Mensch & Arbeit

Work-Life-Balance

Vorsätze für das neue Jahr fassen und umsetzen

Zu Jahresbeginn fassen viele Menschen gute Vorsätze. Zum Beispiel: 2016 nehme ich mir mehr Zeit für die Familie. 2016 gehe ich regelmässg joggen. Doch kurze Zeit später sind sie vergessen. Denn die Vorsätze sind nicht in einer Lebensvision verankert.
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Ziehe ich ins Ausland um, weil ich Karriere machen möchte oder ist mir mein bestehendes Beziehungsnetz wichtiger? Spare ich zusätzlich für die Altersvorsorge oder fliege ich auf die Bahamas? Möchte ich eine Familie gründen oder ist mir meine Unabhängigkeit wichtiger? Mit solchen Fragen, bei denen wir uns entscheiden müssen, werden wir in un­serem Leben zunehmend konfrontiert. Denn es ist eine Illusion, anzunehmen, dass alles zugleich möglich ist.

Entscheidungen treffen

Sich zu entscheiden, das fällt vielen Menschen schwer. Denn, wenn wir uns für etwas entscheiden, müssen wir andere Möglichkeiten verwerfen. Das können wir nur, wenn wir wissen, was uns wichtig ist. Sonst fassen wir zwar viele Vorsätze, doch ein, zwei Tage später sind sie vergessen. Denn unsere Vorsätze sind nicht in einer Lebensvision verankert. Hinzu kommt: Was in unserem Leben wirklich wichtig ist, ist nie dringend. Es ist zum Beispiel nie dringend, joggen zu gehen. Es wäre aber gut für unsere Gesundheit. Und es ist nie dringend, sich Zeit für ein Gespräch mit dem Partner zu nehmen. Trotzdem wäre es wichtig für die Beziehung.

Weil aber die wirklich wichtigen Dinge nie dringend sind, schieben wir sie oftmals vor uns her. Oder wir hegen die Illusion: Wenn ich alles schneller erledige, habe ich auch dafür Zeit. Die einzige Konsequenz: Wir führen ein Leben im High-Speed-Tempo. Und irgendwann stellen wir dann resigniert fest: Nun führe ich zwar ein (noch) gefüllteres Leben, aber kein erfülltes Leben.

Die Balance im Leben wahren

Eine solche Schieflage ist kein Einzelschicksal. Immer mehr Menschen plagt das Gefühl: Mein Leben ist nicht im Lot. Eine Ursache hierfür ist: Bezogen auf ihre berufliche Laufbahn haben die meisten Menschen eine klare Perspektive. Anders sieht es in den Lebensbereichen «Sinn/Kultur», «Körper/Gesundheit» und «Soziales Leben» aus. Hier fehlen uns häufig klare Ziele.

In der Hektik unseres Alltags übersehen wir zudem oft, dass unsere vier Lebensbereiche in einer Wechselbeziehung stehen. Deshalb verliert, wer zum Beispiel den Bereich «Berufliches Leben» längerfristig überbetont, auf Dauer neben seiner Lebensfreude auch seine Leistungskraft. Denn:

  • Wer krank ist, kann weder sein Leben in vollen Zügen geniessen, noch ist er voller Leistungskraft.
  • Wer einsam ist, ist weder «quietsch-vergnügt», noch kann er seine volle Energie auf seinen Job verwenden.
  • Wer in einer Sinnkrise steckt, ist weder «lebensfroh» noch sehr leistungsfähig. Denn hinter allem Tun steht die Frage: Was soll das Ganze?

Wenn wir ein erfülltes Leben führen möchten, müssen wir also für die rechte Balance zwischen den vier Lebensbereichen sorgen. Das gelingt uns nur, wenn wir eine Vision von unserem künftigen Leben haben. Diese benötigen wir auch, weil heute viele Anforderungen an uns gestellt werden, die sich nur bedingt miteinander vereinbaren lassen. In den meisten höher qualifizierten Jobs sind unregelmässige Arbeitszeiten normal. So fällt es zunehmend schwer, regelmässige private Termine wahrzunehmen. (Interessen-)Konflikte sind daher häufig vorprogrammiert.

Das Leben managen

Für solche Konflikte bietet uns das klassische Zeit- und Selbstmanagement keine Lösung – denn es berücksichtigt nicht, dass unsere grössten Konflikte meist daraus resultieren, dass wir in ein soziales Beziehungsnetz eingebunden sind. Hierfür zwei Beispiele: Ein Angestellter kann sich zwar vornehmen «Heute Abend, punkt 18 Uhr, verlasse ich das Büro.» Wenn sein Chef aber kurz vor 18 Uhr sagt «Dieses Angebot muss heute noch raus», dann hat er ein Problem. Unplanmässige Zielkonflikte können sich auf allen Hierarchiestufen ergeben.

Das klassische Zeitmanagement tut so, als würden wir als «lonely heroes» durchs Leben gehen. Das können wir zwar, aber ein erfülltes Leben führen wir so nicht, denn: Menschliches Leben ist Leben in Gemeinschaft. Hinzu kommt: Viele Anforderungen, die das Leben an uns stellt, können wir nur mit Unterstützung anderer Menschen meistern. Eine Grundvoraussetzung hierfür ist: Wir müssen heute dafür sorgen, dass wir auch künftig nicht unsere Lebensbalance verlieren. Zum Beispiel, weil

  • wir unseren Arbeitsplatz verlieren (Bereich «Berufliches Leben»),
  • uns unser Lebenspartner verlässt (Bereich «Soziales Leben»),
  • wir einen Herzinfarkt erleiden (Bereich «Körper/Gesundheit») oder
  • uns das Burn-out-Syndrom und damit die Sinnkrise packt (Bereich «Sinn/Kultur»).

Der erste Schritt hierzu besteht darin, dass wir eine Vision von unserem künftigen Leben entwickeln. Nehmen Sie sich deshalb die Zeit, um sich bezogen auf die vier Lebensbereiche zu fragen:

  • Was ist mir wirklich wichtig?
  • Worin zeigt sich für mich ein erfülltes Leben? Und:
  • Was muss ich heute tun, damit ich auch morgen ein glückliches Leben führe?

Proaktiv handeln

Fragen Sie sich zudem regelmässg: Gibt es in meinem Lebensumfeld Anzeichen dafür, dass künftig die Balance in meinem Leben bedroht sein könnte? Solche Warnsignale können sein:

  • Zwischen Ihnen und Ihrem Lebenspartner herrscht zunehmend Schweigen. Auch melden sich Ihre besten Freunde nicht mehr regelmässig (Bereich «Soziales Leben»).
  • In Ihrem Betrieb lautet die oberste Maxime plötzlich «Sparen» (Bereich «Berufliches Leben»).
  • Sie fragen sich immer häufiger: Was soll das Ganze? (Bereich «Sinn/Kultur»).
  • Sie spüren ab und zu ein Stechen in Ihrer Herzgegend (Bereich «Körper/Gesundheit»).

Haben Sie diese Fragen für sich beantwortet, dann können Sie konkrete Vorsätze fassen und einen Massnahmenplan für sich entwerfen, wie Sie diese realisieren. Und zwar ohne dass die Gefahr besteht, dass Sie Ihre Vorsätze nach kurzer Zeit schon wieder vergessen haben. Denn Ihre Vorsätze sind nun in einer Vision von Ihrem künftigen Leben verankert.

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