Unternehmen brauchen kreative Köpfe, weil diese auf die verändernden Märkte reagieren können. Gefragt sind kreative Lösungen kniffliger Probleme, schlaue Ideen bei schweren Entscheidungen und möglichst unkonventionelles statt herkömmliches Denken. Und so entstehen aus zündenden Ideen die Innovationen, die die Unternehmenszukunft sichern. Ein Unternehmen kann diese Talente bei der Konkurrenz, meist für viel Geld, abwerben oder bei Hochschulen und Universitäten verheissungsvolle Jobeinsteiger rekrutieren. Das ist zwar günstiger fürs Lohnkonto, dafür umso risikoreicher, weil man mit einem jungen Einsteiger gewissermassen die Katze im Sack kauft.
Diese beiden konventionellen Wege, die zu kreativen Köpfen im Unternehmen führen, sind für manches KMU nicht die erste Wahl. Zu teuer, zu aufwendig, zu unsicher.
Eigene Ressourcen anzapfen
Jeder Mensch ist von Natur aus kreativ. So die Meinung des deutschen Hirnforschers Ernst Pöppel. Die Wissenschaft ist heute so weit, dass viele überzeugt sind, dass die Kreativität geweckt und erlernt werden kann (Michael Knieß 2006).
Warum also nicht die bestehenden Ressourcen, das Potenzial der eigenen Mitarbeitenden besser nutzen? Dieser Weg zu mehr Kreativität und Innovation im Unternehmen ist aber auch heute immer noch einer der unkonventionellen. Und dies, obwohl bereits vor knapp 20 Jahren ein gelungenes Beispiel die Runde in den Schweizer Medien machte. Als «Pionier» schuf der Kaugummihersteller Stimorol eine inspirierende Bürolandschaft und beschritt dabei einen bunten Weg, der – im wahrsten Sinne des Wortes – über Brücken führte, wie das nachfolgende Beispiel zeigt.
Ausgangslage bei Stimorol
Bei der ehemaligen Schweizer Tochter des dänischen Süsswarenherstellers Stimorol mit heutigem Sitz im zürcherischen Opfikon, die seit 2012 zur Kraft-Foods-Gruppe gehört, stand man vor 19 Jahren kurz vor der Inbetriebnahme eines neuen Standorts in Zug. Die Mitglieder der Direktion besuchten mit Sicht auf den Umzug ein Kreativseminar, das der Bündner Erich Chiavi leitete. Im Anschluss daran wollten sie die neu gewonnenen Erkenntnisse mithilfe des Kreativ-Coachs umsetzen. Denn die Situation am alten Standort war nicht mehr zeitgemäss und unbefriedigend.
Die Mitarbeitenden verbrachten fast die gesamte Arbeitszeit in Einzelbüros, wo sie eine sehr eigenständige Arbeitsweise pflegten. Es fand nur wenig Kommunikation zwischen den Kollegen und Kolleginnen statt. Die privaten Telefongespräche waren umso intensiver. Die Direktion wollte die Mitarbeitenden näher zusammenbringen und glaubte an die Reaktivierung der Kreativität durch eine inspirierende Arbeitsumgebung. Erich Chiavi präsentierte sein Konzept einer Erlebnislandschaft erst einmal als dreidimensionales Modell. Es veranschaulichte, wie ein Raum Flexibilität und Kreativität ermöglichen und fördern kann. In Gesprächen konnten sich auch die Mitarbeitenden äussern und fanden die Ideen von Erich Chiavi interessant. Und so wurden am neuen Standort die vorgeschlagenen Elemente etappenweise aufgestellt, wie die Kulissen in einem Theater. Zusammen mit den Mitarbeitenden wurden je nach Wunsch Pflanzen und Gegenstände (wie beispielsweise Regale oder Sichtschutzwände) zur Abgrenzung des eigenen Arbeitsbereiches platziert.