Unternehmensleiter, die eine Wachstumsstrategie verfolgen, stehen häufig vor einem Dilemma: Soll das Wachstum organisch oder mittels Fusionen und Übernahmen umgesetzt werden? Übernahmen sind nicht nur Grosskonzernen vorbehalten, sondern können auch für KMU interessant sein. Oft mangelt es jedoch an einem transparenten Markt für kleine und mittlere Unternehmen sowie an kompetenten Beratern für Objekte dieser Grössenordnung. Die Entscheidung, eine Firma beziehungsweise einen Geschäftszweig zu gründen oder zu kaufen, hat weitreichende Folgen. Es ist empfehlenswert, diesen Entscheid sorgfältig zu planen und sich professionelle Unterstützung zu beschaffen.
Acht Entscheidungshilfen
Die folgenden acht Tipps werden einem potenziellen Käufer eines Unternehmens helfen, die richtigen Entscheidungen zu treffen.
1. Unternehmerisch denken
Ist ein Unternehmen erworben, kann es weder umgetauscht noch zurückgegeben werden. Sollte der Käufer in gewissen Prozessschritten des Unternehmenskaufs über wenig Erfahrung verfügen, kann es für ihn sinnvoll sein, professionellen Rat einzuholen. Beim Beiziehen von Beratern ist aber die grundsätzlich vorhandene Zieldivergenz zu beachten: Der Käufer verfolgt das Ziel, das für ihn beste Unternehmen zu einem günstigen Preis zu erwerben. Ein Berater möchte dagegen seinen Klienten gut beraten und ein adäquates Honorar, meist auf Stundenbasis, erzielen. Leider kommt die Eier legende Wollmilchsau nur selten vor. Bei jeder Firma gibt es Vorteile und Nachteile, Chancen und Risiken sowie eine grosse Anzahl an Gründen, welche gegen einen Kauf sprechen. Ein Berater hat aufgrund seiner Risikoaversion die Tendenz, seinem Klienten vom Kauf abzuraten. Er kann sein Honorar nämlich nur dann maximieren und gleichzeitig sein Risiko minimieren, wenn sein Klient viele Firmen prüft, aber nie eine kauft. Sollte der Berater hingegen den Kauf einer Firma empfehlen, kann er nur verlieren: Sein Mandat ist beendet und falls der Käufer scheitert, hat er diesen auch noch schlecht beraten.
Die Entscheidung, eine Firma zu gründen oder zu kaufen, kann nicht delegiert werden. Nur der Käufer selbst kann diese treffen. Was so komplex ist, dass es ein Käufer nicht versteht, hat mit grösster Wahrscheinlichkeit einen Haken bzw. ein Experte, der nicht in der Lage ist, den Sachverhalt plausibel zu erklären, hat ihn mit grösster Wahrscheinlichkeit auch nicht verstanden. Das gilt gerade auch für den Kaufvertrag: Wenn man nicht im Detail verstanden hat, was man unterschreibt, sollte man es auch nicht tun.
Letztendlich liegt es am Käufer, ob er den grossen Schritt wagt. Diesen Schritt muss er alleine tun. Niemand kann ihm die Entscheidung abnehmen. Nicht der Steuerberater, nicht der Broker und auch nicht der Freundeskreis. Der Käufer selbst steht in der Pflicht.
2. Analyse von Stärken und Schwächen
Um das bestmögliche Ergebnis beim Unternehmenskauf zu erzielen, ist Ehrlichkeit gefragt. Nicht nur mit sich selbst, sondern auch mit allen involvierten Parteien. Es gilt, die eigenen Stärken und Schwächen, Fähigkeiten und Eigenschaften genau zu analysieren und nüchtern einzuschätzen. Viele Menschen und Organisationen sind sich ihrer eigenen Stärken nicht bewusst, da sie sich nie Zeit nehmen, darüber nachzudenken. In einem zweiten Schritt sind Strategien zu entwickeln, wie die eigenen Stärken ausgebaut und die Schwächen gemindert werden können.
Grundsätzlich gibt es drei Käufertypen, die aufgrund ihrer Stärken und Erfahrungsgebiete wie folgt kategorisiert werden können:
- Administratoren: Stärken bei Prozessen, Systemen und Zahlen
- Verkäufer: Stärken bei Verkauf und Kundenbindung
- Operative Manager: Stärken bei der Umsetzung von Projekten, Lösungsfindungen
Weiss der Käufer, welchem Typus er zu-zuordnen ist, kann die Suche nach einem geeigneten Übernahmeobjekt strukturiert angegangen werden. Hierbei ersparen ehrliche Selbstreflexion und Realismus viel Zeit und Enttäuschungen.