Eine Begriffsklärung vorab, Herr Weber: Wofür steht «BIM» genau und was steckt dahinter?
«BIM» heisst Building Information Modeling. Es handelt sich um eine vernetzte Arbeitsmethode für alle am Bau Beteiligten. Die digitale Vernetzung aller Akteure über die gesamte Wertschöpfungskette ist das Wesentliche. «BIM» ist jedoch keine Software, wie noch oft vermutet wird. Eine gängige Software-Technologie ist aber Voraussetzung, um die Arbeitsmethode «BIM» einsetzen zu können.
Heisst «vernetzen» auch «neu organisieren»?
Ja, das hängt damit zusammen. Die Wertschöpfungskette beginnt in unserer Branche bei den Planungen des Architekten, des Bauingenieurs, des Gebäudetechnikers. Diese Planung geht nachher über in eine Ausschreibung, danach in die Ausführung der beteiligten Firmen am Objekt. Heute wird diese Kette meist noch sehr disziplinär mit entsprechend vielen Schnittstellen organisiert. Ein Planer plant.
Danach werden die Daten aufbereitet, erfasst, interpretiert, ein Modell wird gebaut und Simulationen werden durchgeführt. BIM aber beschäftigt sich mit der Vernetzung dieser ganzen Kette. Also: Wer beispielsweise die Simulation durchführt, kann die Daten des vorgeschalteten Planers direkt verwenden. Das ist sehr hilfreich und längst überfällig, denn der Bauprozess ist generell komplexer geworden, es gibt viele Schnittstellen und auch die Gebäude selber sind aufwendiger in der Konstruktion.
Worin besteht letztlich der Gewinn?
Mit BIM sollen aus diesen Schnittstellen Verbindungsstellen werden, BIM bringt alle am Bauobjekt Beteiligten zusammen. Das ist der grosse Gewinn. Dabei stehen Qualitätsverbesserung und Effizienzgewinn Im Vordergrund. BIM bringt ganz klar eine Qualitätssteigerung, weil die Schnittstellen zwischen den Akteuren besser beherrscht werden können.
Das wiederum erhöht die Effizienz. Mit «BIM» wird vermieden, dass jeder Akteur einmal generierte Informationen wieder neu aufbereiten oder interpretieren muss. Wie man es auch nennen mag: Blindtätigkeiten, Doppelspurigkeiten, Leerläufe werden minimiert. Planen und Bauen wird produktiver. Deshalb setzt Amstein und Walthert aus voller Überzeugung gezielt auf diese Arbeitsmethode.
Sehen Sie in «BIM» eine Revolution der Baubranche?
Für jene, welche sich rechtzeitig auf die Digitalisierung eingestellt haben, ist es wohl eher eine Evolution. Aber, in der Tat, wer lange zuwartet, wird sich unvermittelt mit einer revolutionären Entwicklung konfrontiert sehen, etwa dann, wenn Investoren und Auftraggeber mit digitalen Geschäftsmodellen im Markt operieren und damit die Anwendung solcher Arbeitsmethoden voraussetzen. Disruptive Geschäftsmodelle verändern bekanntlich nicht das Produkt, sondern die Wertschöpfungskette. Die Digitalisierung ist in der Geschäftswelt längst angekommen.
Die Bauwirtschaft wendet sich ihr aber erst zögerlich zu, wie dem jüngst publizierten «Digitalisierungs-Index» zu entnehmen ist. Mit der Initiative «Bauen digital Schweiz» kommt jetzt Bewegung, wie das Beispiel von Bau-Zulieferanten zeigt. Sie sind gegenwärtig daran, ihre Produkte als kompatible BIM-Daten zu definieren und zur Verfügung zu stellen. «Bauen digital Schweiz» gibt mit Priorität die Strukturen vor, damit Kompatibilität entsteht. Diese Struktur muss für jedes Bauprodukt einheitlich sein.
Vom Markt her wird für die Lieferanten mit der Zeit ein Zwang entstehen, dieser Kompatibilitätsvorgabe zu folgen, will man offertfähig bleiben. Es wird auch neue Planungs- und Ausschreibungsmodelle geben. Innovative Lieferanten werden vermehrt sich einbringen können.