ICT & Technik

Cloud Computing I

Was bei einem Umstieg zu beachten ist

Die digitale Vernetzung und neue Geschäftsmodelle sind dafür verantwortlich, dass sich Unternehmen immer schneller verändern müssen. Für viele Firmen steht dabei die Frage im Raum, ob sie ihre IT-Infrastruktur komplett in die «Cloud» auslagern sollen. Die fünf folgenden Auswirkungen eines Umstiegs erleichtern die Entscheidung.
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Eine Anmerkung zum Verständnis vorab: In diesem Artikel ist mit der Bezeichnung «Cloud» das SaaS-Modell (Software as a Service) gemeint. Dieses Modell stellt einen von drei Teilbereichen des Cloud-Computings dar, wobei die Software und die IT-Infrastruktur von einem externen Dienstleister genutzt werden.

Cloud-Computing bezeichnet IT-Lösungen, die online zur Verfügung stehen. Die bekanntesten Angebote sind virtuelle Speicher für Fotos, Musik und andere Dateien. Bewusst oder unbewusst hat jeder Internetnutzer schon einmal eine Cloud-Lösung verwendet – beispielsweise beim Surfen auf «Facebook», beim Versenden von Nachrichten auf «G-Mail» oder beim Begleichen von Rechnungen im «E-Banking». Im Gegensatz dazu erfordern die klassischen IT-Lösungen immer eine eigene Infrastruktur im Unternehmen.

1. Die Cloud vereinfacht die Zusammenarbeit

Mit der Cloud haben die Mitarbeiter rund um die Uhr Zugriff auf die Systeme und können damit ihre Arbeitszeiten flexibler einteilen. Homeoffice und Arbeiten von unterwegs sind einfach möglich. Die mobile Arbeitsweise hat auch einen schönen Nebeneffekt: Mitarbeiterbindung. Die Mitarbeiter werden stärker ans Unternehmen gebunden, weil sie ihre Arbeitswege effizienter gestalten können und mehr Lebensqualität schaffen. Darüber hinaus vereinfacht die Cloud die Zusammenarbeit mit externen Kunden. Sensible Daten und vertrauliche Nachrichten lassen sich verschlüsselt versenden und austauschen. Die Cloud stellt damit einen weiteren Schritt in der fortschreitenden Digitalisierung dar.

Wenn man sich nun aber vorstellt, dass die eigenen Mitarbeiter rund um die Uhr von ihren Rechnern, Tablets und Smartphones auf die Systeme des Unternehmens zugreifen, ruft dies natürlich auch Sicherheitsbedenken hervor: Wie schützen wir die Daten vor Hackern? Wie verhindern wir Nachlässigkeiten bei Mitarbeitenden? Und wie reagieren wir, wenn Passwörter gestohlen werden? Die Überprüfung geeigneter Cloud-Anbieter und die Schulung von Mitarbeitenden sind deshalb für jedes Unternehmen wichtig, um Bedenken abzubauen und Risiken zu minimieren.

2. Cloud-Lösungen senken Kosten

Aus Kostensicht ist der Umstieg zum Cloud-Computing für die meisten Unternehmen sinnvoll. Eine eigene IT-Infrastruktur entfällt, was eine Reihe von Vorteilen mit sich bringt: Neben den hohen Anschaffungskosten erübrigen sich auch die Kosten für den Betrieb und den Unterhalt. Ausserdem steigt die Planungs- und Budgetsicherheit, weil Grossinvestitionen für die Modernisierung der IT wegfallen.

Die Auslagerung in die Cloud verbessert im Weiteren die Auslastung, weil nur die Dienstleistungen bezahlt werden müssen, die auch wirklich genutzt werden. Zudem lässt sich die benötigte Leistung flexibel hochstufen, so dass keine sprunghaften Kostenanstiege entstehen. Unterhält man ein eigenes System, sind die Ressourcen häufig zu wenig beansprucht. Hinzu kommen höhere Lizenzkosten für Programme und weniger Flexibilität bei internen Veränderungen.

3. Outsourcing verursacht neue Abhängigkeiten

Die Kostenvorteile der Cloud haben aber auch ihren Preis: Wenn ein Unternehmen die eigene Applikation auslagert, entstehen automatisch neue Abhängigkeiten
zu externen Dienstleistern – dies betrifft Arbeitsinstrumente, Programmschnittstellen und IT-Fachwissen. Wegfallendes Expertenwissen führt in manchen Unternehmen gar zu einer «Schatten-IT». Neben dem externen IT-Dienstleister übernehmen auch die internen Mitarbeiter IT-Dienstleistungen. Oftmals entstehen diese Parallelabteilungen aus Angst vor einem Kontrollverlust, unzureichender Planung oder zu wenig Support.

Sehr grosse Cloud-Anbieter bieten ihren Kunden wenig persönliche Betreuung. Sie bieten auch selten individuelle Anpassungen der Software. Dafür erhalten die Kunden eine günstige Standardlösung, die praktisch immer verfügbar ist und hocheffizient arbeitet. Kleinere Cloud-Unternehmen bieten häufiger auch individuelle und sogenannte On-Premise-Lösungen. Hierbei nutzt der Kunde ein externes Cloud-Programm und speichert die Daten auf einem Server, der ihm exklusiv zur Verfügung steht. In so einem Fall spricht man von einer Private Cloud. Diese Mischlösung ist natürlich mit höheren Kosten verbunden, dafür behalten die Kunden ihre Daten im Unternehmen.

4. Transparenz ist nicht überall gewährleistet

Der Speicherort ist für viele Unternehmen einer der entscheidenden Faktoren bei der Wahl des Cloud-Anbieters. Zahlreiche Unternehmen – speziell amerikanische Grosskonzerne – geben keine detaillierte Auskunft zu den Speicherorten und zum Privatsphärenschutz heraus. Für gekaufte Daten wie Bilder oder Musikdateien ist dies bedenkenlos, weil die Dokumente einfach wiederbeschafft werden können und für die Geschäftsentwicklung unbedeutend sind.

Wenn es aber darum geht, selbst erarbeitete Daten auf eine unbekannte Cloud zu laden, wird das Vertrauen auf die Probe gestellt. Europäische Cloud-Anbieter bieten ihren Kunden häufig mehr Transparenz und informieren über die Speicherorte der Daten. Zusätzlich sind auch die Vertragsbedingungen einfacher zu klären, wenn sich die Vertragspartner im gleichen Rechtsraum befinden.

5. Die Datensicherheit nimmt zu – meistens

Wenn Sie als Unternehmer viel Wert auf Sicherheit legen, dann prüfen Sie zuerst, ob Ihre Daten ein- oder mehrfach abgesichert werden. Im Idealfall sind die Daten in verschiedenen Rechenzentren an unterschiedlichen Orten gesichert. Datenverluste sind bei redundanten Infrastrukturen weitgehend ausgeschlossen, weil die Daten jederzeit auf mehreren Servern auf dem aktuellsten Stand sind. Sollte ein Serverstandort durch einen Brand oder höhere Gewalt ausfallen, bleiben die Daten ohne Einschränkung abrufbar. Mehrfach gesicherte Cloud-Lösungen sind aber teurer im Betrieb, was sich auf den Servicepreis auswirken kann.

Neben der hohen Verfügbarkeit ist die Verschlüsselung beim Transport der Daten von grosser Bedeutung. Achten Sie deshalb darauf, ob und wie der Cloud-Anbieter Ihre Daten verschlüsselt. Speziell die häufig erwähnte Transportverschlüsselung «SSL» ist entgegen der weit verbreiteten Meinung nicht wirklich sicher. Die Schwäche dieser Verschlüsselungs-Technologie liegt darin, dass der Schutz nicht für die gesamte Übertragung vom Sender zum Empfänger gewährleistet ist. Die Verschlüsselung der Daten wird beim Datentransport mehrfach ausser Kraft gesetzt. Dadurch hat beispielsweise das Sicherheitspersonal eines Cloud-Dienstleisters Einblick in die Daten, die verschlüsselt gesendet werden.

Um die maximale Sicherheit zu erreichen, nutzen manche Anbieter eine doppelte Verschlüsselung. Zudem haben die Cloud-Betreiber aufgrund ihrer Sicherheitsarchitektur selbst keinen Einblick in die verschlüsselten Daten und Passwörter ihrer Kunden. Eine Prüfung der Referenzen sowie der Zertifikate unabhängiger Prüfstellen liefern wertvolle Hilfe, um die Sicherheitsstandards des Cloud-Anbieters richtig einzuschätzen.

Fazit

Zusammenfassend kann hier festgehalten werden, dass Cloud-Lösungen für die meisten KMU eine spannende Alternative sind, weil sie günstiger und häufig sicherer sind als die internen Lösungen. Dies liegt an der Spezialisierung der Cloud-Anbieter auf Leistung, Verfügbarkeit, Sicherheit und Aktualität der Systeme. Auf der anderen Seite belasten die unzureichenden Kontrollmöglichkeiten, mangelnde Sicherheitsstandards und negative Schlagzeilen über gestohlene Daten das Vertrauen in die Cloud. Die Entscheidung für einen externen Dienstleister sollte darum erst dann fallen, nachdem unterschiedliche Anbieter gründlich geprüft wurden.

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