Herr Savoy, das Leistungsangebot Ihrer Geschäftsbereiche erstreckt sich von ICT Services über Gebäudeautomation und Multimedia bis hin zu Elektromobilität, das mutet zunächst wie das klassische Profil eines Mischkonzerns an. Wie behalten Sie da noch den Überblick, anders gefragt: Welche Strukturen sind dafür notwendig?
Jede unserer Business Units beziehungsweise jedes Segment ist in sich strukturiert, jeweils mit einem hohen Mass an Eigenverantwortung. Wichtig ist hier das Zusammenspiel der verschiedenen Units untereinander mit regelmässigem Austausch.
Ist es denn in einer Welt, die nach Agilität und Spezialisierung schreit, noch zeitgemäss, so breit aufgestellt zu sein?
Ja, bei Spie Schweiz ist das durchaus so gewollt – dahinter steckt der «One Spie»-Gedanke: Der Kunde profitiert von verschiedensten Services und Lösungen, welche jedoch alle aus einer Hand kommen. Wir vereinfachen so die Komplexität für den Kunden.
Es ist also auf absehbare Zeit nicht geplant, den Angebotsmix zu bereinigen und/oder einzelne Bereiche abzustossen?
Dieser Mix ist wie gesagt Teil unserer Strategie. Wir recherchieren jedoch laufend nach weiteren Opportunitäten auf dem Schweizer Markt und Anpassungen sind nie ausgeschlossen. Und unter uns gesagt, es gibt noch viele Bereiche, die wir nicht abdecken.
Die Geschäftsbereiche haben ja durchaus Schnittmengen. Welche eignen sich besonders, um Synergien zu schaffen, und wie forcieren Sie diese?
Alle unsere Bereiche können und sollen Synergien schaffen. Beispielsweise trifft im Smart-Building-Bereich die ICT-Welt auf das Facility Management sowie auf Elektro- oder Multitechnik und damit generieren wir einen Mehrwert für den Kunden.
Ihr Leistungsportfolio ist insgesamt sehr zukunftsorientiert besetzt. Welche Themen sind besonders wachstumsstark?
Nach wie vor sind im ICT-Sektor die Cloud Services ein grosses und ausbaufähiges Thema, im Segment von MTS (Multi-Technical Services) sind die Bereiche Smart City und Smart Building sowie E-Mobility sehr zukunftsorientiert.
Herr Savoy, Spie Schweiz ist ein Teil der Spie-Gruppe. Sie steht für Société Parisienne pour l´Industrie Electrique und ist ein um 1900 gegründetes französisches Unternehmen. Seither ist der Konzern durch viele Hände gegangen und bezeichnet sich als europäischer Marktführer für technische Dienstleistungen in den Bereichen Energie und Kommunikation. Die Gruppe hat mehr als 47 000 Mitarbeiter an 600 Standorten. Spie Schweiz hat 600 Mitarbeiter an neun Standorten. Welche Rolle spielt die kleine Tochter in der Grossfamilie?
Im Spie-Konzern haben sich die einzelnen Länder auf unterschiedliche Bereiche spezialisiert: Zum Beispiel ist Spie Deutschland stark in der Gebäudetechnologie und in der Energie- und Sicherheitstechnik vertreten. Spie Polen ist stark im Facility Management vertreten, Spie UK entwickelt technische Lösungen für die Gebäudeumgebung. Die Niederlande fokussieren sich auf Betrieb und Wartung von Energienetzen und -anlagen. Wir als Spie Schweiz fügen uns anhand unseres Know-hows in den Bereichen ICT und Multitechnik sehr gut in den Mutterkonzern ein und bringen die damit verbundenen innovativen Themen in die Gruppe ein.
Wie autark ist Spie Schweiz? In welchen Bereichen können Sie selbst entscheiden, wann und wo agiert der Mutterkonzern transnational?
Grundsätzlich arbeiten wir sehr selbstständig, was die strategische Planung der Geschäftsentwicklung in der Schweiz angeht. Natürlich wird dies mit den Zielen der Gruppe abgeglichen. Die Gruppe unterstützt die Länder in gewissen Bereichen, wie zum Beispiel in Akquisitionen oder der Schaffung von interkontinentalen geschäftlichen Synergien.
Apropos Unabhängigkeit: Durch den internationalen Verbund und Warenverkehr hat Spie natürlich auch ausländische Rechtsprechungen und Rahmenverträge zu berücksichtigen. Was bedeutet das konkret in Bezug auf die Bilateralität mit der EU, sehen Sie da Irritationen durch das gescheiterte Rahmenabkommen?
Wir sind lokale Dienstleister, deshalb sehe ich derzeit keine grösseren Beeinträchtigungen. Aufgrund unserer Zugehörigkeit zum Konzern in Frankreich ist es für uns kein Neuland, diverse juristische Vorgaben im Ausland zu berücksichtigen, wie zum Beispiel GDPR, oder manchmal auch einen umfangreicheren administrativen Aufwand zu bewältigen. Was sich jedoch auch bei uns bemerkbar macht, sind die derzeitigen Lieferengpässe im Elektro- und ICT-Bereich.