Im Jahr 1905 gründete Ihr Urgrossvater mit zehn Angestellten die Confiserie Honold, heute arbeiten 85 Mitarbeitende am Wachstum des Unternehmens. Frau de Perregaux, was macht Honold besser als andere Confiserien, was ist Ihr Erfolgsrezept?
Ich kann nicht sagen, ob wir etwas besser machen als andere. Aber sicher ist Qualität der entscheidende Faktor. Das war schon immer so. Ein wunderbares Beispiel ist der hausgemachte «Pain de Gênes», ein Kuchen aus Mandelbiskuit, ganz ohne Mehl. Das Rezept brachte mein Urgrossvater von einer Reise nach Genua mit, und der Kuchen ist auch heute noch sehr gefragt. Qualität ist also keine Frage des Zeitgeistes. Sicher hat zum Erfolg auch beigetragen, dass die Unternehmensnachfolgen gut funktioniert haben und Honold so ohne Frakturen weiterentwickelt wurde.
Seit drei Jahren führen Sie Honold in vierter Generation. Wie waren Ihre ersten Kontakte zu Honold, und was hat Sie bewegt, das Geschäft als Unternehmerin zu führen?
Ich bin zwar im Ausland aufgewachsen, meine Ferien habe ich jedoch immer auch mit meinen Grosseltern verbracht. Daher bin ich sozusagen mit Honold aufgewachsen, ich kenne praktisch gar kein Leben ohne Honold. Das Sortiment war seit jeher schon breit; vom Kuchen über Eis, Schokoladen und Pralinen bis zu Weggli und Canapés war alles vorhanden. Pralinen zum Beispiel wurden jedoch nicht einfach nur konsumiert. Da war mein Grossvater ganz Perfektionist. Sie wurden angeschaut, ob sie glänzten oder nicht, dann wurde geprüft, wie sie rochen, und erst dann wurden sie gegessen. Auch wenn ich schon früh gelernt hatte, die Produkte zu lieben, habe ich nie damit gerechnet, auch beruflich einmal mit Honold zu tun zu haben. Ich habe zuvor als Sprachtherapeutin in London, Paris und Zürich gearbeitet. Interessanterweise aber gibt es hier ja auch eine Beziehung zum Essen. Ich hatte mich in der Schlucktherapie spezialisiert, was mit Konsistenzen von Essen und natürlich mit Geschmacks- und Geruchssinn zu tun hat. Das kann ich hier natürlich auch gut gebrauchen.
Und wie verlief nun der Entscheidungsprozess, Unternehmerin zu werden?
Als Honold 100 Jahre alt wurde, hat meine Tante, die das Geschäft führte, die Schokoladen-Tramwoche für Kunden organisiert. Dabei habe ich sie unterstützt, und damit hat auch alles begonnen. Ab da bin ich während drei Jahren immer drei Tage die Woche gekommen, um zu sehen, wie Honold funktioniert. In dieser Zeit hat meine Tante mich nicht nur beim Konsumieren erwischt, sondern auch mein Interesse am Betrieb geweckt. Als meine Tante dann das Geschäft verkaufen wollte, kam mir erstmals der Gedanke an eine Übernahme.
Und dann ging alles sehr schnell?
Nein. Ich habe fünf Monate darüber studiert. Denn es war ein grosser und auch ganz schwieriger Entscheid. Es ging um die Verantwortung gegenüber 85 Mitarbeitern, und natürlich auch gegenüber meiner Familie.
Sie haben keine Vorkenntnisse in Betriebswirtschaft und Unternehmensführung. War das ein Problem oder hatten Sie Unterstützung von Beratern?
Nein, Berater habe ich nicht engagiert. Zum einen kannte ich den Betrieb ja durch meine sporadischen Einsätze. Zum anderen hatte ich natürlich viele Gespräche mit meiner Tante und den Mitarbeitenden. Anfangs war es ein Sprung ins kalte Wasser und vieles lief mit «learning by doing», das gebe ich zu. Auch heute noch lerne ich jeden Tag dazu. Der Betrieb ist aber gross genug, dass ich nicht alles können muss. Ich bin umgeben von Fachleuten, ohne die es nicht gehen würde. Honold ist ein Produkt aus Teamarbeit.