ICT & Technik

Open-Source im Cloud Computing

Eine Zwischenbilanz der Schwarmintelligenz

Der Open-Source-Gedanke bringt viele Vorteile: Innovation, Flexibilität, Wahlfreiheit – und häufig auch weniger Kosten. Mit einer gemeinsamen Entwicklung des IT-Dienstleisters Rackspace und der NASA hat die Community-getriebene Schwarmintelligenz auch im Cloud Computing Fuss gefasst. Eine erste Zwischenbilanz.
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Die Open-Cloud-Bewegung ist die jüngste der in den letzten Jahren überaus erfolgreichen Open-Source-Initiativen. Sie boomt analog zu Linux und Android, und dies nicht nur aus der Entwicklerperspektive, sondern auch im Hinblick auf ihren Einfluss auf das Business. Es hat allerdings einige Zeit gebraucht, ehe sich die Open-Source-Bewegung zu Cloud Computing eine Meinung gebildet hat: Erst 2009 erschien beispielsweise das «Open Cloud Manifest», in dem die Forderung aufgestellt wird, dass die Cloud grundsätzlich offen zu sein habe, sprich: Anwender nicht auf Gedeih und Verderb an eine bestimmte Plattform gebunden werden dürfen. Ein Jahr später entwickelte und veröffentlichte das Unternehmen Rackspace gemeinsam mit der NASA «Open Stack» – die inzwischen am weitesten verbreitete Open-Source-Software für Cloud-Architekturen.

Modularer Aufbau

«Open Stack» gilt als eines der erfolgreichsten Open-Source-Projekte der letzten Jahre – weltweit treiben mehr als 850 Organisationen und 6000 Personen das Projekt tagtäglich voran. Die Entwickler des Co-Gründers Rackspace sind dabei immer noch für einen Grossteil des Codes verantwortlich. «Open Stack» basiert auf Linux und ist freie Software unter Apache-Lizenz. Die einzelnen Komponenten sind modular aufgebaut und umfassen eine Vielzahl von Einzelaufgaben wie zum Beispiel das Berechtigungsmanagement, die Speicherverwaltung, das Netzwerk und ein Dashboard zur web­ba­sierten Steuerung. Es kann von jedem Anbieter genutzt werden, der Cloud-Dienstleistungen anbietet oder von jeder IT-Organisation, die damit ihre privaten Clouds kontrollieren möchte. Prominente Nutzer sind Pay Pal, Ebay, die Wikimedia Labs der Wikimedia Foundation, das CERN und Yahoo.

Kollektive Intelligenz: Für eine Technologie, die sich dermassen schnell entwickelt und so komplex ist wie die Cloud, zählen viele Köpfe mehr als einer. Selten wird das Phänomen der Schwarmintelligenz so gelebt wie bei Open-Source-Projekten – die weltweit besten Entwickler der renommiertesten und führenden IT-Firmen leisten täglich ihren Beitrag und verbessern kontinuierlich das Produkt.

Kosten: Egal, ob sich ein Nutzer für ein reines Open-Source-Angebot oder für eine kommerzielle Open-Source-Lösung entscheidet, wird er im Vergleich zu einer proprietären Software (Lizenz-)Kosten sparen können. Für das Budget von 2014 planen CIOs vor allem Ausgaben für Cloud Subscription und Software, zu Ungunsten von Hardware.

Unabhängigkeit vom Hersteller: Wird eine Cloud auf Basis einer offenen und weitverbreiteten Open-Source-Technologie aufgebaut, hat kein Anbieter die volle Kontrolle über das Open-Source-Framework. Mit der Prävention des sogenannten «Vendor Lock-ins» ist gewährleistet, dass Unternehmen jederzeit den Anbieter wechseln oder eine Multi-Vendor-Strategie leben und damit die Dienste von verschiedenen Anbietern beziehen können.

Nachhaltigkeit der Investitionen: Zugleich fördert die Offenheit auch eine bessere Integration der Cloud-Dienste in bestehende offene oder proprietäre Lösungen, so dass getätigte IT-Investitionen innerhalb der neuen Architektur geschützt sind.

Vielfältige Funktionen: Inzwischen sind viele grosse IT-Unternehmen der «Open Stack-Foundation» beigetreten und unterstützen diese. Anbieter offerieren funktionsreiche «Wolken» auf «Open Stack»-basierten Technologien, kombiniert mit einem qualitativen Support- und Service-Programm.

Ausgereifte Plattform: Im April 2013 erschien das siebte Software-Update namens «Grizzly». In den sechs Monaten vor dem Update stiegen die weltweiten Beiträge aus der «Open Stack»-Community um 56 Prozent, über 7500 Patches wurden behoben. Grizzly bringt weit über 200 neue Funktionen für die Entwicklung von Public-, Private- und Hybrid-Clouds, die noch stärker mit Unternehmenstechnologien integriert werden können. Eine der neuen Funktionen ist «Open Stack Networking», Codename: Neutron. Neutron ermöglicht es, virtuelle Netzwerke für private Cloud-Umgebungen zu entwickeln, zu bearbeiten und zu löschen.

Was wäre das Web ohne offene, universelle Standards wie HTTP und HTML? Die Vision ist, einen ähnlichen Standard für Cloud-Technologien zu erreichen. Um diese Vision des Cloud-Standards zu realisieren, müssen die Cloud-Anbieter nun entsprechende Angebote auf OpenStack-Basis entwickeln, die die Bedürfnisse von Organisationen treffen. Und das ist in den meisten Fällen die Hybrid Cloud als Mischmodell: Denn die wahren Vorzüge des Cloud Computing – extreme Skalierbarkeit und Performance – lassen sich nur mit einer Public Cloud erreichen. Gleichzeitig benötigen die Unternehmen für kritische Daten oder Prozesse den Rahmen der sicheren Private Cloud (siehe Kasten oben). «

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