ICT & Technik

Enterprise Resource Planning (ERP)

Warum Industrie 4.0 ein modernes ERP braucht

Industrie 4.0, Internet of Things (IoT) und Cloud versprechen Umsatzchancen und Kosteneinsparungen. Allerdings sollte die Unternehmens-IT dafür modernen Standards entsprechen. Insbesondere Enterprise Resource Planning (ERP) steht hier im Fokus: Schliesslich ist das ERP-System die Schaltzentrale für Prozesse, Workflows und Datenmanagement.
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Ob neue Geschäfts- und Service-Modelle, höhere Produktivität oder schlanke, skalierbare IT-Infrastrukturen – Initiativen für Industrie 4.0, Internet of Things und Cloud erfordern einen Blick auf die bestehende IT-Umgebung, vor allem auf das Enterprise-Resource-Planning-System: Ist es offen für Integrationen und Anpassungen, ist es auf die Echtzeit-Vernetzung mit der Produktion vorbereitet, unterstützt es mobile Anwendungen und ist es cloudfähig?

Die Herausforderungen

Aus der Praxis mit Epicor-ERP-Projekten machen insbesondere sechs Fragestel­lungen deutlich, wann es an der Zeit ist, das bestehende Enterprise-Resource-Planning-System grundlegend zu erneuern, um künftig eine nachhaltige Innovationsstrategie zu gewährleisten:

Echtzeit-Vernetzung von Unternehmensmanagement mit Produktion

Strategische Ziele und Kundenanforderungen versus Zwänge und Engpässe in Produktion und Dienstleistung: typische Konflikte, die sich über alle Ebenen ziehen und zumeist langwierige Abstimmungsprozesse und manuelle Datenvergleiche erfordern. Die Lösung dafür ist eine Echtzeit-Integration von Produktion und Management, das heisst von ERP und Manufacturing Execution System (MES). Sie ermöglicht es beispielsweise, Aufträge ad hoc mit Maschinenauslastung und Beschaffung abzugleichen, Vorteile aus Industrie-4.0-Anwendungen direkt im Vertrieb und damit direkt beim Kunden zu adressieren oder Ansätze zur Ressourceneinsparungen unmittelbar anhand von Maschinendaten zu evaluieren. Vorteile bringen hier jene Enterprise-Resource-Planning-Anbieter, die ihre ERP-Systeme schon von vornherein auf eine Integration mit Manufacturing-Execution-Systemen vorbereitet haben beziehungsweise aus einer Hand ERP- und MES-Systeme anbieten.

Eine «Wahrheit» im Unternehmen

Relevante Informationen entstehen heute aus unterschiedlichsten Quellen in verschiedensten Formaten. Ein integrierendes System mit datengetriebenem Ansatz ist hier die logische Antwort. Heutige ERP-Systeme erlauben es, selbst Daten und Informationen von Produktionsanlagen, Sensoren an Produkten, Kundenverhalten im B2B-E-Commerce oder Marktentwicklungen zu erfassen, vorzuhalten und Zusammenhänge aufzuzeigen – über Produktlebenszyklen und Unternehmensgrenzen hinweg.

Von dieser Möglichkeit der vernetzten Sicht auf alle Vorgänge profitieren alle Geschäftsbereiche. Argumentationsgrundlagen aus dem operativen Bereich sind damit auf Knopfdruck auch im Finanzwesen, Vertrieb, Business Development oder Marketing verfügbar und nachvollziehbar. Rollenbasiert und auch über mobile Endgeräte zugänglich bietet modernes ERP jedem – vom C-Level Management bis zur Produktion – die jeweils nötigen Echtzeit-Informationen und stellt sicher, dass anhand von tatsächlich relevanten, umfassenden und verlässlichen Daten Entscheidungen getroffen werden.

Einblicke für bessere Entscheidungsfindung

Aus dem Gesamtblick Optimierungen und neue Geschäftsmodelle umsetzen, schneller handeln und frühzeitig Engpässe vermeiden – hier ist eine konsequent zentrale Echtzeit-Datenhaltung aus allen Unternehmensbereichen hilfreich. Auf dieser Grundlage ermöglicht es eine moderne ERP-Lösung, mithilfe von Dashboards und Business Activity Queries Daten aus unterschiedlichen Anwendungen per Drag and Drop zu vergleichen, zu filtern und grafisch darzustellen.

Umfasst die ERP-Lösung auch Enterprise Performance Management, lassen sich Geschäftsergebnisse im Kontext zu Betriebs- und Finanzplänen anhand von Leistungskriterien besser bewerten. Kombiniert mit Business Intelligence (BI) als Teil des ERP erweitern sich die Möglichkeiten für sämtliche Geschäftsbereiche, kritische Stellschrauben in Prozessen zu identifizieren, Alternativszenarien durchzuspielen und zu evaluieren, wie sich Änderungen entlang der Wertschöpfungskette auswirken.

Integration von IoT in Unternehmensprozesse

Intelligente Produkte, Mehrwertservices oder Kundenbindung – so vielfältig die Ansätze mit IoT auch sind, sie haben eines gemeinsam: Ereignisse – zumeist ausgelöst durch Sensoren – sollen kontextgebunden und schnell eine Kaskade von Reaktionen anstossen. Wie dies etwa beim Austausch von Teilen oder bei Eingriffen an Prozessen der Fall ist.

Eine Enterprise-Resource-Planning-Lösung muss demnach über eine entsprechende Middleware in der Lage sein, IoT-Daten zu erfassen, zentral zu verarbeiten und entsprechende Prozesse auszulösen. Neben der Offenheit des Systems braucht es dafür flexible Prozessmodellierung und -automatisierung sowie leistungsfähige Analytics-Tools, die Ressourcen ad hoc sowie auch vorausschauend optimal einsetzen. Kurz: IoT-Prozesse müssen in der ERP-Lösung integrierbar sein und dürfen nicht dazu führen, dass in der Prozesssteuerung eine zusätzliche Ebene der Komplexität entsteht.

Software-Architektur für einfache Anpassungen

Für eine kontinuierliche Optimierung ist es erforderlich, dass Schwachstellen in den verschiedenen Prozessen einfach identifiziert, flexibel angepasst und Dritt-Systeme nahtlos integriert werden können – das heisst die nötigen Veränderungen dürfen nicht dazu führen, dass aus dem Enterprise-Resource-Planning-System ein programmiertechnisches Flickwerk wird. Die Voraussetzung dafür ist, dass das ERP konsequent auf einem einheitlichen und modernen Technologie-Stack basiert wie zum Beispiel Microsoft.Net. Von Vorteil ist zudem eine serviceorientierte Architektur (SOA). Denn SOA ermöglicht eine flexible sowie einfache Integration mit Drittlösungen, zumeist rein durch Konfiguration, ohne Eingriffe am Programmcode. Dies vereinfacht die Administration und schützt darüber hinaus vor Problemen bei späteren Updates und Release-Wechseln.

ERP in der Cloud, On Premise und als Hybrid-Modell

Strategische Anforderungen ändern sich schnell. Daher sind separate ERP-Modelle für den Betrieb im Rechenzentrum und in der Cloud zu kurz gedacht. Ein typisches Beispiel sind neue Standorte im Ausland, die häufig als Start für ERP-Lösungen aus der Cloud genutzt werden. Nachhaltige Vorteile resultieren daraus nur dann, wenn die Cloud-Version mit der On-Premise-Installation der Unternehmenszentrale als Hybrid-Lösung betrieben werden kann, das heisst als einheitliche Umgebung für durchgängige Daten- und Prozessflüsse.

On-Premise-Lösung

Wächst die Auslandsniederlassung, könnte vor Ort eine On-Premise-Lösung inte­ressant werden. Oder ein Unternehmen entscheidet, seine gesamte ERP-Infrastruktur in die Cloud zu migrieren. Der Weg in die Cloud oder zurück in den Eigenbetrieb gelingt ohne grossen Aufwand nur dann, wenn die ERP-Softwareinstanzen jeweils die gleiche Architektur aufweisen mit denselben Funktionalitäten, Datenmodellen und Business-Logiken.

Ein detaillierter Blick auf die technolo­gische Basis einer Enterprise-Resource-­Planning-Lösung und damit die Fähigkeit des Anbieters, eine freie Wahl des Betriebsmodells zu gewährleisten, ist daher ratsam, um Investitionen zu schützen und schnell handeln zu können.


Insgesamt sind die Unternehmen in den etablierten Industrieländern gefordert, mit innovativen Technologien ihren Wettbewerbsvorsprung weiter auszubauen. Denn die Konkurrenz, insbesondere aus den Schwellenländern, holt auf, wie eine aktuelle Studie von Epicor (www.gettinggrowth.co.uk) zeigt.

Besonders die Unternehmen in Indien und Mexiko investieren in Technologie, um die Produktivität ihrer Mitarbeiter zu fördern, agiler zu werden und sich schneller an Veränderungen in unterschiedlichen Märkten anzupassen. Dadurch können sich diese Unternehmen schneller in einem neuen Markt positionieren und Prozesse etablieren, um ihr Produktportfolio an Kundenbedürfnissen ausrichten zu können und im Ergebnis ihre Gewinnspannen zu erhöhen.

Fazit

Industrie 4.0 beziehungsweise IoT sind eine Art Weckruf für die bestehende Unternehmens-IT. Denn Initiativen in diese Richtung erfordern eine moderne, darauf vorbereitete IT-Umgebung. Ansonsten erhöhen punktuelle Innovationen nur die Komplexität veralteter Systeme und führen zu zusätzlichen technischen Fesseln, die spätere Systemmodernisierungen verteuern.