitenden. Die Führungskraft sollte solcherlei Kategorisierungen vermeiden, ohne zu verschweigen, dass nun einmal Leistungsunterschiede vorliegen.
Bei den Low Performern ist die Führungskraft verpflichtet, die Gründe für die Minderleistungen zu analysieren. Wenn ein Mitarbeiter offensichtlich nicht will oder sich sogar verweigert, ist eine Trennung nicht auszuschliessen. Andererseits gibt es Mitarbeiter, die angesichts ihrer Qualifikationen und Kompetenzen eigentlich mehr leisten können müssten. Hier steht die Führungskraft in der Verantwortung, zu prüfen, ob und wie sich Low Performer so fördern lassen, dass sie ihr gesamtes Potenzial doch noch entfalten können und wollen.
Zudem achtet eine mitarbeiterorientierte Führungskraft darauf, die eher durchschnittlichen Mitarbeiter nicht blosszustellen, indem ihnen die Leistungsstärke der Kollegen ständig vorgehalten wird. «Der macht das ja sowieso besser als ich.» – diese Denkhaltung des Low Performers ist ebenso kontraproduktiv wie die der Spitzenkraft: «Es lohnt sich nicht, sich anzustrengen, der Kollege wird schon dafür sorgen, dass das Arbeitsergebnis kein berauschendes sein wird.» Gefragt ist das «Führen mit Einfühlungsvermögen»: Das Ziel der Führungskraft besteht darin, wie es ihr gelingt, beide Gruppen zu fördern.
Massnahme 2: Leistungsschwächere Mitarbeiter durch Lern-Teams unterstützen
Wer in die Weiterbildungsabteilungen der Unternehmen schaut, wird feststellen, dass es für die «guten» Mitarbeiter meistens genügend Fortbildungsmöglichkeiten, Programme zur Entwicklung, Qualifizierungskonzepte und «Beschleunigungstools» gibt. Spezielle Weiterbildungsangebote für leistungsschwächere Mitarbeiter hingegen werden eher selten aufgelegt. Dabei liessen sich Analysetools wie Innermetrix, mit denen Persönlichkeits- sowie Leistungspotenzialanalysen durchgeführt und brachliegende Potenziale aufgespürt werden können, auch auf die Low Performer anwenden, um anschliessend punktgenaue Weiterbildungsaktionen zu initiieren.