Mensch & Arbeit

Profiling

Mitarbeiterprofile: Performer versus Poser

Das englische Wort «Performance» ist mittlerweile eingedeutscht und bezeichnet im beruflichen Kontext die Arbeitsleistung des Einzelnen, die Erfüllung der Anforderungen und Ausübung der Rolle. Welches Profil ein Performer hat und was ihn von anderen Mitarbeitern unterscheidet, beschreibt dieser Beitrag.
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In der Literatur wird grundsätzlich davon ausgegangen, dass der Mitarbeiter an sich gut ist und die Führungskraft mit der richtigen Führungstechnik einfach alles und mit jedem Mitarbeitenden erreichen kann. Entsprechend braucht es lediglich die richtige Einstellung der Führungskraft sowie die passende Motivationstechnik, und alles wird gut.

Dieses Märchen der Motivation folgert logisch weiter, dass es immer und ausschliesslich an der Führungskraft liegen müsse, wenn die Dinge zwischen oben und unten schieflaufen. Einem solchen Irrsinn widerspricht nicht nur der gesunde Menschenverstand, sondern auch so mancher Experte. Denn nur im Film ist es denn auch möglich, mit einer Handvoll 007-Führungstechniken aus jedem beliebigen 08/15-Mitarbeitenden einen High-Performer zu machen.

Die Performance-Triangle

Wir alle hoffen, dass Performer nicht nur die Speerspitze bilden, sondern als Elite auch an der Spitze der Gesellschaft stehen. Wir alle vermuten aber – und das zu Recht –, dass dieses optimale Szenario wohl nicht die ganze Realität widerspiegelt. Wir sollten uns das zugegebener-massen drastische englische Sprichwort vor Augen halten: «Nach oben kommen nur der Rahm und der Abschaum!»

Im Performance-Dreieck stehen die Performer immer an der Spitze des Dreiecks. Dummerweise kann diese Spitze aber nicht nur nach oben, sondern auch nach unten weisen: Wenn die Performer überwiegen, zeigt die Spitze des Performance-Dreiecks nach oben, was zum monetären, emotionalen sowie menschlichen Profit führt. Sind aber die Performer in der Unterzahl, und diverse Poser stützen sich auf ihre Arbeitsschultern, weist die Spitze nach unten in den Untergang. Und diese Pleite ist durchaus in allen verschiedenen Facetten zu verstehen: emotional, motivatorisch sowie monetär. Wenn wir die Positionen im Performance-Dreieck betrachten und die Performance den per-sönlichen Einstellungen und Charakteren der Mitarbeitenden zuweisen, wird deutlich, wie ein Manager mit wem was warum zu machen hat, um es zum Guten zu wenden.

Das Wesen des Performers

Performer sind Leistungsträger. Und dazu muss ein Manager sie nicht einmal an­stiften. Performer wollen leisten und sie werden leisten, wenn man sie nur lässt. Sie brauchen ein Ziel, dieses erfordert zwingend einen Sinn und dann legen sie eigenverantwortlich los und zeigen viel Eigeninitiative. Ein Performer zeichnet sich durch permanente Selbstaktualisierung aus. Er ist quasi ein Nimmersatt an Wissen und Weiterbildung, dabei vielseitig interessiert und stets gut darüber informiert, wie er sich und sein Umfeld weiterbringen kann.

Der Performer hasst Stagnation. Er verfügt über eine hohe Auffassungsgabe, das heisst, er versteht schnell und bekommt auch die Zwischentöne mit. Und selbst in fachfremden Themen findet ein Performer sich schnell zurecht. Das ist eine natürliche Folge davon, dass er ein sehr effizienter Informationsverwerter ist. Was auch immer man ihm an Information vor die Füsse wirft, der Performer weiss etwas damit anzufangen. Er liest zwischen den Zeilen und ist am Puls der Zeit.

Das Wesen der Pfeife

Die Pfeife ist ein Möchtegern – sie möchte gern: dabei sein, Status erlangen, Erfolge verbuchen. Doch mögen ist noch lange nicht machen. Eine Pfeife leidet an einem engen Bezugsrahmen. Wobei präzisierend erklärt werden muss, dass nicht die Pfeife selbst darunter leidet, sondern der Performer. Für die Pfeife selbst ist alles in bester Ordnung. Der enge Bezugsrahmen der Pfeife kombiniert eine provinzielle Weltsicht mit dem Selbstbild des Kosmopoliten. Dazu passt der relativ infantile Lebensstil. Eine Pfeife löst sich beispielsweise sehr spät aus dem Elternhaus und braucht auch darüber hinaus noch oft die Unterstützung der Eltern statt durch Partner oder Systeme.

Ein Teil dieses Phänomens ist die Entscheidungshemmung einer Pfeife. Aus Angst, etwas falsch zu machen, kann und will sie sich nicht entscheiden. Für ihre Entscheidungen braucht sie die Orientierung von aussen – so ahmt sie auch die Entscheidungen anderer nach oder holt sich über die Massen viele und an sich unangemessene(inkompetente) Meinungen ein. So kommt die Pfeife sicherlich irgendwie im Leben voran, ist aber alles andere als ein Vorreiter – das ist ja auch nicht erreichbar als Nachahmer.

Die Pfeife kennzeichnet sich zudem durch Selbstüberschätzung. Typisch ist konsequentes Mitreden ohne inhaltliche Kompetenz. In Diskussionen kann man Pfeifen leicht beeinflussen und inspirieren, doch da sie offenkundig mental nur eine geringe Halbwertzeit haben, können sie Ergebnisse und Entscheidungen, die ihren Bezugsrahmen übersteigen, nicht konservieren. Alle Diskussionen beginnen also immer wieder bei Adam und Eva. Dieses Phänomen wird eine Pfeife selbst interessanterweise nie leid.

Eine Pfeife wird im Gegenteil vom olympischen Prinzip geleitet: Dabei sein ist alles. Das ist auch ihr Wesenskern, sie will überall dabei sein, besonders da, wo es etwas Besonderes gibt. Das entspricht zwar ihrer Geltungssucht, aber leider nicht ihrem Leistungsniveau.

Das Wesen der Psychopathen

Wer bei Psychopathen an die fiktive Figur Hannibal Lecter aus der Romanreihe von Thomas Harris denkt, liegt nur leicht verkehrt. Wir brauchen aber einen anderen Denkansatz. Kennen Sie Mr. Spock aus der amerikanischen Fernsehserie «Raumschiff Enterprise»? Mr. Spock ist der halb menschliche, halb vulkanische Erste Offizier des Raumschiffs und was ihn ausmacht, ist, dass er niemals emotional, sondern immer rein logisch handelt, denn die Vulkanier unterdrücken ihre Gefühle. Nun ist Mr. Spock sehr integer und es lässt sich vermuten, dass Vulkanier durchaus ein eingebautes ethisches System haben, vielleicht ja anstelle des emotionalen. Das klingt nun vielleicht etwas langweilig und doch ist der Vulkanier Mr. Spock immer wieder vom menschlichen Verhalten fasziniert, wenn zum Beispiel die anderen Crew-Mitglieder ihm erklären, wie sie als Menschen nun mal ticken.

Zurück zum Psychopathen. Ein Psychopath kommt ohne emotionalen Link im Gehirn auf die Welt. Das ist das, was man im Volksmund «falsch verdrahtet» nennt. Seine Gefühlsapparatur steht quasi per Werk auf off. Und da Gefühle ja bekanntlich viel Stress machen können, lässt der Psychopath diese Einstellung auch exakt so, wie sie ist. Mit dieser Art der Stressresistenz ist der Psychopath logischerweise im Vorteil, und das hat er auch sehr klar erkannt.

Wenn nun aber jemand so ganz ohne Emotionen und damit automatisch auch ohne Mitgefühl auf Gottes Erde wandelt, wie wird sich der- oder diejenige wohl verhalten? Welche Einstellung wird er haben? Wie sieht er die, die anders sind, die, die Emotionen haben? Während sich die Pfeife für das moralisch hochwertigere Wesen hält, ist der Psychopath weniger bescheiden und davon überzeugt, insgesamt hochwertiger, weil leistungsfähiger zu sein.

Neben der psychiatrischen Diagnostik sind zwei Stellgrössen (Dutton, 2013; Dutton & McNab, 2015) im echten Leben relevant: Gewaltbereitschaft und Intellekt. Psychopathen stellen ein Prozent der Weltbevölkerung, im Topmanagement aber kumulieren sie sich auf 14,5 Prozent (Babiak & Hare, 2007b). Sie, die Psychopathen und die Pfeifen unter den Führungskräften, sind für den schlechten Ruf der Manager verantwortlich. Es gilt also, dieser Spezies keineswegs das Feld zu überlassen. Eines ist gewiss: Der Psychopath ist ein Performer. Doch er arbeitet nur für die eigene Agenda. Er ist also ein Loyalitätssimulant und damit brandgefährlich, weil niemand ahnen kann – ähnlich wie bei kleinen Kindern – was ein Psychopath als Nächstes tut.

Hier ein paar diagnostische Einzelheiten, um den Psychopathen zu entlarven: In erster Linie ist ein Psychopath ein Eindrucksmanager. Er managed den Eindruck über sich, nicht aber die ihm zugewiesenen Aufgaben – es sei denn, dies würde seinem persönlichen Plan dienen. Bei einem Psychopathen hat man es mit einem Blender mit oberflächlichem Charme zu tun. Er verfügt über raffinierte und einnehmende Umgangsformen, die ihm helfen, auch die hohen Positionen zu erlangen und das Vertrauen der Entscheider zu gewinnen. Er ist überzeugt von seinem übersteigerten Selbstwert, was ihn bisweilen äusserst arrogant und eingebildet reagieren lässt – das aber immer nur Menschen gegenüber, die er in die Niederrelevanzkategorie einsortiert. Der Psychopath ist ein versierter Lügner und führt seine Opfer ohne Skrupel bewusst in die Irre – bisweilen nur aus Langeweile. Dabei fehlt ihm jede Reue oder Scham. Er ist geradezu unbarmherzig und blind für die Bedürfnisse der anderen, sofern ihm diese nicht dienen, hegt er Verachtung für seine Opfer.

So wie der Psychopath Beziehungen ablehnt, lehnt er jegliche Form von Absprachen ab. Verabredungen und Verträge werden nicht eingehalten. Summa summarum ist er eine einzige wandelnde Verantwortungslosigkeit.

Porträt