Vielleicht gehören Sie auch zu der wachsenden Gruppe von Menschen, die mit ihrer beruflichen Situation unzufrieden ist und den inneren Drang verspürt, kostbare Lebenszeit nicht mehr mit einem Beruf zu vergeuden, der sie nicht erfüllt. Sie suchen schon lange nach Ihrem Traumjob? Aber irgendwie stecken Sie fest. Sie haben Bücher gewälzt, Persönlichkeitstests und Stärkenanalysen durchgeackert – und haben sich vielleicht in den Standardtexten wiedererkannt.
Die Hindernisse
Oder Sie haben Geld und Zeit für ein Coaching investiert, um mit externer Hilfe herauszufinden, worin Ihre Berufung besteht. Es kann sogar sein, dass Sie durch all das mehr Klarheit erhalten haben, was Ihre Talente sind und was Sie gerne tun würden. Und trotzdem machen Sie immer noch den gleichen Job, tagein, tagaus, vielleicht sogar in derselben Firma? Warum will es uns einfach nicht gelingen, etwas zu verändern und endlich unser Ding zu machen? Und das, obwohl der innere Drang zur Veränderung täglich grösser und schmerzhafter wird?
Mangelnde Klarheit
Schon die eigene Berufung zu finden, ist schwer. Nur bei Wenigen ist der innere Ruf klar und deutlich zu vernehmen. Meist gesellen sich viele andere Stimmen zum inneren Chor, sodass unsere eigentliche Passion nicht mehr an unser Ohr durchdringt. Wie kommt das? Unsere Kultur ist seit der Industrialisierung nur wenig darauf eingestellt, Individualität zu fördern oder das Potenzial des Einzelnen zu heben.
Die Generation unserer Eltern und Grosseltern hat noch die zu ihrer Zeit gültigen Regeln und Gesetze zum Thema Arbeit internalisiert und gibt sie so an uns weiter. Ein sicherer Arbeitsplatz und ein regelmässiges Gehalt stehen in vielen Köpfen immer noch weit vor Selbstverwirklichung und sinnerfülltem Tun. Unser Schulsystem presst uns in ein Leistungsprogramm, in dem jeder alles gleich gut können muss, um nicht durch das Raster zu fallen. Spezielle Einzeltalente ausserhalb des «Lehrplans» verkümmern meist, weil sie für nicht Erfolg versprechend im herkömmlichen Sinne eingestuft werden.
Nach diesem bis zu 13 Jahre währenden «Gleichmachungsprozess», bei dem uns viele unserer Talente und insbesondere unser Selbstvertrauen zum Grossteil abtrainiert wurden, soll der junge Mensch sich dann für einen Beruf entscheiden. Auch hierbei bekommt er nur wenig ernst zu nehmende Hilfe. «Mach doch eine Banklehre. Da hast du wenigstens was Vernünftiges.» Solche oder ähnliche Ratschläge aus dem Umfeld machen das Dilemma deutlich: es wird eher nach Erfolg versprechenden Karrieren im Aussen gesucht, anstatt den Berufssuchenden dabei zu unterstützen, herauszufinden, wofür er brennt.
Und so beginnt die langjährige Odyssee durch die Arbeitswelt, im scheinbar sicheren Hafen der Mittelmässigkeit, die im schlimmsten Falle damit endet, dass wir sehnsüchtig auf die Rente warten. Doch mittlerweile meldet sich bei vielen Menschen die Frage nach dem Sinn ihrer Tätigkeit und die Sehnsucht nach der Verwirklichung der eigenen Passion schon früher und verschafft sich Gehör durch Unzufriedenheit, Langeweile oder psychosomatische Beschwerden.
Unsere unbewussten Hürden
Aber selbst, wenn wir schon wissen, was wir gerne tun würden, tauchen schon die nächsten Hürden auf, die uns davon abhalten, das dann auch zu verwirklichen. Das Problem: Wir glauben, diese Hürden sind die Umstände, in denen wir leben, und deshalb unüberwindbar – die Kinder, das liebe Geld, die Regierung, der Arbeitsmarkt. Was uns nicht bewusst ist: wir stehen uns nur selbst im Weg. Nicht die Umstände sind dafür verantwortlich, dass wir unser Ding nicht machen, sondern die vielen Hürden in unserem Kopf. Hier drei der Klassiker:
Wir ticken im sicherheitsorientierten Überlebensmodus: In unserer modernen Kultur werden wir von Kindheit an auf Sicherheit konditioniert. Es wird uns beigebracht, dass die sicherste Art zu überleben in einem festen Anstellungsverhältnis mit Kranken-, Renten- und Arbeitslosenversicherung besteht – Urlaubs- und Weihnachtsgeld nicht zu vergessen. Sicherheit wird als unser höchster Wert erachtet. Wir opfern unbewusst viel dafür, um uns sicher zu fühlen.
Und je mehr wir uns an Sicherheit und Komfort gewöhnt haben, desto schwerer fällt es uns, unsere Komfortzone zu erweitern. Jede kleinste Veränderung wird dann als möglicher Verlust von Sicherheit angesehen und muss unbedingt vermieden werden. Das eigene Ding zu machen, rückt dadurch in unerreichbare Ferne.