Es liegt in der Natur ihrer Rolle, dass Führungskräfte verschiedene Anforderungen in einem Spannungsfeld entgegengesetzter Interessen austarieren müssen: Einerseits müssen sie die Wirtschaftlichkeit des Unternehmens und die effiziente Bearbeitung unterschiedlichster Aufgaben sicherstellen sowie ihre Mitarbeitenden zu maximaler Leistungsbereitschaft motivieren.
Diese fordern aber andererseits ein berechtigtes Gleichgewicht zwischen Berufs- und Privatleben und zeigen ihren Vorgesetzten bei empfundener Überlastung und anhaltendem Stress zunehmend selbstbewusst die rote Karte. Die Einstellung «Ich habe genug zu tun und bin doch nicht auch noch für die Psyche meiner Teammitglieder zuständig» ist damit nicht mehr zeitgemäss. Im Gegenteil: Der Erhalt der Gesundheit und damit der Leistungsfähigkeit und -freude ist keine Frage der Freiwilligkeit oder Gutmütigkeit von Führungskräften, sondern gesetzlich verankerte Pflicht.
Wohlbefinden gestalten
Natürlich liegt der Zuständigkeitsbereich von Führungskräften nicht in der psychologischen Diagnostik oder Therapie; Führungskräfte können und sollen keine Vermutungen über die psychische Gesundheit ihres Personals anstellen oder im Ernstfall gar einen Therapeuten ersetzen. Sie sind allerdings dafür verantwortlich, ihr Arbeitsumfeld aktiv so zu gestalten, dass das Wohlbefinden am Arbeitsplatz gewährleistet ist.
Vorteile liegen auf der Hand
Nach einer strategischen Reduzierung gesundheitsgefährdender Belastungen am Arbeitsplatz sucht man trotzdem heute bei den meisten Managern noch vergebens. Dabei liegen die Vorteile auf der Hand: Die Achtung der Gesundheit und Erholung sichert die Leistungsfähigkeit von Mitarbeitenden und reduziert Fehlzeiten aufgrund von krankheitsbedingten Ausfällen.
Gleichzeitig wird die Produktivität und Qualität der Arbeit gesteigert, was wiederum zu einer erhöhten Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens führt. Ein gesundes, leistungsstarkes Team ist ausserdem die beste Grundlage, verantwortungsvolle Aufgaben abzugeben, und trägt damit zur Entlastung der Führungskraft selbst bei. Dabei wird deutlich, dass eine gesunde Führung kein Kompromiss, sondern notwendige Bedingung für wirtschaftlichen Erfolg ist.
Belastungsfaktoren
- Unter psychischen Belastungen werden alle Einflüsse verstanden, die von aussen auf den Menschen einwirken. Der Begriff ist demnach erst einmal wertneutral definiert und nicht per se negativ zu verstehen. Speziell im Arbeitskontext lassen sich Belastungsfaktoren in verschiedene Bereiche einordnen.
- Ursachen psychischer Belastungen können hier zum Beispiel in der Arbeitsaufgabe begründet liegen: So ist eine Person während der Arbeit mit monotonen, stark repetitiven Tätigkeiten konfrontiert; die andere dagegen arbeitet in einem hoch volatilen Umfeld, in dem ständig unvorhergesehene Abweichungen im Ablauf auftreten können.
- Daneben nimmt die Arbeitsumgebung unmittelbaren Einfluss auf den Menschen, beispielsweise durch Lärm, Temperatur oder Beleuchtung.
- Weitere Belastungsfaktoren lassen sich unter dem Begriff der Arbeitsorganisation zusammenfassen. Darunter wird die Arbeitszeitgestaltung (Nacht- oder Schichtarbeit oder Überstunden) gefasst, die qualitativen als auch quantitativen Anforderungen, die mit der Stelle einhergehen, aber auch das Qualifikationsangebot im Unternehmen.
- Zudem ist die Arbeit durch psychosoziale Rahmenbedingungen charakterisiert, durch das Verhältnis zum Vorgesetzten oder die Stimmung im Team. Diese Komponente tritt besonders stark dann in den Vordergrund, wenn die Arbeitsbeziehungen durch Konflikte gestört sind.