Marketing & Vertrieb

Umfrage: Social Media

Das Nutzerverhalten unterscheidet sich stark

Social Media gelten längst als «Must-Have». Zunehmend stellt sich jedoch die Frage, ob sich der Aufwand für die «Bewirtschaftung» der Neuen Medien tatsächlich lohnt. Erreichen Unternehmen ihre Dialoggruppen? Und wie nutzen diese Dialoggruppen die Neuen Medien überhaupt? Um dies herauszufinden, hat der Fachschulverband ODEC eine Umfrage seiner Mitglieder durchgeführt.
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Bereits die ersten Ergebnisse der Umfrage, die der ODEC (Schweizerischer Verband der dipl. Absolventinnen und Absolventen Höherer Fachschulen) unter 2015 Mitgliedern durchgeführt hatte, fördert Erstaunliches zutage: Von 2015 Teilnehmenden gab beinahe die Hälfte (43%) an, soziale Medien «nie» zu nutzen. Lediglich 37 Prozent aller Befragten sind nach eigenen Angaben täglich oder mehrmals pro Woche in den Neuen Medien anzutreffen. Bemerkenswert ist auch der Zusammenhang zwischen Altersgruppe und Nutzung der sozialen Medien: So sind 31 Prozent der 50-Jährigen täglich in den sozialen Medien präsent, während dies nur 27 Prozent der 20-Jährigen sind.

Kader nutzen Xing

Wer eine Kaderposition inne hat oder zwischen 40 – 59 Jahren alt ist, nutzt Xing öfter als Facebook oder Twitter. Die Letzteren werden hingegen am häufigsten von Sachbearbeitern im Bereich «Marketing» eingesetzt. Mit steigender Position und zunehmendem Alter gewinnen professionelle Netzwerke somit an Gewicht. Oder es gilt: der Chef twittert nicht persönlich. Die aktuelle Lebenssituation hat hingegen kaum einen Einfluss darauf, wie Social Media genutzt werden. Personen, die ihren Job als eher «gefährdet» betrachten, nutzen Social Media in gleichem Mass wie jene, die sich sicher fühlen. «Weiterbildungswillige» unterscheiden sich in ihrem Nutzungsverhalten kaum von Personen, die sich nach ihrem HF-Studium nicht weitergebildet haben.

Bedeutung wächst

In Widerspruch zu ihrem persönlichen Nutzungsverhalten schätzen 44 Prozent aller Teilnehmer, dass die Bedeutung der Social Media zukünftig zunehmen wird. Nur 20 Prozent glauben, dass die Neuen Medien nur ein vorübergehender «Hype» sind.

Für Kleinunternehmen (1 bis 10 Personen) haben Social Media als Werbe- und Absatzkanal eine weitaus grössere Bedeutung als für grös­sere Unternehmen. Kleinfirmen haben in der Regel kein oder ein sehr geringes Werbebudget, können sich jedoch dank der Social-Media-Kanäle breit vernetzen und ihre Produkte und Dienstleistungen mit sehr geringen Werbekosten bekannt machen. Das bestätigt sich auch mit dieser Umfrage. 31 Prozent aller Beschäftigten in Kleinstunternehmen nutzen Social Media täglich, während dies bei Unternehmen mit 200 bis 1000 Angestellten «nur» 19 Prozent sind.

Wer angibt, selbstständig zu sein, nutzt soziale Medien weitaus häufiger als Angestellte. Rund 64 Prozent der Selbstständigen sind täglich oder mehrmals wöchentlich in den sozialen Medien präsent, während dies bei Geschäftsleitungs- oder Direktionsmitgliedern «nur» bei 44 Prozent zutrifft. Personen auf den unteren «Karrieresprossen» setzen soziale Medien zudem weniger häufig ein als Kaderangestellte oder Geschäftsleitungs-/Direktionsmitglieder. Dies deutet darauf hin, dass der Zugang zu den Social Media in vielen grös­seren Unternehmen nach wie vor hierarchisch stark eingeschränkt wird.

Personaler und Social Media

Nach Bereichen betrachtet, finden Social Media vor allem bei den Personalverantwortlichen einen weiten Verbreitungsgrad. 29 Prozent der Antwortgebenden nutzen Social Media täglich. Dies steht in einem starken Kontrast zu anderen Umfrage-Ergebnissen (Social Media Studie Schweiz: vom Web 2.0 zum Online-Dialog, Bernet PR), die besagen, dass in der Schweiz im Bereich Human Resources Social Media mit sehr grosser Zurückhaltung eingesetzt werden. Erst danach folgt das Marketing, wo immerhin noch 27 Prozent der Beschäftigten die Neuen Medien täglich nutzen. Am seltensten sind Angestellte im Bereich Einkauf sowie Forschung und Entwicklung in den Neuen Medien anzutreffen.

Eine andere Wahrnehmung

Die Umfrage-Ergebnisse des ODEC zeigen deutlich, dass die Wahrnehmung eines Themas wie Social Media oft sehr stark durch die öffentliche Meinung geprägt wird. Das tatsächliche Nutzerverhalten scheint vom Idealbild des Nutzers, der dauernd online ist und möglichst viele Daten von sich preisgibt, jedoch abzuweichen. Untersuchungen sollten sich deshalb weniger stark darauf konzentrieren, wie Unternehmen soziale Medien einsetzen, als vielmehr zu beobachten, welche Bedürfnisse die Dialoggruppen tatsächlich haben und wie sie sich in der Online-Welt verhalten. Dabei gilt, auch gesellschaftliche Strömungen mit einzubeziehen (demografischer Wandel, sinkende Bereitschaft vieler Menschen, ihre Daten ins Netz zu stellen, Informationsflut und damit zunehmende Verweigerung der Nutzer). Werden solche Faktoren vernachlässigt, steht zu befürchten, dass aufgrund subjektiver Einschätzungen falsche Schlüsse gezogen werden.

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