In der heutigen Marketingwelt ist Personalisierung von entscheidender Bedeutung – alle Marken sind regelrecht versessen darauf, die richtigen Botschaften zur richtigen Zeit an die richtigen Leute zu übermitteln. Aber neben massgeschneiderten Botschaften gibt es eine Sache, die viele Unternehmen nicht berücksichtigen – personalisierte oder verhaltensorientierte Preisstrategien. Kurz gesagt werden den Kunden dabei auf Grundlage ihrer jeweiligen Bedürfnisse unterschiedliche Preise oder Angebote präsentiert.
Gründe für neue Preisgestaltung
Der Markt befasst sich seit fast einem Jahrzehnt mit der verhaltensorientierten Preisgestaltung, aber bisher haben nur wenige Unternehmen diese richtig umgesetzt, was hauptsächlich auf einen Mangel an relevanten Daten und eine umständliche Umsetzung zurückzuführen ist. Nun ist jedoch für mehrere Marken der richtige Zeitpunkt gekommen, sich für eine verhaltensorientierte Preisgestaltung zu entscheiden. Dies hat drei Gründe.
- Erstens sind Kunden an Preisschwankungen beim Einkaufen gewöhnt, vor allem in digitalen Ökosystemen, in denen Ride-Sharing-Apps oder Reise-Websites die Preise ständig ändern.
- Zweitens können Marken dank hochentwickelter, datenbasierter und digitaler Tracking-Funktionen präzisere Kundencluster und gezieltere Angebote erstellen als je zuvor.
- Drittens ist der Internetverkehr in einer Zeit, in der Covid-19-Beschränkungen Menschen zur Isolation zwingen, in einigen Märkten um bis zu 90 Prozent gestiegen. Das bedeutet, dass mehr Menschen dafür empfänglich sind, zu Hause attraktive Angebote von Marken zu erhalten.
Den Verbraucher verstehen
Wie können Marken also ihre Strategien richtig gestalten? Es ist entscheidend, den Kontext zu verstehen. Die Kunden werden einen Preis zahlen, der für sie auf der Grundlage ihrer Bedürfnisse zu einem bestimmten Zeitpunkt «sinnvoll» ist. Einige werden immer die niedrigsten Preise bevorzugen, andere wiederum werden gerne mehr für die gleichen – oder auch zusätzliche – Produkte zahlen, wenn Sie einen kontextbezogenen Mehrwert anbieten, wie zum Beispiel Express-Versand oder eine Geschenkverpackung bei der Suche nach Last-Minute-Geschenken.
Uber oder Lyft wissen zum Beispiel, dass Fahrgäste in Zeiträumen mit hoher Nachfrage bereit sind, variable Beträge zu zahlen, während einige Lieferservice-Apps, wie Seamless oder Doordash in den USA, für Essenslieferungen ab einer bestimmten Uhrzeit einen Spätzuschlag verlangen.
Hier liegt der Knackpunkt der verhaltensorientierten Preisgestaltung. Statt sie einfach «nur» zum Kauf zu bewegen, müssen Unternehmen darüber hinaus lernen, was Verbraucher in bestimmten Situationen bereit sind zu zahlen. Da dies sehr unterschiedlich aussehen kann, müssen Marken ihre Kunden auf der Grundlage verschiedener psychologischer, emotionaler und verhaltensbezogener Faktoren sowie ihrer bisherigen Kaufbereitschaft für niedrig- oder hochpreisige Produkte und Dienstleistungen clustern.
Diese Cluster ähneln denen des personalisierten und datengesteuerten Marketings (DDM), welche auf First- und Third-Party-Daten (wie Hobbys und bisherige Käufe) basieren, aber Daten aus einer vielfältigeren Reihe von Quellen nutzen – einschliesslich Browserverläufen, demografischen Daten, Treueprogrammen und (zunehmend) Social Media, um ausgereiftere Verbraucherprofile zu erstellen.
Die Auswertung dieser Daten ist ein komplexer Prozess, aber er lohnt sich. Wenn Unternehmen den gesamten Verkaufstrichter verstehen, insbesondere die letzten Sekunden, können sie eine Steigerung des Nettogewinns um 10 bis 15 Prozent erzielen (je nach Sektor).