Mensch & Arbeit

Arbeitsumgebung

Wohlfühloase oder Arbeitsplatz der Zukunft?

Wie Wissenschaftler des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) im Rahmen des Projekts «Office 21» herausfanden, ist die Gestaltung des Arbeitsplatzes einer der wichtigsten Motivationsfaktoren. Fakt ist: Mitarbeitende, die in Büros tätig sind, bei denen Materialqualität, Klima und Beleuchtung stimmen, erbringen eine höhere Arbeitsleistung. Ein Beispiel ist das neue Bürohaus der Energiedienst AG.

Hell, geräumig und freundlich, so präsentiert sich der Neubau in Rheinfelden. Das neue Energiedienst-Haus lebt von und mit den natürlichen Kräften. Jede Etage greift eines der Themengebiete Erde, Wind, Wasser und Sonnenlicht auf und gestaltet diese in Verbindung mit der Aussenwelt auf spielerische Weise. So spiegelt etwa der Würfel mit sprudelndem Wasser im ersten Obergeschoss den aktuellen Durchfluss beim nahe gelegenen Wasserkraftwerk Rheinfelden.

Nachhaltigkeit

Das integrale Gebäudekonzept für das neue Bürohaus ergab sich aus der «unternehmerischen Logik» von Energiedienst, welche als ökologisch orientiertes Unternehmen die gesamten Geschäftsaktivitäten auf Nachhaltigkeit und einen verantwortungsbewussten Umgang mit der Umwelt ausrichtet. Konventionelle Energiekonzepte standen deshalb gar nie zur Diskussion. Energiedienst liegt Nachhaltigkeit sozusagen in den Genen und dies sollte in der Architektur, dem Bau und im Betrieb des neuen Bürohauses unbedingt abgebildet werden. Von dieser Philosophie liess sich Energiedienst auch beim 2011 eingeweihten Neubau des Flusskraftwerks Rheinfelden leiten. Dort entstand unter anderem ein naturnahes Aufstiegs- und Laichgewässer für Fische, welches innerhalb der nächsten Jahre zu einer Landschaft heranwachsen wird, die den Bedürfnissen von Tieren und Pflanzen gerecht wird. Dieses nachhaltige Engagement sieht Energiedienst nicht nur als Geschäftsstrategie, sondern darüber hinaus auch als Unterstützung an kommende Generationen.

Mitarbeitende eingebunden

Da der Unternehmensleitung bewusst war, dass der Wechsel in ein Grossraumbüro mit mehreren Kollegen bei einigen Mitarbeitenden Befürchtungen auslöste, wurde alles daran gesetzt, die Arbeitswelt so zu gestalten, dass man sich darin wohl fühlen kann. Schallabsorbierende Oberflächen sowie ergonomische, höhenverstellbare Schreibtische und Bürostühle werden durch flankierende Massnahmen wie Rückzugsräume für den Einzelnen oder das Team und spezielle Ruheräume ergänzt.

Plattform für Ideen der Mitarbeitenden war ein Nutzerausschuss, welcher aus Vertretern aller betroffenen Bereichen des Unternehmens und Arbeitnehmervertretern bestand. Gemeinsam mit der Projektleitung zeichnete der Nutzerausschuss für die Innengestaltung und die Ausgestaltung der Arbeitswelten verantwortlich. Im Vorfeld wurde zudem in einem grossen Raum ein Teambüro aufgebaut, um den Mitarbeitenden zu zeigen, was auf sie zukommt und welche Varianten hinsichtlich des Mobiliars möglich sind. So konnte die Mitarbeitenden beispielsweise bei den höhenverstellbaren Tischen oder den Stühlen mitentscheiden.

Zukunftsweisende Ansätze

Die Architekten entwickelten das Gebäude anhand eines Plans, welcher folgende sechs Richtlinien vorgab:

  1. Null CO²-Emissionen im Energieverbrauch
  2. Nachhaltige Erzeugung von Wärme und Kälte
  3. Einsatz schadstoffarmer und nachhaltig produzierter Materialien
  4. Minimierung des Energieverbrauchs
  5. Ökologisches Verkehrskonzept sowie
  6. Nachhaltiger Umgang mit Wasser. Herzstück war dabei das nachhaltige Energiekonzept.

Diese Richtlinien haben überall im Haus sicht- oder spürbare Auswirkungen. Die Räume werden mit einer Wärmepumpe durch Geothermie beheizt, die Wärme aus der Abluft wird zurück gewonnen und im Sommer wird das Gebäude über die Geothermie-Sonden oder Verdunstungsanlagen gekühlt. Der Energieverbrauch wird durch intelligente Gebäudeleittechnik und die hochisolierende Glasfassade minimiert, die Stromversorgung erfolgt durch die hauseigene Photovoltaik-Anlage oder mit NaturEnergie (Strom aus 100 Prozent Wasserkraft aus der eigenen Produktion).

Regenwasser wird in einer Zisterne aufgefangen, gesammelt und für die Toilettenspülung sowie Gartenbewässerung genutzt. Ebenso wird das Abwasser aus der Küche in einem Fettabscheider mit Bakterienkulturen biologisch aufbereitet. An der Schnittstelle zur Aussenwelt kommt ein ökologisches Verkehrsystem mit eigener Anbindung an den öffen­tlichen Personennahverkehr zum Einsatz, welches ausreichend Fahrradabstellmöglichkeiten und eine Tankstelle für Elektro-Autos umfasst. Mit dem Gebäude erfüllt Energiedienst den Schweizer Minergie-Standard.

Mehrkosten wettgemacht

Die Mehrkosten für die Ökologie machten in Rheinfelden rund zehn Prozent der Gesamt-Investition von 18 Millionen Euro aus. Im Gegenzug spart Energiedienst durch die Auflösung bisheriger Standorte in Rheinfelden voraussichtlich rund 334 Tonnen CO² jährlich ein. Durch das fortschrittliche Energiekonzept im neuen Bürohaus senkt sich zudem der Ressourcenverbrauch deutlich, was auf längere Sicht auch die Betriebskosten reduziert.

Selbstverständlich gibt es an der einen oder anderen Stelle noch Verbesserungsbedarf, doch das ist für ein Gebäude dieser Grösse nicht ungewöhnlich. Es wird noch mehrere Monate dauern, bis sich die Technik vollständig eingespielt hat. Denn auch so ein Gebäude lebt. Gemäss Berechnungen von Energiedienst werden die Einsparungen mittelfristig die erhöhten Investitionen ausgleichen – ganz zu schweigen von den erwarteten Auswirkungen auf die Unternehmenskultur und die Produktivität. Über das umweltfreundliche, ressourcenschonende Bauen hinaus flossen nämlich auch zahlreiche Erkenntnisse der modernen Arbeitspsychologie in die Gestaltung der flexiblen Team-Arbeitsplätze mit ein.

Positive Auswirkungen

Für handfeste Auswirkungen in Form von Kennziffern zur Produktivität ist es noch zu früh. Deutlich spürbar sind jedoch bereits heute die positiven Auswirkungen auf die Vernetzung im Unternehmen und die Effizienz der innerbetrieblichen Abläufe, die durch die neuen Gegebenheiten in Bewegung geraten sind. Die Wege sind kürzer, man trifft sich häufiger, es entsteht ein neues Miteinander. Dies hat das Zusammengehörigkeitsgefühl und auch die Identifikation mit der Arbeitgeberin gestärkt. Die Mitarbeitenden sind stolz auf «ihr» neues Bürohaus. Anders als im alten Gebäude gibt es als Gegenpol zu den Arbeitsbereichen auch durchdachte Rückzugsgebiete: ausreichend Besprechungsräume und viele Orte, die dazu anregen, sich in angenehmer Atmosphäre auszutauschen oder zu regenerieren. Die vielen Gelegenheiten, miteinander ins Gespräch zu kommen, sind für die Geschäftsleitung auch mit Blick auf Innovationen ein grosses Plus.

Schlüssel für Erfolg

Als Unternehmen blickt Energiedienst auf eine beinahe 120-jährige Geschichte zurück. Immer wieder gelang es dabei, die nötigen Modernisierungsschritte rechtzeitig einzuleiten und erfolgreich umzusetzen. Mit dem Umzug bzw. der bewusst zukunftsweisenden Gestaltung der neuen Arbeitsplätze wurde dieser Erneuerungsprozess in die Unternehmenskultur hineingetragen. Das «grüne» Bürohaus wird der nachhaltigen Unternehmensphilosophie von Energiedienst auf allen Ebenen gerecht und schafft beste Voraussetzungen für das, was den unternehmerischen Erfolg langfristig gewährleistet: eine gemeinsame Vision und Teamwork.

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