Am 9. Februar hat der Schweizer Souverän der Initiative «Gegen Masseneinwanderung» zugestimmt. Mit welchen Konsequenzen wird die Schweizer Wirtschaft rechnen müssen?
Hätte es eine solche Abstimmung in Deutschland gegeben, hätte ich dagegen gestimmt, schon deshalb, weil die Schweizer ihre Zuwanderung nach dem Kriterium der Herkunft und nicht nur nach der Qualifikation regeln wollen, so wie es die Alternative für Deutschland (AfD) in ihrem Europaprogramm vorschlägt. Eine den Schweizer Arbeitgebern gesetzlich auferlegte Pflicht, einheimische Arbeitssuchende ausländischen vorzuziehen, hält die Alternative für Deutschland auch aus praktischen Gründen für undurchführbar. Allerdings erkennt die AfD an, dass sich bisher in Deutschland nur zirka neun Prozent Ausländer befinden, in der Schweiz hingegen schon 23 Prozent! Schon deshalb, und vor allem weil dort der Souverän direkt und demokratisch so beschlossen hat, sollten sich die EU-Bürokraten und vor allem deutsche Politiker mit Kritik an diesem Votum zurückhalten und gemeinsam mit den Schweizern eine Lösung finden. Diese könnte zum Beispiel darin liegen, dass die Schweiz die Zuwanderung auf einem hohen Niveau kontingentiert und diese nicht von der Herkunft, sondern von der Qualifikation der Zuwanderer abhängig macht. Die derzeitig vor allem von deutschen Vertretern der Altparteien vorgebrachten Belehrungen, Beschimpfungen und unverhüllten Drohungen sind sofort zu beenden. Auch jetzt von der EU beschlossene Aussetzung der Gespräche zur gemeinsamen Energiepolitik und die damit verbundenen Andeutungen weiterer ökonomischer Konsequenzen sind sofort zu unterlassen. Hier sei angemerkt, dass im Gegensatz zu den in diesem Zusammenhang aufgestellten Behauptungen, die Schweiz den Ländern der Europäischen Union mehr Waren abkauft als umgekehrt.
Wie denken Sie unter diesen Vorzeichen über einen künftigen EU-Beitritt der Schweiz?
Ich beneide die Schweiz. Sie hat es wirklich geschafft, einerseits die Vorteile des EU-Binnenmarktes in Anspruch zu nehmen, andererseits ihre Unabhängigkeit von der EU zu bewahren und den Euro nicht einzuführen. Wenn ich Schweizer wäre, würde ich grundsätzlich nichts dagegen haben, in die EU einzutreten, aber nur wenn diese sich mehr oder weniger auf den Binnenmarkt konzentriert. Auf keinen Fall würde ich den Euro übernehmen. Andererseits wäre es schön, wenn die Schweiz in der EU wäre, dann hätten wir wenigstens ausser Grossbritannien noch ein zweites Land, in dem Politiker in Brüssel ihren gesunden Menschenverstand nicht an der Garderobe abgeben.
Hätten wir denn als kleines Land überhaupt einen Einfluss darauf?
Ein kleines Land wie Luxemburg hat schon drei Mal einen Kommissar gestellt. Wenn jemand aus einem kleinen Land kommt, heisst das noch lange nicht, dass diese Person in der EU keinen Einfluss hat. Deutschland ist ein grosses Land und weigert sich, seiner Grösse entsprechend Einfluss auszuüben.
Zum Thema Globalisierung: Was halten Sie davon, dass Chinesen und Russen viele Unternehmen in Europa aufkaufen?
Dagegen habe ich gar nichts. Bisher war ja Deutschland eines der Länder, das sich überall in der Welt finanziell engagiert hat. Es ist kein gutes Zeichen, wenn die Ausländer in Deutschland nicht mehr investieren wollen. Bei der Abhängigkeit der Schweiz vom Tourismus würde ich empfehlen, dass man sich auf Touristen aus Asien und Russland einstellt. Die Bevölkerung in Europa schrumpft ja insgesamt, die in anderen Kontinenten explodiert.