«Ich sehe was, was du nicht siehst.» Wer kennt das Spiel nicht, das Kinder gerne spielen, um die Langeweile auf Autofahrten zu vertreiben oder lange Wartezeiten zu verkürzen. Im Führungsalltag ist diese Tatsache leider kein Spiel. Wenn Mitarbeitende nicht das sehen, was ihre Führungskraft sieht, oder umgekehrt, dann wird man zusammen wohl kaum «einen Blumentopf gewinnen».
Um Mitarbeitende typ- und motivgerecht zu motivieren und so 5-Sterne-Ergebnisse zu erreichen, müssen Führungskräfte ihre Bedürfnisse, Sicht- und Verhaltensweisen «lesen» und verstehen. Dabei hilft das 5-Sterne-Prinzip.
Das 5-Sterne-Prinzip
Führungskräfte können das 5-Sterne-Prinzip nutzen, um sich selbst und ihre Mitarbeiter besser zu verstehen. Denn jeder Mensch hat eine individuelle Persönlichkeit; und was wir wahrnehmen, ist der individuelle Fingerabdruck seiner persönlichen Bedürfnisse, Sicht- und Verhaltensweisen. Diese Persönlichkeitsaspekte bauen aufeinander auf, sie beeinflussen sich, ärgern einander, lieben sich – eine kausale Kette, die uns zu dem Menschen macht, der wir sind.
Die grundlegenden Bedürfnisse im Kern der Persönlichkeit (erster Stern) stehen für unsere intrinsischen Antreiber, für die Motive, nach deren Erfüllung wir streben. Die jeweilige Ausprägung dieser Motive, die sogenannte Motivkonstellation, hat – neben anderen Faktoren wie Kultur, Erziehung, Erlebnisse und Erfahrungen – Einfluss auf die individuelle Sichtweise des Menschen (zweiter Stern). Unser Gehirn (dritter Stern) ist so etwas wie das «Übertragungsorgan». Es übersetzt die Sichtweise in konkretes (bewusstes oder unbewusstes) Verhalten (vierter Stern). Wie Kommunikationswissenschaftler Paul Watzlawick bemerkt hat, können wir «nicht nicht kommunizieren», und genauso können wir uns auch nicht nicht verhalten. Schliesslich führt alles, was wir tun oder auch nicht tun, zu einem Ergebnis (fünfter Stern).
Führungskräfte sind dann erfolgreich, wenn sie die Persönlichkeit ihrer Mitarbeiter erkennen und Führungsstil und Aufgabenverteilung daraufhin anpassen. Sie rücken die Motive, Sicht- und Verhaltensweisen der Mitarbeiter in den Mittelpunkt. Die Kenntnis von Motivstruktur und Verhaltenspräferenz ermöglicht ihnen ein breites Spektrum an Handlungs- und Kommunikationsmöglichkeiten, mit denen sie individuell auf jeden einzelnen Mitarbeiter eingehen können.
Unterschiedliche Sichtweisen
Wie tickt der Mitarbeiter und was ist sein angestrebtes Ergebnis? In vielen Fällen verlieren Führungskräfte diese Frage aus dem Blick. Sie sind zu sehr damit beschäftigt, ihre Ergebnisse und die des Unternehmens in den Vordergrund zu stellen. Es ist vielmehr hilfreich, die Führungsbrille immer mal wieder abzunehmen und die des Mitarbeiters aufzusetzen, ihm gut zuzuhören und versuchen zu verstehen, was er fühlt und denkt, was er in seinem Arbeitsumfeld braucht, um effektiv und effizient arbeiten zu können. Jeder Mensch verfolgt bewusst oder unbewusst das Ziel, seine Bedürfnisse zu befriedigen. Die Sichtweisen und Glaubenssätze sowie das Verhalten, das der Mitarbeiter zeigt, geben Anhaltspunkte dafür, wie er gezielt geführt und motiviert werden kann. Das 5-Sterne-Prinzip hilft dabei. Es empfiehlt sich – Stern für Stern – die Motive, Sicht- und Verhaltensweisen des Mitarbeiters zu analysieren.