Sie bauten die Eisenbahn, sie bauten Manhattan. Sie bauten den Eiffelturm, die Freiheitsstatue, das Auto und die Titanic. Sie machten aus kleinen Ideenschmieden Wirtschaftsimperien, stiessen Revolutionen an und liessen aus Kolonien Staaten entstehen. Sie haben gestern gemacht, was wir heute ererbt haben und bestaunen können. Dafür ehren wir sie. Die Macher waren unsere Vorbilder.
Zeiten ändern sich
Die Epoche der europäischen Macherimperien prägen Namen wie Gottlieb Daimler, Alfred Krupp, Carl Benz oder Henri Nestlé. Die Zeiten damals brauchten diese Männer, die Unglaubliches leisteten. Auf ihrem Wohlstand gründet unsere Gesellschaft. Doch die Namen dieser grossartigen Macher beweisen, dass eine grundlegende Umwälzung stattgefunden hat. Fast alle Unternehmen, die aus den Händen eines Einzelnen oder weniger entstanden, sind heute entweder zu Kapitalgesellschaften geworden oder in der Bedeutungslosigkeit versunken. Und mit wenigen Ausnahmen florieren jene früheren Macher-Unternehmen auch heute noch, die schon frühzeitig den Weg von der Alleinherrschaft Einzelner zur verteilten Verantwortung gegangen sind.
So erfolgreich und sogar notwendig es war, dass einer allein sein Unternehmen mit Tatkraft und Intelligenz lange auf Kurs hielt, so unmöglich ist das heutzutage geworden. Die alte Planbarkeit der Wirtschaft ist einem Dschungel von Konkurrenz, Globalisierung und Veränderungsgeschwindigkeit gewichen. Die «alten» Universalexperten sind mit dieser Vielfältigkeit überfordert.
Die Arbeiter und Angestellten dieser Wirtschaftspioniere waren Rädchen im Getriebe des Macher-Imperiums. Standesdenken war aber nur einer der Gründe dafür. Der andere war das schlechte Bildungsniveau. Fortschrittliche Unternehmen boten ihren Mitarbeitern eher Wohnungen, als sie zu Höherem zu qualifizieren. Die unausgesprochene Vereinbarung lautete: Du gibst alles für die Firma und die Firma kümmert sich um deine Familie. Und so war die Betriebswohnung eine anerkennenswerte soziale Leistung, aber auch ein Instrument der Abhängigkeit.
In der Durchschnittsfalle
Da, wo die alten Dynastien zu lange personenzentriert das Zepter schwangen, weil sie den verblassenden Ruhm nicht loslassen konnten, ist es zu grossen Zusammenbrüchen gekommen. Am Ende scheitern die Macher alter Tage am Widerspruch zwischen einer gewandelten Wirtschaft und Welt auf der einen und dem eigenen Anspruch und Herrschaftsideal auf der anderen Seite. Ihre Leitungsstrategien und Führungsmethoden haben ausgedient.
Dass heute in den Leitungen grosser Unternehmen schon lange keine Alleinherrscher und Einzelkämpfer mehr den Taktstock schwingen, heisst aber nicht, dass der Typus des Machers nicht mehr existiert. Es gibt immer noch viele Führungskräfte, die ihre Mitarbeitenden in Unmündigkeit und Abhängigkeit halten. Meist aus Angst, selbst bedeutungslos zu sein. Sie delegieren Aufgaben ohne Gestaltungsspielraum und beanspruchen alles Strategische und in ihren Augen Kreative für sich. Sie wollen Alleinherrscher sein und gebraucht werden und beschweren sich, dass alle mit jedem Mist zu ihnen kommen. Dadurch erhalten sie halbwegs verlässliche Resultate, ohne die Gefahr, durch das Mitdenken der Mannschaft nicht mehr der herausragende Platzhirsch zu sein. Sie stehen wie die Sonne im Zentrum ihres Systems, und die Mitarbeiter kreisen wie Satelliten um ihren vermeintlichen Fixstern. Auch, wenn diese Macher viel bewegen und nach aussen extrem dynamisch wirken – sie und ihre Teams leisten weitaus weniger, als ihnen möglich wäre.