Mensch & Arbeit

Gesundheitsmanagement

Mit wertschätzender Kommunikation gegen hohe Krankenstände

Die starken Veränderungen am Arbeitsplatz, etwa durch die Digitalisierung, führen für Arbeitnehmer zu einer grösseren Belastung. Das zeigt sich unter anderem an der stetig steigenden Anzahl an psychischen Erkrankungen unter Arbeitnehmern. Der Beitrag zeigt, wie Unternehmen gegensteuern können.
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Zwar ist die Krankenquote in den letzten Jahren stabil geblieben, das aber auf einem hohen Niveau. Die damit verbundenen Kosten sind enorm. Ausserdem wirkt sich ein hoher Krankenstand negativ auf die Stimmung im Team und auf die Kundenzufriedenheit aus. Was bedeutet das für Führungskräfte? Wie kann ein gutes und offenes Führungsverhalten Gesundheit fördern? Entscheidend ist – wie so oft – die Kommunikation zwischen Führungskräften und Mitarbeitern.

Hohe Belastungen

Wenn sich ein Mitarbeiter nach dem anderen krankmeldet, lehrt das viele Chefs das Fürchten. Und das aus gutem Grund, denn ein hoher Krankenstand bringt Auswirkungen mit sich, die ein Unternehmen langfristig im Kern erschüttern können. Je nach Betriebsgrösse und Krankenstand können sich inklusive Opportunitätskosten pro Jahr schnell sechs- oder siebenstellige Beträge ergeben. 

Zudem ist davon auszugehen, dass ein hoher Krankenstand auch den Rest des Teams enorm belastet. Häufig sogar so sehr, dass selbst die fittesten Mitarbeiter ab einem ge­wissen Punkt nicht mehr in der Lage sind, ihr Bestes zu geben.

Die Konsequenz: Die Ausfallzeiten werden immer höher und auch die Kunden werden schnell unter dem daraus resultierenden Qualitätsverlust zu leiden haben. Zudem wird auch die Fluktuation steigen und der Ruf des Unternehmens als Arbeitgebermarke kann dauerhaft Schaden nehmen. Deshalb sollten sich Führungskräfte unbedingt mit der Frage beschäftigen, was zu einem hohen Krankenstand führt. Oft werden sie dabei feststellen, dass es Verbesserungspotenzial bei der Kommunikation und dem Umgang mit den Mitarbeitern gibt. 

Einflussfaktoren

Eine repräsentative Befragung von Arbeitnehmern hat ergeben, dass der Sinn der Arbeit und die Unternehmenskultur bedeutsame Faktoren, die auf den Krankenstand Einfluss haben. So fehlten Arbeitnehmer, die ihre Arbeit als sinnstiftend wahrnehmen und sich im Job wohlfühlen, 2018 im Durchschnitt 9,4 Tage krankheitsbedingt. Mitarbeiter, bei denen dies nicht der Fall ist, fehlten mit durchschnittlich 19,6 Tagen mehr als doppelt so oft. Gesundheit umfasst dementsprechend mehr als die physische Fitness eines Mitarbeiters. 

Die Entwicklung und Pflege einer wertschätzenden Unternehmenskultur sowie das Vermitteln vom Sinn der Arbeit wirken als wesentliche Hebel auf die Gesundheit und Motivation des Teams. Die gute Nachricht ist, dass die Führungsetage eines Unternehmens einen direkten Einfluss auf diese Faktoren hat.

Offene Kommunikation

Wertschätzung und Sinn werden Mitarbeitern über eine offene und gute Kommunikation vermittelt. Es ist heute wichtiger denn je, dass Betriebe neben schon üblichen gesundheitsfördernden Massnahmen wie zum Beispiel ergonomischen Stühlen und gesundem Essen auch wirksame Kommunikationsmassnahmen in die Wege leiten.Besonders Konsequenz und eine offene Kommunikation mit dem Team sind wirksame Hebel bei einer zu hohen Krankenquote. In vielen Unternehmen gibt es hier Handlungsbedarf. Die folgenden fünf KoTipps vermitteln Wertschätzung, steigern die Motivation und fördern eine positive Unternehmenskultur:

Wertschätzung zeigen

Führungskräfte sollten den Mitarbeitern in Gesprächen ehrlich und mit einem gehörigen Mass an Wertschätzung erklären, dass jedes einzelne Teammitglied für den Erfolg des Unternehmens mitverantwortlich ist. Auch im Arbeitsalltag sollte diese Wertschätzung kommuniziert werden.

Dem Team Danke sagen

Wenn ein Mitarbeiter krankheitsbedingt ausfällt und Kollegen Überstunden machen, sollten sich sowohl die Führungskraft als auch der erkrankte Mitarbeiter für die geleisteten Überstunden bedanken und dem Team so das Gefühl vermitteln, dass ihr Einsatz geschätzt wird.

Chefs haben eine Vorbildfunktion

Als Führungskraft sollte man das, was von Mitarbeitern erwartet wird, auch vorleben – selbst dann, wenn es von Zeit zu Zeit unangenehm sein mag. Ein Vorgesetzter, der in Zeiten aussergewöhnlicher Belastung selbst mit anpackt, macht einen äusserst guten Eindruck.

Wiederholte Krankmeldungen offen ansprechen

Verantwortliche sollten mit Mitarbeitern, die häufig krank sind, kommunizieren und bewusst versuchen, mehr über die Gründe herauszufinden. Möglicherweise ist die Arbeitsbelastung zu hoch und es finden sich im Gespräch Ideen, um die Situation für beide Parteien zu verbessern.

Richtig kommunizieren im Moment der Krankmeldung

Ähnlich wichtig ist auch die Kommunikation im Moment der Krankmeldung. Mitarbeiter sollten sich persönlich krankmelden und rechtzeitig mitteilen, wann sie wieder einsatzfähig sind. Der betroffene Mitarbeiter bekommt auf diese Weise die Möglichkeit, seinem Team den nötigen Respekt zu erweisen. Ausserdem kann die Führungskraft im direkten Gespräch unter Beweis stellen, dass sie die Bedeutung einer direkten und vertrauensvollen Kommunikation kennt. 

Unternehmenskultur optimieren

Wenn der Krankenstand durch verän­dertes Führungsverhalten und effektive Kommunikationsmassnahmen gesunken ist, ist die Arbeit noch nicht getan. Im nächsten Schritt geht es an die Aufarbeitung und die Frage, wie ein Wiederansteigen des Krankenstands bereits im Vorfeld vermieden werden kann. 

Führungskräfte, die dauerhaft erfolgreich sein möchten, bleiben am Ball und versuchen kontinuierlich, ihre Unternehmenskultur zu verbessern. Das bedeutet natürlich auch, dass Führungskräfte ihre eigene Kommunikationsfähigkeit und mentale Resilienz fortwährend trainieren sollten.

An dieser Stelle ein wichtiger Hinweis: Auch wenn Führungskräfte über mögliche Krankmeldungen nicht glücklich sind, sollten sie sicherstellen, dass sie ihre Gefühle im Griff behalten. Sonst ist davon auszugehen, dass die nächste Krank­meldung nicht per Telefon, sondern per E-Mail kommt. Und das wird die Bemühungen, eine transparente und vertrauensvolle Unternehmenskultur zu etablieren, zurückwerfen.

Fachlich und mental wachsen

Doch was, wenn Teammitglieder einfach zu viel Druck verspüren? Sätze wie «Wir haben zu viel Druck. Ist doch klar, dass wir krank werden.» sind in Unternehmen gang und gäbe. Das gilt vor allem dann, wenn Mitarbeiter das Gefühl haben, mehr Arbeit aufgedrückt zu bekommen, als sie bewältigen können. Schlimmstenfalls führt dieser Eindruck sogar dazu, dass sich die halbe Belegschaft einen Krankenschein besorgt und mögliche Investitionen in die Zukunft mangels Kapazitäten blockiert werden.

Aus Sicht der Mitarbeiter ist das auf den ersten Blick verständlich. Denn wer läuft schon gerne einen Marathon, wenn er das Gefühl hat, niemals die Ziellinie passieren zu können? Urlaub auf Krankenschein ist allerdings auch keine Lösung – weder für das Unternehmen noch für den überforderten Angestellten. Stattdessen muss eine Möglichkeit her, mit dem Druck, der in vielen Branchen völlig normal ist, sinnvoll umzugehen. Wie das geht? Indem Führungskräfte ihr Team dabei unterstützen, nicht nur fachlich, sondern auch mental zu wachsen. Sei es das Setzen von Prioritäten oder die Fähigkeit, in Krisensituationen einen klaren Kopf zu behalten – all das kommt nicht von selbst, sondern muss – und kann – erlernt werden.

Sobald Führungskräfte damit beginnen, ihren Mitarbeitern Stressbewältigungsmethoden an die Hand zu geben, wird zumindest der psychische Druck verpuffen. Und damit ist bereits eine Menge erreicht. Neben den oben genannten kommunikativen Massnahmen sollten Führungskräfte also auch Ressourcen und Weiterbildungsmassnahmen anbieten, mit denen Teammitglieder ihre mentale Fitness trainieren können.

Frühzeitig handeln

Ein weiterer und letzter nennenswerter Hinweis für den Umgang mit Krankmeldungen: Bei einer hoher Krankenquote sollten Führungskräfte schnell und ganzheitlich handeln. Eine offene und wertschätzende Kommunikation mit dem Team ist ein guter Anfang, für langfris­tige und nachhaltige Veränderungen braucht es etwas mehr. Häufig nehmen Führungskräfte bestehende Warnsignale nicht rechtzeitig wahr und reagieren zu spät. Nicht alle Krankheitsfälle lassen sich über einen Kamm scheren, und gerade deshalb sollten sich Vorgesetzte darum bemühen, mit offenem Blick auf die Krankenstatistiken zu schauen. Wenn ein hoher Krankenstand eine der Topherausforderungen im Betrieb ist, hilft eine fundierte Analyse als Grundlage für den Massnahmenplan. Es gilt, diesen Prozess so früh wie möglich anzustossen. 

Mit der Analyse beginnen

Ganz am Anfang steht die einfache Zahlenanalyse. Wie hoch ist die Krankenquote überhaupt? Wo steht sie im Vergleich zu der Branche? Welche Mitarbeiter sind besonders häufig krank? Es geht darum, Muster zu erkennen. Diese geben Aufschluss über die Gründe für die hohe Krankenquote.

Im Anschluss wird der Massnahmenplan erstellt und konsequent umgesetzt – zum Beispiel im Rahmen einer Gesundheitskampagne, mit kommunikativen Ansätzen und Unterstützung der Krankenkassen. So schaffen Unternehmen und Führungskräfte es, einen hohen Krankenstand erfolgreich (und nachhaltig) in den Griff zu bekommen.

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