CEO Steiner und die Gründerfamilie Steiner – Sie sind Namensvetter, aber nicht verwandt. Und beide sind Sie im Kaffeemaschinengeschäft gross geworden …
In Schwyz aufgewachsen, stiess ich im Februar 1998 als 21. Mitarbeiter zu Thermoplan. Das sehr persönliche Anstellungsgespräch mit den Firmengründern Esther und Domenic Steiner beeindruckte mich. Kurz zuvor war Thermoplan ins Kaffeemaschinengeschäft eingestiegen. Mit diesem Produkt bin ich verbunden. Als Elektrotechniker zeichnete ich verantwortlich für den technischen Kundendienst. Schon bald war ich in das Starbucks-Projekt involviert, zuerst mit technischem Fokus, nachher mit dem Fokus auf Kundenbetreuung. Rund zwei Jahre weilte ich deshalb bei Starbucks in den USA. Zurück in Weggis leitete der Firmengründer im Jahr 2006 seine Nachfolgeregelung mit mir ein. 2009 wurde mir die operative Führung des Unternehmens übertragen. Ich konnte mich zugleich beteiligen und habe Einsitz im Verwaltungsrat.
Wie kam der Firmengründer dazu, ins Kaffeemaschinengeschäft einzusteigen?
Als Visionär erkannte Domenic Steiner rechtzeitig wegleitende Trends. Sein Werdegang ist in der Tat nicht alltäglich. Nach der Verkehrsschule ging er zur Bahn, wurde mit 37 Jahren Souschef im Bahnhof Arth-Goldau. 1974 verliess er die Bahn und wagte den Sprung in die Selbstständigkeit. Während zehn Jahren machte er im DL-Sektor Grossküchenplanungen. Danach wurde er Maschinenbauer. Also vom Beamten zum Dienstleister zum Maschinenbauer in so kurzer Zeit. Anfang 1990 erkannte er, dass sich seine Technologie der Schlagrahmherstellung auch für die Herstellung von Milchschaum eignet. Das war die zündende Idee. 1995 fiel der Entscheid zur Kaffeemaschinen-Herstellung. Die Thermoplan-Erfolgsgeschichte setzte ein.
Wie ist die Rollenverteilung im Familienunternehmen gestaltet?
Verwaltungsratspräsident Domenic Steiner gibt viel Handlungs- und Gestaltungsspielraum, schenkt Vertrauen. Das hat mich geprägt. Als ich 30 Jahre alt war, übertrug er mir die Verantwortung für sein Unternehmen. Entscheidend ist, dass man gemeinsam gestalten kann. Die Zusammenarbeit ist denn auch eine sehr enge – geschäftlich wie persönlich. Dem Absprechen von wichtigen Entscheiden ist das sehr dienlich.
Sie erwähnten bereits Ihren zweijährigen Aufenthalt bei Starbucks in den USA. Welchen Nutzen haben Sie aus dieser Zeit gezogen?
Bei Starbucks kam ich Anfang 2000 in eine Welt mit 20 000 Mitarbeitenden – inzwischen sind es 300 000 Mitarbeitende und über 25 000 Coffeeshops. Ich spürte, wie ein Grosskonzern funktioniert, wie die Entscheidungsprozesse laufen. Und es entstanden persönliche Beziehungen, von denen ich heute profitieren darf. Ich möchte diese Erfahrungen nicht missen. Meine Empfehlung an die junge Generation: Wer die Chance «Ausland» hat, sollte sie packen.
Bleiben wir beim Thema Ausland. Vor allem China spielt als Absatzmarkt und Standort eine grosse Rolle. Welche Herausforderungen stellen sich dort?
Auf alle Fälle spielen diese in ganz anderen Dimensionen und in ganz anderer Manier. Ein kürzliches Telefongespräch mit dem dortigen chinesischen Leiter mag das veranschaulichen. Er berichtete, das lokale Government habe entschieden, dass die Niederlassung mit 250 Mitarbeitenden nach zehnjähriger Präsenz am Standort in der Nähe von Shanghai gezügelt werden müsste. Die Gebäude würden zugunsten eines Technoparks abgerissen. Wir könnten aber einen Kilometer entfernt neue Gebäude beziehen. Er habe sechs Monate Zeit dafür, der Umzug sei mitfinanziert, Einsprachen gebe es nicht.
Fürwahr, Chinesen packen solche grossen Herausforderungen mit Langmut an, manchmal wird die Aufgabe jedoch unterschätzt. Der Aufbau der Niederlassung entsprach einer Lernkurve. 2001 setzte der Verkauf ein. Die ersten Jahre waren von grosser Personalfluktuation geprägt. Die Dynamik des chinesischen Marktes beeindruckt mich. Seit 2007 bin ich regelmässig drei- bis viermal im Jahr in unserer Niederlassung für technischen Kundendienst, Verkauf und Aftersales. Produziert wird dort nicht. Die chinesische Führung ist zuverlässig.