Mit Business-Yoga gegen Stress am Arbeitsplatz

In der Arbeitswelt steigt der Erfolgsdruck stetig. Konzentrationsschwächen, Migräne, Nackenbeschwerden, und Burn-out können die Folge von Stress sein. Viele Firmen bieten heute gezielte Ausgleichsprogramme zur Gesundheitsförderung an. Eine der Massnahmen, die gegen Stress wirkt und die Konzentrationsfähigkeit steigert, ist Yoga. Eine nachhaltige Wirkung ist aber nur mit regelmässiger Praxis erreichbar. Wer denkt, dass er in einem Crash-Kurs mal eben so nebenbei Yoga erlernen kann und dann erwartet, dass dies dann nachhaltig wirkt, wird leider enttäuscht. Wer allerdings eine re­gelmässige Praxis im Wochenrhythmus in seinen Alltag einbaut, wird erstaunt sein, wie schnell, effektiv und nachhaltig Yoga in seinen Berufsalltag einfliesst.

Dem Berufsalltag angepasst

Immer mehr Unternehmen integrieren Yogapraktiken in ihre Unternehmens­kultur. Grundsätzlich besteht kein Un­terschied zwischen den normalen Yogaübungen und dem Business-Yoga. Beim Business-Yoga geht der Kursleiter jedoch auf die besonderen Anforderungen der entsprechenden Firma und deren Mitarbeitenden ein. Das können Programme zum Stressabbau oder zum Auftanken der Energie in der Mittagspause sein. Es gibt auch spezielle Module zur Verbes­serung der Konzen­trationsfähigkeit oder auch Anregungen zum ökonomischen Einsatz der persönlichen Ressourcen. Verspannungen, falsche Atmung, zu viel Energie im Kopf sind oft die negativen Auswirkungen von Stress am Arbeitsplatz. Meist wird dadurch die Körperwahrnehmung und Achtsamkeit stark reduziert. Der Mitarbeitende ist primär auf die Gedankenebene fokussiert und nimmt dadurch vielfach wichtige Signale des Körpers nicht richtig wahr – mit Auswirkung auf die Gesundheit.

Fokus auf das Wesentliche

In den Business-Yogakursen ist es wichtig, die Teilnehmenden möglichst schnell aus ihren ineffizienten Verhaltensmustern zu holen. Yoga hilft dem Praktizierenden, sich weg vom Unwesentlichen hin zum Wesentlichen zu fokussieren, denn häufig verlieren sich Mitarbeiten­de in Nichtigkeiten und Nebensächlich­keiten. Der Yoga-Praktizierende gewinnt Gelassenheit und Ruhe, die auch im hektischen Alltag noch präsent sind. Business-Yoga hilft, die eigenen Gedanken zu beruhigen und im entscheidenden Moment wieder Klarheit zu erlangen. Es gibt Rückmeldungen von Führungskräften, die plötzlich in Sitzungen anders agierten, Situationen neu überblickten und Strategieänderungen in einer Einfachheit einleiten konnten, die sie selber verblüfften – und die teilnehmenden Mitarbeitenden ebenso.

Wirtschaftstauglicher Zugang

Yoga wird teils immer noch als Esoterik abgetan. Oft äussern sich die Führungskräfte Yoga gegenüber kritisch. Deshalb ist es umso wichtiger, eine unterrichtende Person zu finden, die fachkompetent und zielgruppengerecht auftritt. Auf Business-Yoga spezialisierte Yogalehrerinnen und Yoga-Lehrer sind auf der Website des Schweizer Yogaverbandes unter www.swissyoga.ch / Yogalehrerinnen zu finden. Es ist empfehlenswert, Beginnende und Interessierte im Begin­ners-Workshop mit einem Referat und fundiertem Wissen aus Medizin und mit Praxisbeispielen abzuholen. Das Referat wird mit Übungen untermauert.

Unterschiedliche Engagements

Gesunde Mitarbeitende sind das Kapital eines Unternehmens. Es lohnt sich deshalb, in die Gesundheitsprävention zu
investieren. Bei Business-Yoga bieten sich unterschiedliche Formen mit unterschiedlich grossem Engagement des Unternehmens an. Zum Beispiel kann bei einem Mitarbeiteranlass auf Business-Yoga hingewiesen werden. Eine weitere Stufe ist das Angebot einer wöchentlichen Yogastunde. Diese kann intern in der Firma oder extern in der Nähe des Arbeitsortes stattfinden. Eine Kostenbeteiligung durch die Firma wirkt auf die Mitarbeitenden motivierend. Für das Management sind oft individuelle Lösungen gefragt, auch zusammen mit einem Coaching.

Kennenlernlektionen

Im Rahmen von Messen, Konferenzen, Seminaren und anderen Anlässen erfahren Führungskräfte Hintergründe und Ziele von Business-Yoga. Theoretische Grundlagen der Yogamethoden und Interessantes über neueste wissenschaftliche Erkenntnisse zum Thema Yoga und Gesundheit werden vermittelt. Im praktischen Teil lernen die Teilnehmenden einige Übungen kennen und erleben die direkte, unmittelbare Wirkung von Yoga.

Dieses Modul eignet sich, um einen praktischen und thematischen Ausgleich im Ablauf von Seminaren einzubauen. Der Schwerpunkt des Vortrages kann dem Anlass angepasst werden. So leitet Thomas Gloor an der Schweizerischen Tagung
für Arbeitssicherheit (siehe Infokasten) nach der Mittagspause einen praktischen Yogablock, mit dem Ziel, den Tagungsteilnehmern aufzuzeigen, wie mit einfachen Übungen ein Ausgleich zum Arbeitsalltag geschaffen werden kann.

Beispiele aus der Praxis

Raiffeisenbank Rothenburg

Bankleiter Markus Villiger hört durch einen Zufall von Business-Yoga und möchte für seine Mitarbeitenden ein Angebot zur Gesundheitsprävention machen. Er engagiert eine Yogalehrerin für zehn Übungsstunden. Rund zwei Drittel der 20 Mitarbeitenden nehmen die Gelegenheit wahr und erlernen einmal pro Woche während der Mittagspause Atemtechniken, Körperhaltung und Entspannungsübungen. Der Kurs wird als einmaliges Angebot von der Bank finanziert. Als weitere Gesundheitspräventionsmassnahmen setzt die Bank auf Massnahmen der Ergonomie am Arbeitsplatz (höhenverstellbare Pulte, Lichteinfall beim Bildschirm). Weiter können sich die Mitarbeitenden in den Pausen gratis mit Früchten bedienen.

Rückversicherer Scor

Für den französischen Rückversicherer Scor mit schweizerischem Sitz in Zürich ist Business-Yoga für die Mitarbeitenden nichts Neues. Bereits seit sechs Jahren bietet das Dienstleistungsunternehmen mit 240 Mitarbeitenden einmal wöchentlich in der Mittagspause Yogastunden an. Business-Yoga ist eines der Angebote innerhalb der Scor University. Neben fachspezifischen Weiterbildungen findet im Scor University-Programm auch Gesundheitsförderung ihren Platz. Alle diese Angebote bedeuten für das Unternehmen Attraktivität am Arbeitsplatz. Rund zehn Prozent der Belegschaft nutzen ihre Mittagsstunde zur Entspannung, zur persönlichen Fitness und als Beitrag zur Work-Life-Balance. Die Mitarbeitenden schätzen die Yogastunden, da so Verspannungen gelöst werden können. Geleitet wird die Yogastunde durch Carla Dal Pont, der Assistentin der Geschäftsleitung, die über eine Ausbildung als Yogalehrerin verfügt. Die Mitarbeitenden beteiligen sich mit einem Beitrag an den Kosten.

A. Tschümperlin AG

Carla Tschümperlin ist CEO und Verwaltungsratspräsidentin der A. Tschümperlin AG, Baustoffe, mit 180 Mitarbeitenden und Hauptsitz in Baar. Sie praktiziert seit fünf Jahren einmal wöchentlich Business-Yoga. Ursprünglich hatte sie einige Vorurteile gegenüber Yoga. Eine Probe­lektion überzeugte sie jedoch rasch vom Gegenteil ihrer Annahmen. Die Yogastunde bedeutet für Carla Tschümperlin eine Auszeit, um sich bewusst wahrzunehmen und mit den Übungen Kopf und Körper in Einklang zu bringen. Sie betont, dass alles, was sie zu einer ausgeglichenen, gesunden Führungskraft macht, schlussendlich positive Auswirkungen auf ihre Arbeit hat – so auch Yoga. Die Unternehmerin empfiehlt Mitarbeitenden, für die individuelle Gesundheitsprävention auch neue und unbekannte Aktivitäten wie Yoga auszuprobieren.