Branchenübergreifend gilt: Selbst die erfolgreichsten Unternehmen erreichen nur zu Spitzenzeiten eine volle Auslastung und bleiben deshalb auf einem Teil ihrer Produkte oder Dienstleistungen sitzen. Da nicht verkaufte Produkte oder Dienstleistungen bekanntlich keinen Beitrag zur Deckung der Fixkosten leisten, braucht es Absatzstrategien, um freie Kapazitäten und Restposten noch gewinnbringend einsetzen zu können.
Die Basis-Bedingung ist dabei stets dieselbe: Der Ertrag aus den zusätzlichen Verkäufen muss höher sein als die bei Produktion und Absatz entstehenden variablen Kosten. Die gängigsten Strategien, solche Zusatzverkäufe zu ermöglichen, setzen beim Preis der zu verkaufenden Leistungen an. Doch nicht alle Unternehmen können oder wollen im grossen Stil Preisnachlässe gewähren. So geben sich etwa Luxus-Hotels lieber mit einer Auslastung von unter 50 Prozent zufrieden, statt mit Rabattaktionen zusätzliche Kunden anzulocken.
Als alternative Absatzstrategie, die nicht in die Preispolitik eingreift, soll nachfolgend das Gegengeschäft diskutiert werden. Doch zwischen einem bilateralen Gegengeschäft und einer praktikablen, gegengeschäftsbasierten Absatzstrategie liegen mehrere Entwicklungsschritte.
Bilaterale Gegengeschäfte
Das Gegengeschäft ist ein Austausch von Leistungen zwischen zwei Unternehmen: Nicht verkaufte Produkte oder Dienstleistungen werden gegen benötigte eingetauscht. Auch wenn kein Geld fliesst, resultiert aus einer solchen Transaktion ein monetärer Mehrwert für beide Tauschpartner: Produkte oder Dienstleistungen, für die bis anhin Geld ausgegeben wurde, werden mit eigenen, nicht verkauften Leistungen bezahlt. Das bedeutet: Obschon die Unternehmen zu Listenpreisen tauschen, profitieren die Tauschpartner von einem nichtnominellen Preisvorteil, der den eigenen Grenzkosten entspricht. Zudem: Mit einem Neukunden getätigt, bringt das Gegengeschäft, neben einem zusätzlichen Verkauf und einer günstigen Beschaffung, einen Lead für das primäre Verkaufsgeschäft.
Ein bilaterales Gegengeschäft kommt nur zustande, wenn sich zwei Unternehmen finden, die im gleichen Zeitpunkt und zum gleichen Wert die Leistung des jeweils anderen benötigen (sog. «doppelte Koinzidenz»). Die Suche ist entsprechend aufwendig – insbesondere, wenn ein Neukunde als Gegengeschäftspartner gefunden werden soll. Trotz der angeführten Vorteile eignet sich ein bilaterales Gegengeschäft deshalb nur punktuell als alternative Absatzstrategie.