Und wie kann Kommunikation dabei helfen?
Kommunikation heisst, Sicherheit herzustellen mit einer Fülle von Instrumenten. Das Geheimnis ist, aus einem riesigen Fundus, ich nenne das Waffenkorb, die richtigen Waffen zu nehmen, die zum Unternehmen und seinem Repräsentanten passen. Ich bin zum Beispiel ein grosser Fan von Jean-Claude Biver, heute Verwaltungsratspräsident von Hublot. Er hat Hublot zur Kultmarke gemacht und den Umsatz der Manufaktur innerhalb von vier Jahren verzehnfacht. Das ist ihm nicht gelungen, weil er die Funktion der Uhren besser erklären konnte. An einer Uhr ist nichts Spezielles. Es ist ihm gelungen, weil er um das Produkt Legenden gebildet hat. Eine Firma braucht Geschichten.
Was also macht einen guten Kommunikator aus?
Wir leben im Wettbewerb von Informationen. Die spannende Formulierung ist ganz zentral. Das Erste und Schwierigste, was ein guter Kommunikator also braucht, ist eine Formulierungskraft. Ein Beispiel: Wir betreuen den grössten Kaninchenimporteur der Schweiz. In der Schweiz selbst gibt es kein ausreichend grosses Gelände, um Kaninchen zu züchten. Der Importeur hat ein Gelände, das so gross ist wie den Kanton Zürich. In die Schweiz werden 500 Tonnen Chüngel pro Jahr eingeführt und verzehrt. Davon sind nur 200 Tonnen legal. Es musste somit kommuniziert werden, dass nur legale, nach Schweizer Haltungsnorm gezüchtete Chüngel importiert werden. Also haben wir überlegt, wie wir Kaninchen per Kommunikation sympathisch machen können. Dann haben wir eine Kampagne mit dem Claim kreiert: «Der Chüngel ist Auslandsschweizer.» Das läuft prima.
Die Formulierungskraft ist das eine. Wie aber entwickeln Kommunikationsstrategen ihren Weg, welche Meilensteine müssen sie setzen?
Eine erfolgreiche Kommunikation beginnt damit, über Kommunikation nachzudenken. Meist haben KMU ja gar keine Zeit dafür. Dennoch sollten keine leichtfertigen Personalentscheide getroffen werden. Leichtfertig heisst, einfache Lösungen zu suchen, beispielsweise einen PR-Mann einzustellen, nur weil man einen Journalisten aus seinem Umfeld kennt. Der nächste Schritt ist, die zentralen Botschaften festzulegen. Wer ist meine Firma, welche Produkte und Dienstleistungen habe ich? Das ist wichtig. Dann erst geht es darum, die Instrumente festzulegen.
Wie gelingt das am besten?
Der Kommunikationsmensch sitzt wie vor einer grossen Orgel. Wenn es ein kleines Unternehmen ist, muss der Unternehmensführer oder sein Berater Teile der Orgel beherrschen. Ist es ein Konzern, muss er das ganze Instrument zum Tönen bringen. Und zwar nicht nur im Inland, sondern auch irgendwo in Sambia oder der Mongolei. Jetzt ist noch das ganze Instrumentarium E-Business dazugekommen, von dem alle glauben, mit dabei sein zu müssen. Das ganze E-Business wird jedoch nur von ganz wenigen beherrscht. Im Moment ist E-Business aber auch überbewertet. Das heisst, die Ergebnisse sind miserabel; das sagen mir alle Unternehmer, mit denen ich spreche. Wenn ich grosse Botschaften habe, ist nach wie vor Fernsehen wichtig. Weil es mittlerweile so viele Regionalsender gibt, gilt das auch für KMU. Die Sender wissen teilweise noch gar nicht, wie sie mit dem Medium umgehen und warten auf Ansprache. Den Sendern fehlen teilweise die Storys. Da gibt es noch eine grosse Hilflosigkeit. Wenn KMU lernen, da richtig mitzuspielen, werden sie erfolgreich sein.
Gerade kleine und mittlere Unternehmen, die nicht den Luxus eines ganzen Corporate-Communication-Stabes haben, greifen auf externe Unterstützung zurück. Woran können sie einen guten Kommunikationsberater erkennen?
Das ist sehr schwierig. Das ist auch eine soziale Fähigkeit. Viele Berater werden ausgesucht, weil es nette Kerle sind, die einen cleveren Eindruck machen. Da gibt es auch irrationale Gründe. Wir haben zum Beispiel vor Jahren einen grossen Kunden verloren, was letztlich daran lag, dass ich vielleicht manchmal etwas lebhaft unterwegs bin und mit meiner Meinung nicht hinter den Berg halte. Wir haben Beziehungsfelder, nach denen Berater ausgesucht werden. Wie erkennt man einen Profi? Als Erstes an seinen Erfolgen, ganz einfach. You get what you see. Das heisst, zeige mir, dass du etwas von meiner Branche verstehst, dich ehrlich einarbeiten willst in meine Problemtaik. Ich schlüpfe immer in die Jacke meines Kunden. Zweitens muss der Berater ökonomisch denken. Wer die Ökonomie vergisst, dem hilft auch eine schöne Kampagne nicht. Und als Letztes kommt hinzu: Man muss heute schnell liefern. Man muss heute live reagieren und auch schnell auf unvorhergesehene Dinge eingehen können. Denn es passieren laufend Angriffe. Nehmen wir das Beispiel mit Oprah Winfrey, wie unbeholfen da reagiert wurde, das ganze Land hat unbeholfen reagiert. Die Unsicherheit der KMU zum Thema Kommunikation hängt auch damit zusammen, dass sie von nirgendwo Hilfe bekommen. Die grossen Weiterbildungskurse sind teuer. Die Verbände bringen wenig Hilfe, weil sie damit völlig überfordert sind. Im Zürcher Oberland bildet sich aus genau dem Grund ein neues Wirtschaftsforum.
Eine letzte Frage zur internen Kommunikation. Haben Sie Empfehlungen, wie diese zu optimieren ist?
Kommunikation nach innen muss von der Geschäftsleitung ausgehen. Man kann Kommunikation nach innen nicht einfach irgendwie delegieren. Es gibt aber Menschen, die eignen sich gar nicht für die interne Kommunikation. Deswegen ist ein Boom an technischen Lösungen entstanden, zum Beispiel Video-Konferenz. Der Chef darf sich jedoch nicht verstecken, auch nicht hinter Technik, er muss herumgehen, die Mitarbeiter spüren. Und ich möchte eine Anmerkung machen zum Thema Ehrlichkeit. Man muss die Kraft haben, die Wahrheit zu sagen, aber, was an den Hochschulen gelehrt wird, nämlich immer die Wahrheit sagen zu müssen, ist vollkommen falsch und unrealistisch. Gerade in einer Zeit des Wartens kann ein Geschäftsführer nicht immer sagen, wie es um die Firma steht. Gleichzeitig muss der Chef glaubwürdig bleiben. Und glaubwürdig ist er, wenn er bei den Mitarbeitern ist, und von der Sache etwas versteht. Es gibt Hunderte von Beschreibungen, was Kommunikation ist, dabei ist Kommunikation nur eines: Sachverstand plus Energie. «