Herr von Allmen, neben Business und Personal Excellence beschäftigen Sie sich im Swiss Excellence Forum mit Business Ethics. Was ist Ihre Motivation?
Unser Thema ist die ganzheitliche, nachhaltige Unternehmensführung. Das setzt voraus, dass ein Unternehmen Geld verdient, aber auch zu seinen Führungskräften und Mitarbeitenden schaut und dafür sorgt, dass das Business anständig betrieben wird. Unter diesem Gesichtspunkt wird Business Ethics zu einer unabdingbaren unternehmerischen Disziplin.
Was bedeutet «anständig» in diesem Zusammenhang?
Zum Beispiel, dass ein Unternehmen nicht nur die eigenen Interessen ins Zentrum des Handelns stellt. Führungskräfte, die ihre Organisation nach ganzheitlichen Grundsätzen führen, sind bestrebt, eine für die Gesellschaft sinn- und wertvolle Leistung zu erbringen und die Bedürfnisse der wichtigsten Anspruchsgruppen angemessen zu berücksichtigen. Solche Aspekte werden immer wichtiger.
Heisst das, dass unsere Wirtschaft weniger ethisch ist als früher?
So weit würde ich in meiner Aussage nicht gehen. Ich würde auch nicht behaupten, dass Manager heute besser oder schlechter sind. Nur haben sich durch die Globalisierung, den freien Kapital- und Personenverkehr und die neuen Kommunikationstechnologien die Spielregeln komplett geändert. Das kann dazu führen, dass sich Entscheidungen mit grosser Tragweite überproportional auf die Stakeholder oder Umwelt auswirken. Auf den Punkt gebracht bedeutet dies, dass mit der fortschreitenden Entwicklung die Verantwortung für alle Beteiligten, aber vor allem für Führungskräfte und Entscheider steigt.
Sie empfehlen demnach Führungskräften ihre ethische Performance entsprechend zu entwickeln. Ist das Kosmetik oder bringen Investitionen in diesem Bereich auch messbare Vorteile?
Nein, keine Kosmetik, da stehen schon Fakten dahinter, die unternehmerisch ins Gewicht fallen. Reputationsschäden können existenzielle Auswirkungen haben und ganze Branchen gefährden. Denken Sie nur an die Klagen aus den USA gegen die Schweizer Finanzindustrie wegen Beihilfe zur Steuerhinterziehung, infolgedessen die Bank Wegelin im Jahr 2012 aufgelöst wurde und den Finanzinstituten Bussen in Milliardenhöhe ins Haus stehen. Auf der anderen Seite werden Organisationen, die sich aus gesellschaftlicher Sicht nützlich verhalten, belohnt. So sind Konsumenten heute stärker auf Nachhaltigkeit sensibilisiert und berücksichtigen bei ihrem Kaufentscheid durchaus Kriterien wie Image, schonender Umgang mit Ressourcen und der Umwelt oder die Arbeitsbedingungen. Ganz zu schweigen von Vergünstigungen für vorbildliches Verhalten, wie zum Beispiel Steuererleichterungen durch den Staat.