Mensch & Arbeit

Psychologie

Warum Arbeit glücklich machen sollte

Vielen Menschen fällt es immer schwerer, die steigenden, an sie gestellten Forderungen zu erfüllen. Dies führt zu Stress, und der wiederum zu wachsenden Problemen, Krankheit und Arbeitsausfall. Der nachfolgende Beitrag zeigt Ansatzpunkte, wie geistiges und körperliches Wohlbefinden entwickelt werden kann.
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Die Arbeitsbedingungen haben sich aufgrund des zunehmenden Drucks in einer extrem wettbewerbsorientierten Leistungsgesellschaft verändert. Immer mehr Arbeit in kürzerer Zeit erledigen zu müssen, führt zu Stress. Stress an sich ist jedoch kein Problem. Die Anpassungs- und Aktivierungsreaktion des Körpers führt dazu, dass wir überhaupt etwas leisten können. Kritisch wird es, wenn wir zu viel negativen Stress haben und es uns an Ausgleich fehlt, um uns davon zu erholen. So klagen immer mehr Menschen über psychische Probleme. Wenn sie als Mitarbeitende ausfallen, dauert es noch länger als bei anderen Krankheiten, bis sie an ihren Arbeitsplatz zurückkehren können

Negativer Stress entsteht durch unsere Bewertungen einer Situation als unangenehm, unüberwindbar oder Angst einflös­send. Die Schwelle zwischen positiv und negativ ist individuell verschieden. Die Folgen sind allerdings bei allen Menschen gleich: Eine negative Bewertung führt zu schlechtem Befinden, dieses zu ineffizientem, eingeschränktem Verhalten, was wiederum Ergebnisse produziert, die nicht unseren Vorstellungen entsprechen. Der nächste Stress ist damit schon vorprogrammiert.

Wenn wir in schlechter Verfassung sind, reagiert unser Emotionshirn. Mit dem sogenannten Tunnelblick konzentrieren wir uns dann nur auf die Probleme, statt auf mögliche Lösungen. Sobald uns negative Emotionen im Griff haben, schaltet das Denkhirn ab. Der Gehirnforscher Gerald Hüter hat dafür folgende Metapher: Das Gehirn ist wie ein Fahrstuhl. Wenn wir gut drauf sind, befindet er sich ganz oben auf der Plattform mit toller Aussicht und allen Möglichkeiten. Wenn wir Stress haben, uns ärgern oder Sorgen machen, fährt er eine Etage runter. Die Aussicht ist eingeschränkt und Routine ist angesagt. Wird der Stress grösser, nimmt die Aussicht immer mehr ab, das unlogische Verhalten immer mehr zu. Irgendwann in den unteren Etagen verhalten wir uns wie Kinder: Wir weinen, schreien oder werden bockig und am Ende im Keller werden wir aggressiv und können gar nichts mehr tun.

Don’t Happy be Worry

Wir leben in einer Welt, in der man den ständig wachsenden Ansprüchen kaum gerecht werden kann. Ein immer grösser werdender Optimierungsmarkt bringt statt grösserer Zufriedenheit immer grös­sere Unzufriedenheit. Wir fühlen uns schuldig, nicht alles zu schaffen, noch nicht «weit genug» und «gut genug» zu sein. Die Gegenwart scheint nie richtig zu sein.

Negatives Denken und sich Sorgen machen ist wie eine Sucht. Typisch ist, dass wir meinen, nicht aufhören zu können. Es scheint so, als ob die Gedanken uns im Griff haben und nicht wir sie. Genau darum geht es: Wir entscheiden, wie oft und lange wir einen bestimmten Gedanken denken – und haben damit die Macht über unser Wohlbefinden und das Wohlbefinden unseres Unternehmens. Steigen Sie aus diesem negativen, durch selbst erfüllenden Prophezeiungen gemachten Stress aus. Nutzen Sie die Forschungsergebnisse der positiven Psychologie. Sie zeigen, dass glückliche Menschen nicht nur länger, sondern auch gesünder leben. Sie sind produktiver, verdienen mehr und sind kreativer.

Im deutschen «Stressreport 2012» klagt jeder zehnte Befragte über Stress, sieben Prozent leiden unter chronischem Stress. Frauen klagen demnach mehr über Stress als Männer. Und das liegt nicht nur an der Doppelbelastung. Die höhere Belastung zieht sich durch alle Altersgruppen. Denken wir an dieser Stelle daran, dass Frauen beigebracht wurde, dass sie stets für andere da sein sollen und dass sie sich anstrengen müssen, so dass sie sowohl privat als auch im Unternehmen eigene Interessen eher zurückstellen und zum Beispiel aufgrund der Arbeitsbelastung Pausen ausfallen lassen. Bei den vollzeitbeschäftigten Frauen fiel darüber hinaus noch das «Arbeiten an der Grenze der Leistungsfähigkeit» auf.

Mögen Sie das, was Sie jeden Tag tun? Nur 20 Prozent der Menschen beantworten diese Frage laut Studien des Marktforschungsinstituts Gallup mit «ja». Zweidrittel der arbeitenden Erwachsenen warten täglich auf den Feierabend. Das heisst, die meisten Menschen verbringen ihre Lebenszeit mit etwas, was ihnen nicht gefällt. Wir lassen uns mit unserer Haltung «Arbeit = anstrengend» eine gros­se Chance entgehen.

Ein Beispiel: 58 Prozent der Manager würden auch mit einer mittelschweren Erkältung zur Arbeit gehen, ergab eine Umfrage der Personalberater LAB & Company unter Managern («Manager Seminare» Heft 179, Februar 2013). Nur 9 Prozent würden zu Hause bleiben und sich auskurieren. 18 Prozent heissen es gut, wenn Kranke ins Büro kommen. Das Ergebnis: Präsentismus. 21 Prozent der Mitarbeiter geben im Stressreport 2012 an, bei Krankheit immer arbeiten gegangen zu sein, 36 Prozent bleiben mal zu Hause oder gingen mal arbeiten. Im Durchschnitt waren Mitarbeiter 11,5 Tage krank am Arbeitsplatz. Ist das wirklich Engagement? Kranke Mitarbeiter stecken nicht nur mit Bakterien, sondern auch mit negativen Gefühlen an. Und Letztere werden Sie viel schwerer wieder los.

Beiden Seiten haben gemeinsam, dass es eine relativ klare Haltung gibt, dass Wohlbefinden etwas für die Freizeit ist und nichts mit Arbeit zu tun hat. Kein Wunder, dass immer weniger Menschen gern arbeiten gehen.

Der Psychologe Tom Rath hat festgestellt, dass es fünf Arten von Wohlbefinden gibt. Das Tätigkeitswohlbefinden, soziales Wohlbefinden, finanzielles Wohlbefinden, physisches Wohlbefinden und Gemeinschaftswohlbefinden. Den grössten Einfluss auf ein gutes Lebensgefühl hat die Tätigkeit, denn wer sich bei seiner Tätigkeit wohlfühlt, hat eine doppelt so hohe Wahrscheinlichkeit für ein gutes Gesamtwohlbefinden. Unengagierte Menschen haben dagegen ein doppelt so hohes Risiko für Depression, höhere Cholesterin- und Triglyceridwerte, also ein höheres Risiko für Herzkrankheiten.

Wir fühlen uns bei der Arbeit wohl,

› wenn wir das, was wir tun, mögen, selbst wenn die Umstände schlecht sind

› wenn wir unsere Stärken kennen und einsetzen

› wenn wir Menschen treffen, die wir mögen.

Der Genuss beim Schokoladeessen ist eine schöne Metapher für das, was Sie beruflich und privat beherzigen sollten: Es geht einfach und macht Spass. Wäre es nicht grossartig, wenn alles im Leben so leicht und angenehm wäre wie Schokoladeessen? Entdecken wir die Schokoladenseiten unseres Alltags wieder. Genuss darf in den Mittelpunkt Ihres Lebenskonzeptes rücken. Wenn Sie Dinge tun, weil Sie wollen und nicht müssen, werden Sie sich viel besser fühlen und doppelt so effektiv sein. Machen Sie sich und anderen täglich Freude – die Schokolade schlägt eine schöne Brücke. Nur der, dem es gut geht, kann anderen etwas abgeben. Nur wer zufrieden ist mit seinem Leben, kann glücklich, leistungsfähig und gesund bleiben.

Nachfolgend einige Tipps für mehr Wohlbefinden bei der Arbeit:

Bonus: Leben ist wie Schokolade­essen, voller Möglichkeiten, Freude und Genuss.

Machen Sie das Beste aus dem, was ist. Fokussieren Sie sich auf positive Emotionen für kreatives und lösungsorientiertes Denken.

Die Formel für langfristig erfolgreiche und gesunde Teams 3:1

Die positive Psychologie geht davon aus, dass Glück wesentlich vom Verhältnis der Summe der positiven Gefühle abhängt. Als günstig gilt der Quotient von drei zu eins. Das heisst: auf jedes schlechte Gefühl sollten mindestens drei gute kommen. Diese Quote kann man erheblich verbessern, indem man lernt, mehr auf die guten Dinge im Leben zu achten. Beginnen Sie Meetings mit positiven Informationen, ermutigen Sie Mitarbeiter, nach positivem Feedback zu fragen. Lächeln und lachen Sie mehr. Loben Sie Menschen zum Erfolg.

Erwarten Sie das Beste

Eine optimistische Grundhaltung führt dazu, dass wir uns anders verhalten und deshalb das eher erleben, was wir uns wünschen. Raus aus den Sorgen, rein in die Vorfreude.

Denken Sie täglich eine Minute darüber nach, was Sie dafür tun können, dass es Ihnen gut geht.

Ärgern Sie sich maximal drei Minuten.

Sie bestimmen, wofür Sie Ihren Kopf und Ihr Herz hergeben. Sagen Sie «Stopp» und wenden Sie sich dann gedanklich sinn­volleren Dingen zu. Nehmen Sie eine Uhr zu Hilfe.

Bestimmen Sie Anfang und Ende

für Meetings, Gespräche usw., und halten Sie sich daran. Effizienz und Zufriedenheit werden sofort steigen.

Machen Sie Handy-Sabbaticals

Schaffen Sie Zeiten der Unerreichbarkeit. In Meetings, beim Abendessen und einfach so. Ihre Konzentration dankt es Ihnen.

Schreiben Sie täglich am Abend drei Dinge auf, für die Sie dankbar sind.

Und übrigens: Schokolade essen ist nicht nur als Metapher schön. Und bei dunkler Schokolade gibt es auch mit den Kalorien kein Problem. «

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