Content-Marketing hat das Potenzial zum inflationärsten Marketing-Unwort des Jahres 2014. Alle sprechen davon, und dies gespickt mit vielen Ausrufe- und noch mehr Fragezeichen. Doch weshalb es gerade Content-Marketing auf die Titel- und Innenseiten von unzähligen Fachzeitschriften gespült hat, hat zwei triftige Gründe: das Web 2.0 zum einen, und die explodierende Vielfalt der Medienkanäle zum anderen.
Transparenter denn je
Wo Marken früher mit viel Muskelkraft und noch mehr Werbegeld in reichweitenstarken Medien prunkvolle Fassaden zur Schau stellten und monologisch um die Gunst der Konsumenten buhlten, ist heute, getrieben durch das Web 2.0, ein vibrierendes, aber auch komplexes Mediennetzwerk entstanden, über welches auf Knopfdruck nach Lust und Laune gezwitschert wird.
Den sozialen Medien sei Dank schauen Konsumenten heute nicht mehr auf die Fassade, sondern direkt dahinter, was Unternehmen wiederum dazu zwingt, nicht nur ehrlicher denn je zu produzieren, sondern auch transparenter denn je, offener denn je, individueller denn je und schneller denn je zu kommunizieren. Aus dem einst einfach planbaren Markenmonolog ist heute ein vielschichtiger Markendialog entstanden, der über unzählige Kanäle flimmert und schwer steuerbar ist. Das stellt Marketing- und Kommunikationsfachleute vor riesige Herausforderungen. Aber auch vor riesige Chancen. Denn nach wie vor sind Marken starke Orientierungspunkte im Leben von Konsumenten. Markenwelten interessieren. Gemäss der Edelman-Markenstudie «brandshare» wünschen heute 95 Prozent der Menschen, einen tiefer gehenden Dialog mit Marken und 89 Prozent wollen an der Marken- und Unternehmensgeschichte teilhaben.
Markengeschichten steuern
Summa summarum haben die neuen Medien und natürlich auch die Möglichkeiten im Web 2.0 einem uralten und tief verwurzelten Menschenbedürfnis den Weg bereitet, durchs Schlüsselloch von Unternehmen zu gucken, um Zugang zu (Marken-)Geschichten zu erhalten und ebenfalls in den unmittelbaren Dialog mit «ihren» Marken zu treten. Damit geraten die Unternehmen in einen gewissen Zugzwang. Starker Content wird zum «Must-have», womit wir bei der abschliessenden Erklärung sind, weshalb Content-Marketing heute auf dem besten Weg ist, eine Art Königsdisziplin in der Markenführung zu werden.
Ohne Ziel kein Weg
Content produzieren ist weit mehr, als einfach ein paar beliebig nette Geschichten rund ums Unternehmen zu erzählen. Seit Menschengedenken wohnt in jeder Geschichte eine explizite oder implizite Botschaft, die Einsicht vermittelt und Verhalten steuert. Man denke dabei nur an die Bibel, den Koran oder die Thora. Gute Geschichten prägen und leiten. Und genauso wie eine Unternehmenskultur die Summe der Geschichten ist, die man sich erzählt, genauso ist Konsumentenverhalten unter anderem eine logische Folge von wahrgenommenen Markengeschichten. Kurz gesagt: Markengeschichten steuern. Steuern heisst ein klares Ziel vor den Augen zu haben. Steht unsere Bekanntheit im Vordergrund? Geht es vordringlich um eine notwendige Imagekorrektur? Treten wir primär in den Dialog mit Kunden? Konzentrieren wir uns bewusst auf die Absatzförderung? Legen wir schwergewichtig Wert auf den Aufbau von (Fach-)Wissen? Betreiben wir mit der Content-Marketingstrategie vor allem Marktforschung? Oder steht unser Kundenservice im Vordergrund? Mehrere Ziele gleichzeitig verfolgen zu wollen, führt bekanntlich auf abenteuerliche Abwege. Legen Sie also ein klares Ziel fest, bevor Sie mit der Strategie beginnen.