Mensch & Arbeit

Stressmanagement

Dem Burnout wirksam zuvorkommen

Zum Thema Stressmanagement gibt es reichlich Literatur. Und trotzdem nimmt die Zahl der Burnout-Fälle zu. Der Grund: Es hapert an der Umsetzung. Dieser Artikel soll aufzeigen, wie ein gesundes Stressmanagement bei Projekten gestaltet und somit einem Burnout vorgebeugt werden kann.
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«Mir gehts gut. Ich bin einfach total im Stress!» Es handelt sich hier um eine nicht seltene Antwort auf die kurze Frage «Wie gehts?». Im Gegenteil, man könnte fast meinen, dass etwas nicht in Ordnung ist, wenn jemand keinen Stress hat. «Stress haben» gehört für viele schon fast zum Alltag. Ebenso ist «Burnout» ein mittlerweile bekanntes Schlagwort. Die schnelllebige und überaus konsumorientierte Gesellschaft wird immer häufiger mit dieser Erkrankung konfrontiert. Gerade im Projektmanagement wird oft unter Zeitdruck gearbeitet.

Mangelnde Umsetzung

Kaum ein Projektleiter kann sich über zu wenig Arbeit beklagen. Jeder dritte Arbeitnehmer des Schweizer Marktes gibt an, sich in einer stressvollen Situation zu befinden. Viele Aufgaben müssen in einem möglichst kleinen Zeitfenster und mit wenig Personal erledigt werden. Und Kostensenkungen gehören zur Tagesordnung. Dieser Zustand hinterlässt seine Spuren. In der Schweiz betragen die Kosten von Stressfolgeschäden jährlich 4,2 Milliarden Franken (Gesundheitsförderung Schweiz, 2011).

Es gibt viele verschiedene Lektüren zum Thema Stressmanagement und Burnout. Doch warum kommt es überhaupt zu einem Burnout, wenn die Faktoren doch eigentlich klar sind und genügend Infomaterial zur Prävention vorhanden wäre? Zum Beantworten dieser Frage hat die Autorin eine Umfrage durchgeführt. 300 Fragebogen wurden per Mail an Projektleiter versendet, zwölf davon kamen ausgefüllt wieder zurück. Teilgenommen haben zwei Frauen und zehn Männer. Das Ergebnis sagt aus, dass es darauf ankommt, ob man die Tipps für Prävention von Burnout auch umsetzen kann. Die Autorin behauptet weiter, es gehe darum, ob die Tipps überhaupt umgesetzt werden wollen. Wie oft hört man doch Aussagen wie diese: «Ich wüsste ja eigentlich schon, wie es geht, aber so einfach ist das nicht, weil …», und dann folgen verschiedene Ausreden.

Nebst der Umfrage hat die Autorin Interviews mit zwei von Burnout Betroffenen durchgeführt. Sie gaben folgende Gründe an, warum ein Burnout aus ihrer Sicht entstehen könnte:

  • Personenbezogene Faktoren wie Perfektionismus, Selbstkritik oder der Anspruch, allen gerecht werden zu wollen
  • Heile Welt vorspielen müssen, da es von der Gesellschaft nicht gern gesehen wird, wenn man etwas nicht im Griff hat
  • Zeit-Kosten-Termindruck

Präventionsmassnahmen

Mögliche Interventionen zur Prävention sehen sie in:

  • Schulungen
  • Förderung der Eigenverantwortung
  • Festlegen von klaren Abgrenzungen
  • Sich Zeit nehmen für Kommunikation

Als Stressmanagement-Tipp für Projektleiter geben sie Folgendes mit:

  • Offen kommunizieren, nichts auf die lange Bank schieben, sich auch gegenüber den Vorgesetzten intern wie extern abgrenzen.
  • Sich mit Burnout und den entsprechenden Anzeichen frühzeitig auseinandersetzen und bei den entsprechenden Symptomen sogleich handeln.

Die Autorin ist der Meinung, dass eine gewisse Verantwortung auch vonseiten des Arbeitgebers wahrgenommen werden sollte. Ein Vorgesetzter sollte sich über die Problematik Burnout schulen und seine Mitarbeiter im Auge behalten. Wenn sich der Projektleiter aber nicht an Präventionsmassnahmen hält, können die institutionellen Rahmenbe­dingungen noch so stimmen, das Burnout kann jedoch nicht verhindert werden. Gefährlich wird es vor allem dann, wenn jemand meint, das Problem betreffe ihn oder sie nicht und werde es auch nie. Sich in falscher Sicherheit zu wiegen, kann sehr gefährlich sein. Denn je nach Umstand kann nämlich jeder an Burnout erkranken. Ein unter Druck stehender Projektleiter muss sich also zuerst einmal eingestehen können, ein Problem zu haben. Dann sollte er sich helfen lassen wollen und bereit sein, etwas an seinem Verhalten, an seinen Gewohnheiten zu ändern.

Die Resultate der Umfrage sowie die Anleitungen aus verschiedenen Quellen (siehe Literaturverzeichnis) wurden anhand von Checklisten für den Arbeit­nehmer, aber auch für den Arbeitgeber zusammengefasst (siehe Kasten). Ein gesundes Stressmanagement kann ab sofort in die Praxis umgesetzt werden. Wichtig dabei ist aber, nicht gleich alle Tipps gleichzeitig anwenden zu wollen. Es braucht Zeit, Gewohnheiten zu ändern. Schritt für Schritt.