These 1: Viele der aktuellen Nachhaltigkeitsberichte profilieren weder das Unternehmen noch erreichen sie das Publikum.
Die Nachhaltigkeitsberichterstattung hat sich in den letzten Jahren rasant entwickelt. Es werden immer mehr Berichte veröffentlicht, die Berichte werden qualitativ immer hochwertiger, und die Anforderungen relevanter Richtlinien wie zum Beispiel der Global Reporting Initiative (GRI) werden immer besser erfüllt. Auch zeigt der Umfang der bearbeiteten Themen die Fortschritte im Nachhaltigkeitsmanagement.
Gleichzeitig kann man feststellen, dass sich viele Berichte ähneln und inhaltlich häufig kaum voneinander unterscheidbar sind. Ähnliche Themen werden von verschiedenen Unternehmen in sehr ähnlichen Formulierungen abgearbeitet. Zu beobachten ist zudem eine Nivellierung der Nachhaltigkeitskommunikation hinsichtlich der GRI-Kriterien. Eine eigene Linie, eine eigene Geschichte fehlt oft in den Berichten. Dies zum Leidwesen der Leserinnen und Leser, die sich zwar für die Nachhaltigkeitsleistung der Unternehmen interessieren würden, aber von den Berichten nur ungenügend angesprochen werden.
So bietet etwa die häufig gewählte Gliederung der Berichte in statische Kapitel-Überschriften wie Ökologie, Ökonomie und Soziales wenig kognitive Anknüpfungspunkte für die Leserinnen und Leser. Sie sind weder attraktiv noch informativ. Die generische Struktur ist vollkommen austauschbar – und sagt entsprechend wenig aus über die Herausforderungen, mit denen sich das konkrete Unternehmen bezüglich Nachhaltig auseinandersetzt. Auch Leerformeln wie «Nachhaltigkeit ist Teil unserer DNA» oder «Nachhaltigkeit hat bei uns Tradition» sind oft zu lesen, werden aber selten mit konkreten Beispielen veranschaulicht – und tragen so zum Einheitsbrei vieler Nachhaltigkeitsberichte bei. Aufmerksamkeit und Interesse für das Thema Nachhaltigkeit wird so kaum geweckt. Das ist schade – weil so potenzielle Leserinnen und Leser nicht erreicht werden und beträchtliche Ressourcen für die Nachhaltigkeitsberichterstattung verpuffen, ohne dass eine Profilierung oder Reputationsgewinne erzielt würden.
These 2: Die neuen Rahmenwerke zum Reporting begünstigen einen Paradigmenwechsel hin zu lesernahen Berichten.
Der Zeitpunkt für eine besser auf die Zielgruppen ausgerichtete Herangehensweise ist günstig, da die neuen massgebenden Richtlinien zum Nachhaltigkeitsreporting eine gute Ausgangslage dafür bieten. So verlangt die 2013 überarbeitete Version G4 der Global Reporting Initiative, der global am weitesten verbreiteten Richtlinien für das Nachhaltigkeitsreporting, eine stärkere Orientierung an den Anspruchsgruppen sowie eine Kontextualisierung der Nachhaltigkeitsleistung eines Unternehmens.
Dadurch sollen die Leserinnen und Leser besser beurteilen können, ob das, was ein Unternehmen als Nachhaltigkeitsmanagement hervorhebt, auch gut genug ist, und wie die Aktivitäten von den Anspruchsgruppen eingeschätzt werden. GRI misst der Beschreibung des Managementansatzes in der überarbeiteten Richtlinie erheblich mehr Gewicht bei. So fordert GRI dazu auf, klar zu begründen, warum ein bestimmtes Thema wie zum Beispiel Papierverbrauch oder Menschenrechte für ein Unternehmen relevant ist, und zu beschreiben, wie das Thema im Unternehmen angegangen wird. Auch andere Rahmenwerke wie etwa die Richtlinien zur integrierten Berichterstattung des International Integrated Reporting Council (IIRC) fordern eine stärkere Kontextualisierung und Fokussierung auf die relevantesten Themen.