Die Medienlandschaft hat sich im vergangenen Jahrzehnt stark gewandelt. Entsprechend ist das Angebot an Werbekanälen und -formaten so vielfältig und fragmentiert wie nie zuvor. Dies, weil sich sowohl Medienkonsum als auch das Medienverhalten grundlegend verändert haben. Die entscheidenden Fragen bleiben: Wie kommuniziere ich zielgruppengerichtet und zielgruppengerecht? Oder wie erreiche ich meine Zielgruppe am richtigen Ort und im richtigen Moment mit kleinstmöglichem Mitteleinsatz?
Selbst im von Covid-19 geprägten Jahr 2020 wurden in der Schweiz rund fünf Milliarden Franken Bruttowerbedruck generiert (im Vorjahr waren es noch sechs Milliarden). Davon entfielen rund 32 Prozent auf TV-Werbung, 27 Prozent auf Printmedien (von der Tageszeitung über den lokalen Anzeiger bis hin zu Publikums-, Fach- und -Spezialzeitschriften), 25 Prozent auf Internet (dazu zählt Banner- und Bewegtbildwerbung genauso wie Google Adwords und weitere, digital ausgespielte Werbeformen), 13 Prozent auf OOH (Out-of-Home, das heisst Plakate, Digital Screens), 3 Prozent auf Radio. Kino erreichte noch knapp 1 Prozent (längere Lockdown-Phasen).
Stärkere Individualisierung
Unterschied man früher noch zwischen Massenmedien und «Zielgruppenmedien», ist diese Abgrenzung in der Praxis fast vollständig verschwunden. Der Anspruch auf Aussteuerung von individualisierten Werbebotschaften im Internet hat zwischenzeitlich auch in den klassischen Medien Einzug gehalten und es wurden entsprechende «Zielgruppenangebote» oder «Targetings» geschaffen, die es ermöglichen (sollen), die gewünschte Zielgruppe noch genauer anzusprechen. Weil die Mess- und Vergleichsgrösse «Tausend-Kontakte-Preis» (TKP) sich bei einem Massenmedium dadurch natürlich deutlich verschlechtert, wurden marketingwirksame Begriffe wie «Streugewinn» geschaffen. Vormals als «Streuverlust» bekannt, wird diese Unschärfe nun also implizit als gewünschter Nebeneffekt oder willkommene Gratisleistung bezeichnet. Seien Sie kritisch bei solchen Argumentationen.
Werbeziel(e)
Bevor Sie sich mit der Wahl der für Sie, Ihre Produkte oder Ihre Dienstleistungen geeigneten Medienkanäle auseinandersetzen, ist es ratsam, sich nachstehende Fragen zu stellen und möglichst umfangreich zu analysieren.
Welche Wirkung, welchen konkreten Output möchten Sie mit Ihrer Werbekampagne erzielen? Nebst der Absicht, mit der Kampagne die Anzahl Verkäufe/Abschlüsse, Erhöhung der Kundenfrequenzen, Webseiten-Besuche (Visits), Katalogbestellungen und so weiter zu optimieren (Handlung), sind folgende weitere Werbeziele konkret zu erörtern:
- Bekanntmachung: Wie hoch ist die Bekanntheit der Marke, des Produktes beziehungsweise der Dienstleistung? Wie hoch ist der heutige Bekanntheitsgrad und um wie viel Prozent kann dieser mit der bevorstehenden Werbekampagne erhöht werden?
- Wissensvermittlung: Was weiss die potenzielle Zielgruppe bereits über uns beziehungsweise was muss sie noch wissen, um das Interesse zu steigern?
- Faktoren zur Einstellung: Definition der positiven Einstellungen, Meinungen, Image zum beworbenen Produkt oder Dienstleistung. Die Definition eines Werbeziels ist Voraussetzung für eine aussagekräftige Erfolgsmessung.
Planungsdetails definieren
Nach Erörterung der Werbeziele können als nächster Schritt die Details zur geplanten Werbekampagne definiert werden.
Was (Produktnutzen, USP)
Natürlich kennen Sie Ihr eigenes Produkt oder Ihre Dienstleistung bestens. Aber was unterscheidet Sie / Ihr Produkt denn konkret von Ihren Mitbewerbern und warum ist Ihres zu bevorzugen? Kennt Ihre Zielgruppe diese Vorteile auch? Sind ihr diese Mehrwerte auch bewusst? Versuchen Sie, den Kundennutzen abzuleiten und nicht nur die Produktemerkmale zu beschreiben. Diese Überlegungen helfen Ihnen dabei, Alleinstellungsmerkmale zu identifizieren (USP) und diese in Ihrer Werbebotschaft zu integrieren.
Wer (Zielgruppenanalyse)
Wen wollen Sie mit Ihrer Werbekampagne erreichen, wer soll Ihr Produkt oder Ihre Dienstleistung kennen, kaufen oder in Anspruch nehmen? So trivial diese Frage auch erscheinen mag, sie hat einen grossen Einfluss auf den Erfolg und den Return on Investment (ROI) Ihrer Kampagne. Versuchen Sie, Ihre Marketingzielgruppe möglichst genau zu segmentieren und zu beschreiben. Anschliessend leiten Sie daraus Ihre Mediazielgruppe ab, welche spezifisch auf diese Kampagne abgestimmt werden soll nach sozio-demografischen, konsumorientierten und psychologischen Merkmalen sowie nach dem Informationsverhalten. Legen Sie dabei einen Schwerpunkt auf die sozio-demografischen Merkmale; die meisten Mediadaten basieren auf (repräsentativen) Hochrechnungen (Panel, Konsumentenbefragung et cetera) und eine zu feine Granularität äussert sich in zu geringen Fallzahlen, was eine zielführende Planung statistisch verunmöglicht.
Wo (Märkte, Regionen, Einzugsgebiet)
Auch wenn Globalisierung und Internet die politischen und Landesgrenzen aufgeweicht und damit die potenzielle Reichweite Ihres Angebots / Ihrer Dienstleistung vergrössert haben, sprechen möglicherweise rechtliche, logistische oder andere Faktoren wiederum dagegen, seinen Kommunikationsradius zu sehr auszuweiten. Zu wissen, in welchem Gebiet oder Umkreis Ihre Kernzielgruppe ansässig ist oder welche Regionen Sie priorisieren, wirkt sich unmittelbar auf die Kosten Ihrer Werbekampagne aus sowie auf die Wahl der geeigneten Werbeplattformen mit möglichst kleinem geografischem Streuverlust. Fokussieren Sie darauf, das Potenzial in Ihrem unmittelbaren Einzugsgebiet erst mal abzuschöpfen, bevor Sie Ihren Kommunikationsradius ausweiten. Überlegen Sie sich auch bereits im Vorfeld, ob Ihre Aufbau- und Ablauforganisation überhaupt in der Lage wäre, im Erfolgsfall eine plötzliche Nachfrage- oder Bestellungssteigerung zu verarbeiten.