Das «Customer Relationship Management» (CRM) und die dazugehörige Software gehört in den meisten Grossunternehmen seit vielen Jahren zum Standard. Anders wäre die Arbeit mit einem breiten Kunden- und Lieferantenstamm längst nicht mehr denkbar. Es beginnt bei der zentralen Ablage der Stamm- und Kontaktdaten, geht über die Dokumentation der Kontakthistorie aus E-Mails, Gesprächsnotizen und Wiedervorlagen bis hin zur quantitativen Auswertung der Geschäftsbeziehungen.
Trotzdem galten CRM-Systeme lange als eine Domäne der Konzerne und der grossen Mittelständler. Doch warum? Nun, viele CRM-Lösungen waren und sind vielfach noch immer sehr komplex und damit sehr teuer. Nicht nur in der Anschaffung, auch im Betrieb und in den Folgekosten. Anpassungen der Software und die Schulung der Nutzer sind oft kostspieliger als das System selbst. Zudem muss eine IT-Infrastruktur mit Servern, Sicherheitsvorkehrungen und Personal zur Verfügung stehen. Anforderungen, die kleine KMU oft nicht stemmen können oder wollen.
Auf der anderen Seite waren auch die CRM-Anbieter immer eher an Grosskunden interessiert, denn die sind betriebswirtschaftlich gesehen günstiger. Ein Unternehmen mit 500 Nutzern sorgt im Kundensupport vielleicht für mehr Aufwand als eines mit 50 Anwendern oder weniger, aber nicht für zehn Mal so viel. Schulungen finden intern im Unternehmen statt, ein System-Administrator beantwortet viele Fragen, bevor sie den Anbieter-Support überhaupt erreichen, und an den Anpassungen wird sogar reichlich verdient.
Unnötige Komplexität
In diesem Biotop gediehen einige Anbieter und Dienstleister für komplexe CRM-Systeme jahrelang prächtig. Kleine und mittlere Unternehmen hatten das Nachsehen. Diese Ergebnisse werden in Studien und Untersuchungen immer wieder offenkundig. Die wenigsten KMU sind in der Lage, all die Informationen, welche sie nach Ansicht der Experten sammeln sollten, irgendwie zu verwerten. Laut einer Studie von «Ec4u» aus dem letzten Jahr sprechen 66 Prozent der befragten Unternehmen der Erhebung von Kennzahlen eine erhöhte Bedeutung zu.
Gleichzeitig gaben aber auch 60 Prozent der Unternehmen an, ihre Daten seien veraltet oder unvollständig, sprich nicht nutzbar. Das Marketing- und Vertriebsportal Aquisa hat zusammen mit einer Fachhochschule, einem Branchenverband und der Consulting-Firma BUW GmbH, eine erneute Studie in Auftrag gegeben. Das Ergebnis im O-Ton: «Noch ganz am Anfang stehen Unternehmen im Umgang mit dem neuen Datenreichtum. An allen Ecken und Enden durchleuchten Organisationen ihre Kunden und messen und erheben unzählige Parameter. Allerdings fehlt es vielen Firmen an Prozessen und Strategien, mit denen sich das angehäufte Wissen vergolden liesse.»
Am Ende der Studie kommt Ulf Loetschert, einer der Autoren, schliesslich zu dem Ergebnis: «Neben der grossen Resonanz, die auch die Relevanz des Themas zeigt, hat sich vor allem unser Credo ‹Keep it simple› bestätigt. Wir haben in der Studie nach der Weiterempfehlung der eingesetzten Systeme gefragt (Net Promoter Score / NPS). Es macht deutlich: Anwender sind mit komplizierten Systemen, denen die Usability fehlt, unzufrieden. Das sind die Hauptgründe dafür, dass ein bestehendes System abgelöst oder nicht weiterempfohlen wird. Es geht darum, eine CRM-Anwendung nicht zu überfrachten, sondern sie auf die wesentlich notwendigen Funktionen zu reduzieren: Nur so können Sie die Mitarbeiter in deren Arbeit unterstützen. Aber nicht nur das. Das Ergebnis belegte ebenso, knapp 50 Prozent der befragten Unternehmen nutzen bisher überhaupt kein CRM. Dabei wurden in die Studie KMU mit bis zu einer Milliarde Umsatz einbezogen. Diese Unternehmen waren und sind zum Teil noch immer auf einen provisorischen Mix aus E-Mail-Programm, Excel-Listen und Ordnerstrukturen angewiesen. Der Siegeszug der Cloud und der damit verbundenen SaaS-Lösungen stellen diese ‹Ordnung› jedoch gehörig auf den Kopf. Plötzlich drängen neue, technisch einfachere CRM-Systeme zu einem Bruchteil des Preises auf den Markt. Im Gegensatz zu den althergebrachten Anbietern richten die sich auch speziell an KMU.»