Mensch & Arbeit

Zeitmanagement

Beschränkte Ressourcen gezielter nutzen

Gerade in KMU sind viele Unternehmer durch den operativen Betrieb vollständig ausgelastet. Dies klingt zwar erfreulich, doch fehlt ihnen dadurch die Zeit, sich und ihr Unternehmen für die Zukunft zu rüsten. Dieser Beitrag zeigt, weshalb strategische Themen so bedeutend sind und wie Unternehmer im Tagesgeschäft die nötige Zeit dafür finden können.
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Das Arbeits- und Lebensumfeld wird komplexer und globaler. Doch stehen uns viele moderne Hilfsmittel und gute Methodiken zur Verfügung; so können wir aus einer Vielzahl von Lösungsvarianten die besten evaluieren. Eine riesige Menge an Wissen ist für viele Menschen einfach und erschwinglich zugänglich: Über Such­maschinen im Internet lässt sich das entsprechende Wissen einfach und unkompliziert finden. Ganze Studien zu beinahe jedem beliebigen Thema können sehr schnell und zu geringen Kosten beschafft werden. Und dennoch: Erzielen wir mit den bisherigen Verhaltensweisen den grössten Nutzen? Gibt es Alternativen zu den bestehenden Abläufen?

Tägliche Herausforderungen

Unternehmer sind von morgens bis abends mit dem Erzielen von Resultaten beschäftigt. Die Aufgaben innerhalb des Unternehmens sind vielfältig und müssen überwacht und gesteuert werden. Ob bei der Akquisition von Kunden, der Entwicklung von Produkten und Dienstleistungen, der Gestaltung und Optimierung von Prozessen, der Organisation von Abläufen oder bei der Rekrutierung von neuen Mitarbeitenden – überall sind die Entscheidungskraft und die lenkende Hand des Unternehmers gefragt. Daneben steht er aber auch in der Pflicht, seine Angestellten zu unterstützen, sich selbst wie auch seine Mitarbeitenden fachlich und persönlich zu stärken und schliesslich auch die gesamte Organisation an sich weiterzuentwickeln.

Der Tag bleibt jedoch auch in Zukunft auf 24 Stunden beschränkt. Dabei sollte berücksichtigt werden, dass der Mensch durchschnittlich sieben bis acht Stunden Schlaf benötigt und auch tagsüber kurze Erholungspausen für das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit förderlich sind. Daneben brauchen Körper und Geist zur Erholung auch etwas Freizeit sowie soziale Kontakte.

Keine Zeit für Strategien

Die absolute Auslastung durch das operative Geschäft wirkt sich stark auf die strategischen Themen aus. Denn wenn der Unternehmer seine gesamte Zeit für das Tagesgeschäft braucht, wann sollen die übergeordneten und zukunftsgerichteten unternehmerischen Aufgaben angegangen werden?

Dabei sind die strategischen Herausforderungen ebenso vielfältig und wichtig wie die operativen Aufgaben. Es gilt, Stärken und Schwächen des Unternehmens zu analysieren, um Chancen und Gefahren zu erkennen; Innovationen müssen vorangetrieben und neue Märkte erschlossen werden; gemeinsam mit den Mitarbeitenden sollten übergeordnete Unternehmensziele erarbeitet werden, woraus sich Teamziele und persönliche Ziele ableiten lassen, welche wiederum zu Massnahmen und Handlungen führen, welche ebenfalls geplant und durchgeführt werden wollen.

Häufig werden diese Herausforderungen, oft im Wissen um die Risiken, Mal für Mal hinausgeschoben. So hört man von Unternehmern häufig, sie wollten unbedingt an den übergeordneten Themen arbeiten – doch gerade gehe dies nicht, weil sie ihre Zeit für das dringliche operative Geschäft benötigten. Die strategischen Themen sollen dann in einem halben Jahr angegangen werden, werden dann aber wieder um ein weiteres Jahr verschoben, et cetera – und bleiben so schliesslich komplett auf der Strecke.

So zeigt sich, dass das Wissen um und das Verständnis für die Bedeutung dieser Aufgaben allein nicht reicht – erst die Handlung, das «Tun», führt zu Fortschritten und verschafft dem Unternehmen im  «Rennen» um den zukünftigen Erfolg einen Wettbewerbsvorteil.

Mit der Handlung kommt man dem Ziel ein Stück näher und/oder hat die Chance, neue Erkenntnisse zu gewinnen. Man steigert seinen Reifegrad; wobei Reife bedeutet, mündig und verantwortungs­bewusst das zu tun, was mehr nützt als schadet. Die Zeit für die Arbeit an den übergeordneten Zielen wird einem nicht gegeben, diese muss man sich organisieren.

Zu jedem Ziel gehört begleitend eine nachhaltige persönliche Energiebalance: Was in die Arbeit investiert wird, sollte auch in Form von Freude, Belohnung, Anerkennung, Wertschätzung, Lösungen, Erkenntnissen, Fortschritten, Selbstwert zurückkommen. Wenn also ein Ziel erreicht wird, soll auch der Erfolg wahrgenommen werden.

Doch nicht selten macht sich stattdessen eine innere Leere breit. Dem gilt es mit Bewusstsein entgegenzuwirken. Wir dürfen uns dies wert sein. Manchmal hilft auch eine Prise Humor, also die Fähigkeit und Bereitschaft, bestimmte Dinge heiter und gelassen zu nehmen – oder die Sichtweise, seinen Job ernst zu nehmen, nicht aber sich selbst …

Das Handeln als Erfolgskriterium

Mit dem Tun bilden sich neue Verhaltensweisen und neue Reflexe. Dazu ein Beispiel: Ein Familienvater und begeisterter Skifahrer hatte einst die Idee, ein kleines privates Skilager für die jüngste Generation seiner grossen Verwandtschaft zu organisieren. Allerdings musste er feststellen, dass die meisten Kinder nicht mehr Ski fahren, sondern Snowboard – also entschloss er sich, den Umgang mit dem Snowboard zu erlernen, um seine Idee doch noch umsetzen zu können.

Zu Beginn bestanden seine Übungen hauptsächlich aus Hinfallen, Aufstehen, Hinfallen und wieder Aufstehen. Doch mit zunehmender Praxis gelangen ihm zusammenhängende Fahrphasen, bis er schliesslich jeden Hang der Piste ohne Sturz bewältigen konnte. Nachdem er auch die folgende Saison zum Üben genutzt hatte, konnte er feststellen, dass er die Bewegungsabläufe verinnerlicht, das Körpergefühl verfeinert und die Reflexe aufgebaut hatte. So hatte er sich das Erfolgserlebnis erarbeitet, sein ursprüng­liches Vorhaben tatsächlich umsetzen zu können.

Das Beispiel zeigt unsere Fähigkeit auf, Bewegungsmuster und Reflexe im Unterbewusstsein abzuspeichern. Kommt man in eine entsprechende Situation, können Körper und Geist diese Reflexe automatisch einsetzen. Ein bekanntes Sprichwort besagt: «Wenn jemand Radfahren gelernt hat, behält er diese Fähigkeit für den Rest seines vitalen Lebens.» Nicht selten ist das Hinfallen und Aufstehen ein essenzieller Teil des Lösungswegs – denn Fähigkeiten und Lösungen entwickeln sich in erster Linie durch das Tun.

Fazit

Im Alltag ist man gefordert, die beschränkten Ressourcen – insbesondere die Zeit – bewusst und gezielt für einen nachhaltigen Nutzen zu investieren, unter Berücksichtigung seiner eigenen Energiebalance sowie derjenigen seiner Mitarbeitenden.

Übergeordnete, zukunftsorientierte Ziele können nur erreicht werden, wenn die vielen kleinen Schritte tatsächlich getan werden. Mit jeder Handlung, jeder erledigten strategischen Aufgabe wächst die spezifische Erfahrung, und das Bauch­gefühl, die Intuition, verbessert sich. Dies führt schliesslich auch dazu, dass diese Aufgaben zukünftig leichter und schneller von der Hand gehen. Kurzum: Unternehmer, die sich regelmässig und strukturiert mit strategischen Herausforderungen auseinandersetzen, stiften damit nicht nur nachhaltigen Nutzen für ihren Betrieb, sondern erhöhen dank der Effi­zienzsteigerung bei den strategischen Themen auch die für operative Aufgaben tatsächlich verfügbare Zeit.

Porträt