Marketing & Vertrieb

Remarketing bei crossmedialen Kampagnen

Interessenten gezielt zum Kauf führen

Um mit ihrer Werbung Menschen zu berühren, folgen KMU einer Zauberformel: Wirkungsvolle Kanäle perfekt aufeinander abstimmen und so die Zielgruppe entlang ihrer Customer Journey mehrfach ansprechen. Als Beschleuniger funktioniert Remarketing. Es bringt interessierte Personen schneller auf ihrem Kaufprozess voran, indem es an das Angebot erinnert.
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Von der Schule her wissen wir: Am besten lernt, wer sich mit dem Schulstoff nicht nur einmal, sondern mehrmals ausein­andersetzt – ihn liest, hört oder je nach Fach sogar haptisch verarbeitet. Dasselbe gilt für die Werbung. Sie funktioniert nicht, wenn wir ein einzelnes Plakat oder einen einzelnen TV-Spot sehen. Dann ist die Botschaft bald wieder vergessen. 

Kanäle interessant verknüpfen

Vielmehr reagieren wir auf Werbung, wenn sie uns auf verschiedenen, aufeinander abgestimmten Kanälen gezeigt wird: morgens beim Lesen der ersten News auf dem Smartphone als Banner auf der Newsseite, später im Bus auf dem Bildschirm vorne beim Fahrer, dann erneut im Büro und schliesslich am Abend zu Hause in der Post durch einen Werbebrief. 

Eine solche intelligente Verknüpfung verschiedener Online- und Offlinekanäle erhöht die Werbewirkung um ein Vielfaches. Denn das werbende Unternehmen begleitet die Zielpersonen entlang ihrer Customer Journey. Es ist mit konsistenten und sich verstärkenden Botschaften dort präsent, wo sich seine bestehenden und potenziellen Kunden aufhalten. Die präzise Zielgruppenansprache – das Targeting – geht auf Mediennutzungsgewohnheiten, In­teressen und individuelle Bedürfnisse ein. 

Als Folge werden Streuverluste minimiert und die Kosteneffizienz der Werbung steigt. Eine Crossmedia-Strategie bewirkt somit einen höheren Return pro Werbefranken als Einzelmassnahmen. Das ist ­gerade für KMU mit beschränktem Budget relevant.

An Angebote erinnern

Zu den bewährten Methoden bei crossmedialen Kampagnen gehört Remarketing, auch Retargeting genannt. Dabei werden Nutzer mit gezielter Werbung an Angebote erinnert, für die sie sich zuvor auf Websites oder in Onlineshops interessiert haben oder die ihnen schon durch andere Werbemassnahmen vorgestellt wurden. Die Erinnerung soll sie auf ihrer Customer Journey schneller voranbringen und zum Kauf führen. Remarketing kann auf den bereits besuchten oder auf anderen physischen oder digitalen Ka­nälen erfolgen. Es funktioniert also nicht nur online, sondern auch offline – am ­besten crossmedial und automatisiert.

Ein einfaches Beispiel: Marco liest mit seinem Tablet auf einem Newsportal einen Artikel und stösst dabei auf die Displaywerbung eines regionalen KMU. Das Produkt interessiert ihn. Er klickt auf das Bild und landet auf der Webseite des Unternehmens. Das Datenökosystem des spe­zialisierten Anbieters, mit dem das KMU für die Kampagne zusammenarbeitet, ermöglicht die Identifizierung des Interessenten. Ein paar Tage später wird Marco darum per E-Mail angeschrieben und setzt sich noch genauer mit dem Angebot auseinander. Als er kurz darauf ein adressiertes Mailing des KMU samt Spezialrabatt für das Produkt in seinem Briefkasten findet, entschliesst er sich zum Kauf. 

Nicht jede Customer Journey verläuft so kurz. Doch gerade hier liegt eine Stär­ke von Remarketing: Die Methode eignet sich auch für Branchen mit langen Kaufprozessen. Durch das wiederholte, aber unaufdringliche Ausspielen von Werbung bleibt der Anbieter mit seinen Produkten in Erinnerung. Bei einem späteren Kauf stehen die Chancen gut, dass er «top of mind» ist – den Zielpersonen als Erstes in den Sinn kommt.

Zielgruppe beschreiben

Ob Remarketing seine volle Wirkung entfalten kann, darüber entscheiden mehrere Erfolgsfaktoren. Der wichtigste davon sind umfassende Kenntnisse über die Zielgruppe und ihr Verhalten. Gerade für KMU ist es ärgerlich, wenn sie teure Werbung ausspielen, die für die Zielgruppe aber gar nicht relevant ist oder sie sogar nervt, weil sie auf den falschen Kanälen oder im falschen Kontext erscheint.

Um diesen Fehler zu vermeiden, hilft eine datengetriebene Beschreibung der Kunden. Dafür arbeiten heute viele Marketingteams mit sogenannten Buyer Per­sonas. Charakterisiert werden diese fiktiven Zielgruppenprofile einerseits mithilfe ­soziodemografischer Daten und andererseits mit Verhaltensdaten aus verschie­denen Quellen. Die in der Regel anonym ­erhobenen Profile zeigen etwa auf, welche Kanäle die Personas bevorzugen, für welche Informationen sie sich interessieren, welche Trends und Produkte für sie relevant sind, wie sie auf Werbung und Targeting reagieren und was sie letztlich kaufen.

Solche datengestützten Erkenntnisse helfen, potenzielle und bestehende Kundinnen und Kunden beim Remarketing mit den richtigen Botschaften auf den von ihnen genutzten Kanälen zu begegnen. Wie eng Zielgruppen dabei gefasst werden, sollten Unternehmen auf ihre Kampagnenziele abstimmen. Wollen sie mit einer ­Awareness- und Branding-Kampagne vor allem Markenbekanntheit aufbauen, ergibt es keinen Sinn, die Buyer Personas eng zu charakterisieren. Bei handlungsauslösenden Kampagnen mit klarem Abverkaufsziel hingegen kann sich dies im Hinblick aufs Remarketing durchaus lohnen.

«Banner Blindness» vermeiden

Als zweiter Erfolgsfaktor zählt beim Remarketing die richtige Häufigkeit. «Viel hilft viel» ist dabei meist keine gute Strategie. Vor allem auf Onlinekanälen kann zu oft ausgespielte Werbung dazu führen, dass die Zielpersonen die Botschaften überhaupt nicht mehr beachten. Diese «Banner Blindness» lässt sich verhindern, indem eine Obergrenze an Ausspielungen pro Person festgelegt wird. Dazu braucht es wiederum gute Kenntnisse über die Zielgruppe: Unter anderem entscheidet die Position auf der Customer Journey über die maximale Zahl der Kontakte.

Ein dritter Erfolgsfaktor fürs Remarketing ist der richtige Zeitpunkt. Er hängt mitunter vom Produkt selbst ab. Ein saisonales Angebot etwa ist nur für kurze Zeit interessant. Dadurch beschleunigt sich der Kaufprozess. In einem solchen Fall sollte das Remarketing sofort erfolgen. Bei hochpreisigen Produkten mit längerer Kaufentscheidung hingegen darf der zeitliche Abstand zwischen den initialen Werbemassnahmen und dem Remarketing länger ausfallen.

Konzeptionelle Überlegungen

Diese nicht abschliessende Aufzählung von Erfolgsfaktoren zeigt: Remarketing erfordert viele Entscheidungen. Unter ­anderem gilt es, folgende Fragen zu beantworten:

  • Welche Zielgruppen werden angesprochen? 
  • Welche Handlungen der Zielpersonen – die sogenannten Triggerpunkte auf der Customer Journey – sollen zu einer Remarketing-Massnahme führen? 
  • Wie oft und wie lange sollen die User nach einer solchen Handlung angesprochen werden? 
  • Auf welchen Kanälen wird kommuniziert? 
  • Wie lauten die Botschaften auf diesen Kanälen? 
  • Welche Verstärker werden beim ­Remarketing eingesetzt, etwa Rabatte, Coupons oder kleine Kundengeschenke bei einer Bestellung?

Weil Remarketing allerdings kein los­gelöstes Instrument, sondern Teil einer crossmedialen Kampagne ist, muss das Vorgehen im Rahmen der gesamten Kampagnenstrategie festgelegt werden. Konzeption und Umsetzung der Kampagne und des Remarketing erfordern spezi­fische Kompetenzen, etwa zu Datenanalyse, technischen Lösungen und Automatisierung. Gerade für KMU empfiehlt es sich daher, mit einem Partner zusam­menzuarbeiten, der crossmediale Kampagnen aus einer Hand realisiert – von der Idee bis zur Umsetzung.

Ein Praxisbeispiel

Wie stark bei einem solchen Vorgehen ­Remarketing wirkt, beweist unter anderem eine diesjährige Kampagne der Neuroth Hörcenter AG. Das traditionsreiche Hörakustikunternehmen nutzte den Welttag des Hörens vom 3. März, um eine ­crossmediale Kampagne zu lancieren und so Neukundinnen und Neukunden in der Deutsch- und der Westschweiz zu ge­winnen. Mit Konzeption und Umsetzung beauftragte Neuroth «Post Advertising» der Schweizerischen Post. Verschiedene Online- und Offlinekanäle wurden zeitlich und inhaltlich optimal aufeinander abgestimmt. Dadurch schaffte die Kampagne in drei Phasen ein Grundrauschen über mehrere Wochen und machte die Zielgruppe wiederholt auf die vielseitigen Dienstleistungen von Neuroth aufmerksam. 

Die erste Phase begann rund zwei Wochen vor dem Welttag des Hörens. Display Ads auf reichweitenstarken Portalen, ein erster E-Mail-Versand und von Neuroth an die Zielgruppe ausgespielte Social Ads schafften viel Aufmerksamkeit. Beim anschlies­senden Remarketing erhielten rund 50 000 Personen eine weitere E-Mail mit Informationen zum Welttag des Hörens und zu den Dienstleistungen von Neuroth. Dabei betrug die Öffnungsrate beachtliche 74 Prozent. Zudem lieferten die Fachleute der Post die Daten der reagierenden Personen aus dem ersten E-Mail-Versand an Neuroth. So konnte das Unternehmen eine Custom Audience erstellen und die Per­sonen auch auf Facebook ansprechen.

In der dritten Phase schliesslich setzte Neuroth auf ein besonders handlungsauslösendes Instrument: 12 000 Personen, welche die E-Mail der zweiten Phase geöffnet hatten, erhielten kurz nach dem Welttag des Hörens eine Postkarte mit Rückantwortmöglichkeit. Dieses Zusammenspiel der Kanäle funktionierte so gut, dass Neuroth viel Sichtbarkeit erreichte und zahlreiche Beratungstermine ver­einbaren konnte. 

Porträt