ICT & Technik

Internationalisierung

Schweizer ICT-Wissen hat noch enormes Potenzial im Ausland

Der Schweizer ICT-Bereich ist keine homogene Branche. Zur Branche gehören hierzulande zahlreiche Dienstleistungsanbieter. Schweizer ICT-Produkte, in denen viel Know-how steckt, brauchen sich im internationalen Wettbewerb nicht zu verstecken. Entsprechend hoch ist das Internationalisierungspotenzial Schweizer ICT-Unternehmen.
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Seit letztem Jahr erweitert die Schweizer Aus­senwirtschaftsförderin Osec ihre Branchenkompetenz kontinuierlich. Sie stellt speziell auch im ICT-Bereich besseres Marktwissen zur Verfügung, das den KMU zugute kommt, die ihre Exportfähigkeit auf- und ausbauen. Gleichzeitig kann die Osec in ihrer Kundenbetreuung aufgrund der engeren Zusammenarbeit mit ICT-Branchenorganisationen verstärkt auch auf deren Fachwissen zurückgreifen, was die Beratungsqualität zu Gunsten von export­­­orientierten Schweizer ICT-Unternehmen signifikant erhöht. Es ist unbestritten, dass Schweizer ICT-Produkte im Ausland noch gros­ses Absatzpotenzial haben. Bislang ist die ICT-Branche aber noch wenig sichtbar – auch nicht im Ausland. Dabei ist die hiesige ICT-Sparte in den letzten Jahrzehnten rasant gewachsen. Der Branchendachverband ICTswitzerland geht davon aus, dass es im Schweizer ICT-Bereich rund 170 000 Beschäftigte gibt.

Anhand von Marktstudien, die die Osec in Auftrag gegeben hat, können z.­­B. Einblicke in die Länder USA, Indien, Südkorea sowie Deutschland / Österreich vertieft werden. An der ICT-Exportbühne der Osec anlässlich der Verleihung des Swiss ICT Award 2012 in Luzern wird zudem eine Studie zum ICT-Potenzial in Osteuropa vorgestellt werden (siehe Box «Veranstaltungstipp»). Ein sehr interessanter Markt ist Deutschland. Das Land ist in Bezug auf das Umsatzvolumen Europas grösster ICT-Markt (ca. 20 % des EU-Marktes). Weltweit steht Deutschland an vierter Stelle. Der Markt gilt als sehr dynamisch; auch weil er laut Studie einer rasanten Entwicklung unterworfen ist. Sowohl der deutsche als auch der österreichische Markt sind reif und tendenziell eher gesättigt. Die wichtigsten Markttrends und Marktpotenziale in Deutschland sind Cloud Computing (Bereitstellung von IT-Dienstleistungen über das Internet), Smart Grids und Green IT. Vor allem im Bereich Cloud Computing besteht laut einer Osec-Studie ein grosses Umsatzwachstum.

Für Schweizer Unternehmen sind der deutsche, aber auch der österreichische Markt in Bezug auf die tieferen Eintrittsbarrieren im Vergleich zu anderen westeuropäischen Ländern attraktiv. Politische, soziale und wirtschaftliche Stabilität sowie Rechtssicherheit machen die beiden Zielmärkte zu bevorzugten Exportländern. Zudem erleichtern Sprache und Kultur den Markteintritt.

Seit Ende 2011 gehört auch Südkorea zum exklusiven Kreis der Länder mit einem Aussenhandelsvolumen von über 1 Billion USD und unterstreicht seine Rolle als Wirtschaftsnation von globalem Rang. Südkorea ist nicht nur im Export weltmeisterlich. Das Land importiert auch Güter im Wert von rund 425 Mrd. USD und ist mittlerweile der zehntgrösste Importeur der Welt. Für Schweizer Exporteure wird das aufstrebende asiatische Land immer wichtiger. Umso mehr Gewicht bekommt auch das bereits seit 2006 zwischen der Schweiz und Südkorea bestehende Freihandelsabkommen, das zu einer wesentlichen Vereinfachung des bilateralen Handels geführt hat und dem wirtschaftlichen Verkehr zwischen den beiden Ländern weiter Auftrieb verleihen wird. Auch für die Schweizer ICT-Branche bietet das Land Chancen für Schweizer KMU, beispielsweise im Softwarebereich. Der ICT-Sektor trägt denn auch wesentlich zum Wirtschaftswachstum Südkoreas bei, wie aus der Marktstudie «ICT Market in Korea» hervorgeht. Im Jahr 2011 betrug der ICT-Anteil am BIP über elf Prozent. Die südkoreanischen Exporte in diesem Bereich beliefen sich auf rund 157 Mrd. USD. Das grösste Wachstum im Hardwarebereich wird bei den Smartphones, den Tablet-PCs und den Solid-State-Drives (SSD) verzeichnet. Ebenfalls ein kräftiges Wachstum verzeichnen Smart Devices, Cloud Computing, Mobility und Social Network Services. Für Schweizer Firmen, die in Südkorea tätig werden wollen, empfiehlt es sich, mit lokalen Partnern zusammen zu arbeiten, um so zum Beispiel einfacher eigene Komponenten vertreiben zu können. Aufgrund der hochentwickelten Internetstruktur in Südkorea ist für Schweizer Firmen zudem das Online-Marketing bei der Produktdistribution sehr wichtig.

Die USA sind nach wie vor die massgeblichen Technologie-Trendsetter. Einer auf Jahre hinaus wirksamer Megatrend in den USA und weltweit ist das Cloud Computing, wodurch Virtualisierungsbestrebungen zusätzlich Auftrieb erhalten. Entsprechend wird auch die Nachfrage nach Sicherheits- und Management-Tools steigen, so eine Länderstudie zu den USA, die ebenfalls von der Osec in Auftrag gegeben wurde.

Für exportierende Schweizer KMU bieten sich in den USA eine Reihe von interessanten Bereichen an, weil sie noch unterentwickelt bzw. nicht gesättigt sind und vergleichsweise wenig Mitbewerber aufweisen. Dabei handelt es sich um die Anwendungsfelder Financial, Logistik, Security und Smart Grid sowie Education, Mobility, Medical und eben Cloud Computing.

Für einen erfolgreichen Markteintritt in die USA müssen einige Schlüsselfaktoren berücksichtigt werden: vertiefte Zielmarkt- bzw. Branchenabklärungen, Partnerschaften mit etablierten Firmen, Präsenz vor Ort, ferner eine solide Finanzierung sowie die Berücksichtigung von US-Vorschriften und der (Patent-)Schutz des geistigen Eigentums.

Indiens ICT-Industrie sorgte in den vergangenen zwei Jahrzehnten für die grösste Erfolgsstory innerhalb der indischen Wirtschaft. Bisher lag der Fokus auf Dienstleistungen für Exportmärkte, doch nun eröffnet auch der Binnenmarkt zunehmend Absatzchancen. Dies ist laut einer Länderstudie zu Indien auf die hohe Durchdringung mit Mobile Devices und auf eine wachsende urbane Mittelschicht sowie auf die Notwendigkeit zur Steigerung der industriellen Wettbewerbsfähigkeit zurück­zuführen.

Der nach wie vor schnell wachsende ICT-Sektor (internationales Handelsvolumen 2010: 73 Mrd. USD) bietet Schweizer KMU besonders in nachfolgenden Bereichen bzw. Schlüssel­industrien viel Potenzial: Animation und Gaming, Automation, Bioinformatik, E-Governance, Finanz- und Gesundheitswesen sowie die Auto-/Elektroindustrie. Der Schlüssel zum Erfolg sowohl für die Entwicklung von international exportfähigen Produkten und Dienstleistungen wie auch für die Erschliessung des Binnenmarkts liegt in Kooperationen und Partnerschaften.

Unabhängig davon, in welchen Markt ein Unternehmen expandiert: Bei einem Sprung ins Ausland ist eine sorgfältige Vorbereitung entscheidend. Die Umsetzung der Auslandstrategie, das Know-how, die personellen und finanziellen Ressourcen – insbesondere bezüglich ICT-Wissen –, die Konkurrenzfähigkeit des eigenen Produktes im Ausland, die Innovationsfähigkeit und die fremde Geschäftskultur im Zielmarkt sind wichtige Punkte, die vor einer Expansion genau analysiert werden sollten. Ein besonderes Augenmerk gilt es sicherlich auch auf die kulturellen Gepflogenheiten zu richten. Es ist ratsam, auf jeweilige Spezialisten mit entsprechendem Know-how zurückzugreifen, die einem beim Markteintritt richtig beraten. Um erfolgreich zu sein, ist auch die sorgfältige Wahl des richtigen Geschäftspartners zentral. Da kann es auch hilfreich sein, wenn man über eine Empfehlung in Kontakt zu einem möglichen Geschäftspartner kommt.