Herr Santinelli, seit nunmehr vier Jahren leiten Sie die Geschäfte der Swisscom Directories AG, deren Produkte und Dienstleistungen unter dem Brand «Localsearch» vermarktet werden. Was hat Sie an dieser Aufgabe besonders gereizt?
Mich hat die Herausforderung gereizt, Localsearch, das Unternehmen, welches für das gedruckte Telefonbuch bekannt war, in die digitale Zukunft zu führen. Auch fand ich die Aufgabe reizvoll, für unsere KMU-Kunden neue Produkte zu entwickeln, dank derer sie in der digitalen Welt erfolgreich sein können. Bevor ich 2016 die Geschäftsleitung übernahm, war ich schon zwei Jahre im Verwaltungsrat. Ich kannte die Firma also bereits und wusste, welches Potenzial in ihr schlummert. Wir haben schnell erkannt, dass die KMU-Welt noch stark der Digitalisierung hinterherhinkt, nicht zuletzt auch, weil ihr standardisierte, einfache und günstige digitale Lösungen fehlten. Das wollten wir ändern und haben ab 2016 deshalb angefangen, unser Produktportfolio entsprechend um- und auszubauen und konsequent auf die digitalen Bedürfnisse unserer KMU-Kunden zu trimmen. Zugute kam uns dabei die Anbindung an die Swisscom, deren Tochter wir sind. Wir profitieren von Synergien mit dem Konzern und können auf bestehende Kompetenzen zurückgreifen. Dabei geniessen wir dennoch eine hohe Selbstständigkeit.
Warum haben Sie die Suchmaschine search.ch übernommen?
Bevor wir mit search.ch zusammengegangen sind, traten wir noch als Swisscom Directories AG auf und hatten local.ch als Verzeichnisplattform in unserem Produktportfolio. Der andere grosse Schweizer Player im Verzeichnisbereich war search.ch, die der Tamedia gehörte. Zwischen local.ch und search.ch bestanden viele Gemeinsamkeiten und es war klar, dass beide nur eine echte Schweizer Alternative zu den grossen internationalen Plattformen zum Vorteil des Kunden sein können, wenn sie bestehende Synergien nutzen. Mit Tamedia haben wir uns deshalb auf eine Fusion von search.ch mit Swisscom Directories AG geeinigt. Seither treten wir als «Localsearch» am Markt auf, auch wenn unser Rechtsname immer noch Swisscom Directories AG ist. Anfang 2019 hat sich Tamedia dann aus Swisscom Directories AG zurückgezogen und ihre Anteile an die Swisscom zurückgegeben. Heute sind wir eine 100-Prozent-Tochter von Swisscom.
Wie aktualisieren Sie die Adressen auf local.ch und search.ch? Müssen die Kunden selbst die Initiative ergreifen?
Bei den Unternehmensadressen sorgen wir selbst dafür, dass diese immer aktuell sind. Die Daten ziehen wir aus verschiedenen Quellen, wie Internetdienstleistern, Verzeichnissen usw. Bei Privatkonsumenten erhalten wir die Aktualisierung vom entsprechenden Telekomanbieter, bei dem der Kunde seinen Anschluss hat. Manchmal melden sich die betreffenden Personen aber auch direkt bei uns.
Wie sorgen Sie dafür, dass das Datenschutzrecht eingehalten wird?
Der Datenschutz ist für uns natürlich sehr wichtig. Wir haben einen Datenschutzbeauftragten, der sich ausschliesslich um dieses Thema kümmert und sicherstellt, dass alle unsere Produkte und Dienstleistungen dem Datenschutzgesetz entsprechen. Unsere B2B-Kunden, aber auch die Nutzer unserer B2C-Produkte wie local.ch oder search.ch müssen nachvollziehen können, welche Daten wir speichern und zu welchem Zweck wir sie verwenden.
Wie würden Sie das Geschäftsmodell von Localsearch beschreiben?
Die physische Nähe zu den Kunden ist eine wichtige Säule unseres Geschäftsmodells. Unsere Kundenberater gehen noch zu den Kunden, treffen sie im Büro oder Geschäft und beraten sie vor Ort. Und wir haben kostenlose Hotlines in allen drei Landessprachen. Das unterscheidet unser Modell von jenem anderer Anbieter. Und wenn wir beispielsweise für unsere KMU-Kunden Websites bauen, dann gestalten wir diese so, dass sie ihren individuellen Bedürfnissen entsprechen und nicht wie ein austauschbares Massenprodukt daherkommen. Das können Sie nur leisten, wenn Sie ganz nah an Ihren Kunden dran sind und diese kennen.
Wie unterscheiden sich denn die Schweizer KMU von jenen in anderen Ländern?
Die Schweizer KMU sind sehr qualitätsbewusst, anspruchsvoll und sie schätzen den Service vor Ort. In den USA oder England macht man Geschäfte vielfach übers Internet oder am Telefon. Die Schweizer hingegen legen Wert auf eine persönliche Beziehung, deswegen beraten unsere Vertreter die Kunden direkt – und in allen Landesteilen.