Herr Züger, Sie sind vor 20 Jahren als Unternehmensberater in die damalige OBT Treuhand AG eingetreten. Dann im Jahr 2008 in die Geschäftsleitung aufgestiegen und per 1. Oktober 2017 zum Firmenchef ernannt worden. Was macht die OBT AG als Arbeitgeber für Sie so interessant?
Meine Ausbildung habe ich bei der UBS, damals Bankgesellschaft, im konventionellen Bankenbereich absolviert. Mit der Zeit habe ich festgestellt, dass der persönliche und umfassende Kundenkontakt im Bankgeschäft immer mehr verloren ging. Ich habe jedoch gerade diesen Kontakt sehr geschätzt. Darum habe ich damals zu OBT gewechselt; dort konnte ich wieder den Kunden ganzheitlich beraten, was mir bis heute gefällt.
Was ist der besondere Unterschied zwischen den Banken und den Treuhändern?
Banken beraten die Kunden hauptsächlich in finanziellen Themen, während wir als Treuhänder weit mehr Aspekte einbeziehen, zum Beispiel die Steuern, das Recht, die Organisation oder auch Umstrukturierungen. So ist die Beratung umfassender als bei den Banken. Mein Bankenhintergrund gibt mir hier einen zusätzlichen USP. Schon seit Beginn macht es mir Freude, KMU vorwärtszubringen – sei dies bei einer Standortbestimmung oder auch bei der Regelung einer Unternehmensnachfolge. Die persönliche Beratung der Kunden und die Nähe zu seinen Herausforderungen sind entscheidend. Diese Nähe und die nachhaltige Qualität sind uns in der Kundenberatung sehr wichtig.
Welche Probleme und Herausforderungen beschäftigen aktuell Ihre Kunden ganz allgemein?
Je nach Branche ist das sehr unterschiedlich. Das Spektrum ist sehr breit und hängt auch vom Unternehmen selbst ab. Für die Exportbranche sind zum Beispiel der Euro beziehungsweise der starke Schweizerfranken und die Zusammenarbeit mit der EU wichtige Themen. Im Bausektor stellt sich die Frage, wie lange der Immobilien- und Bauboom noch anhält. Bei anderen hingegen geht es mehr um den allgemeinen Wettbewerbs- und Preisdruck, zudem beschäftigen sich heute viele mit der Digitalisierung. Auch stehen zahlreiche KMU vor einem Generationenwechsel, den man frühzeitig planen muss. Durch unser grosses Know-how unterstützen wir unsere Kunden im ganzen Prozess der Nachfolgeregelung. Ein zentraler Punkt für KMU ist auch die steigende Regulierung und die dadurch immer wachsenden administrativen Anforderungen. Hier helfen wir mit, effiziente Lösungen zu finden.
Was würden Sie den Unternehmen raten, welche gerade ihre Nachfolge planen?
Man kann nicht erst ein oder zwei Jahre vor der Pensionierung eine Firma verkaufen. Oft gibt es auch eine grosse Diskrepanz zwischen dem Wunsch- und dem Marktpreis. Am besten führt man das Unternehmen von Anfang an so, dass man diesen Prozess jederzeit auslösen könnte. Ein Unternehmen sollte grundsätzlich immer fit für ungeplante Veränderungen sein. Es ist notwendig, Szenarien zu entwickeln und zu prüfen, wie interne oder externe Lösungen, Kooperationen oder eine Kombination von beidem aussehen könnten.
In welchen Bereichen hat OBT AG weitere Wachstumschancen?
Wachstumschancen haben wir glücklicherweise in vielen Bereichen. Im Treuhandbereich ist eine gute und persönliche Beratung immer noch sehr wichtig, wobei wir hier natürlich auch die Verschiebung in digitalisierte Abläufe sehen. Ebenso hat unsere Wirtschaftsprüfung interessante Perspektiven. Aktuell ist die Informatik unser am stärksten wachsender Bereich. Die Digitalisierung bietet viele Synergien, zum Beispiel im Bereich von Rechenzentrumsdienstleistungen und vor allem auch in der Automatisierung von Prozessen.
Grosse Chancen sehen wir zudem in der Übernahme von verschiedenen Tätigkeiten im Finanz- oder Salärbereich. Das heisst, wir übernehmen für unsere Kunden zum Beispiel die Abwicklung der monatlichen Lohnvergütungen oder die Koordination mit den beruflichen Vorsorgeinstituten. Es zeigt sich auch, dass die Anzahl Schnittstellen zwischen unseren Geschäftsfeldern immer grösser werden. Es gibt leider auch einige Bereiche, in denen wir durch das disruptive Umfeld Aufgaben verlieren werden, zum Beispiel durch die automatisierten Buchführungsprozesse oder auch durch die Verwendung von Prüfungstools, welche zu einem Teil die Wirtschaftsprüfer entlasten werden.